"Tiangong 1" Chinesisches Raumlabor über Pazifik abgestürzt

Peking/Darmstadt · Der Kontakt zum chinesischen Raumlabor "Tiangong 1" war 2016 abgebrochen. Jetzt ist es wie erwartet über dem Pazifik abgestürzt. Die meisten Teile verbrannten in der Atmosphäre. Bis zuletzt war unklar, wann und wo genau die verbleibenden Trümmerteile auf die Erde stürzen würden.

 Eine undatierte Grafik der chinesischen Raumstation "Tiangong 1".

Eine undatierte Grafik der chinesischen Raumstation "Tiangong 1".

Foto: CMSE via Europa Press/dpa

Das chinesische Raumlabor "Tiangong 1" ist am Montag in die Erdatmosphäre eingetreten und zu großen Teilen über dem Pazifik verbrannt. Das berichtete die chinesische Raumfahrtorganisation CMSEO. Demnach trat das Labor um 8.15 Uhr (Pekinger Zeit, 2.15 MESZ) über dem Südpazifik in die Atmosphäre ein.

Kurz vor dem Wiedereintritt in die Atmosphäre hatte die chinesisches Raumfahrtbehörde noch mitgeteilt, dass die Station über dem Südatlantik abstürzen werde, vor der Küste der brasilianischen Stadt São Paulo. Unmittelbar danach ging "Tiangong-1" dann mitten über dem Südpazifik in den Sturzflug. Das US-Militär bestätigte, dass die chinesische Raumstation über dem Pazifik in die Erdatmosphäre eingetreten sei.

China hatte "Tiangong 1" 2011 ins All geschossen. Ein kontrollierter Absturz des 8,5 Tonnen schweren und zwölf Meter langen Raumlabors über dem Meer war nicht möglich, weil seit März 2016 kein Kontakt mehr zum "Himmelspalast" bestand und die Triebwerke nicht gezündet werden konnten. Das Labor war, abgebremst von der Atmosphäre, der Erde langsam immer näher gekommen. Mitte Januar war die Station noch auf einer Umlaufbahn in etwa 280 Kilometern Höhe unterwegs.

Gefahr für Menschen war als äußerst gering eingestuft worden

Experten hatten geschätzt, dass etwa 1,5 bis 3,5 Tonnen des Raumlabors die Hitze beim Eintritt in die unteren Atmosphärenschichten überstehen und als kleine Stücke auf die Erdoberfläche fallen könnten. Dies gelte vor allem für Teile aus Titan oder Edelstahl. Holger Krag von der Europäischen Raumfahrtagentur (Esa) hatte gesagt, die Trümmerschleppe könne sich über eine Länge von mehr als 1000 Kilometern erstrecken. Länder wie die USA, China und Australien sowie Staaten Afrikas, Südeuropas und Südamerikas hätten vom Absturz betroffen sein können.

Die Gefahr für Menschen war vorab als äußerst gering eingestuft worden. "Die Wahrscheinlichkeit für ein Individuum, von einem Trümmerteil verletzt zu werden, ist so hoch wie die Möglichkeit, von einem Blitz zweimal in einem Jahr getroffen zu werden", hatte Krag gesagt. In der Geschichte der Raumfahrt gab es bisher noch keinen bestätigten Fall, in dem ein Mensch von einem Teil Weltraumschrott verletzt wurde.

Bereits vor einigen Tagen hatte die chinesische Raumfahrtbehörde beteuert, niemand müsse befürchten, dass die Station "wie in einem Science-Fiction-Film wild auf die Erde stürzen wird". Vielmehr werde sie sich in einen "prächtigen Sternschnuppenregen verwandeln, der durch den sternenklaren Himmel zur Erde braust".

Die Hoffnungen von Sternguckern und Astronomen auf ein spektakuläres Himmelsspektakel erfüllten sich jedoch nicht. Die Raumstation sei vor dem Sturz in den weitgehend menschenleeren Pazifik bei Tageslicht über Pöngjang und die japanische Stadt Kyoto hinweggerast, sagte der US-Experte Jonathan McDowell.

China schoss 2016 "Tiangong 2" ins All

"Tiangong 1" war ein experimentelles Weltraumlabor, mit dem Rendezvous- und Andockmanöver getestet wurden. Nach Esa-Angaben gab es zwei bemannte Missionen dorthin. Im Vergleich zur rund 450 Tonnen schweren Internationalen Raumstation (ISS) war der "Himmelspalast" zwar winzig, laut Esa aber größer als der Weltraummüll, der sonst in der Erdumlaufbahn unterwegs ist.

China hatte 2016 ein neues Raumlabor ins All geschossen. In "Tiangong 2" können zwei Astronauten länger als im Vorgängermodell leben. Auch hat es eine höhere Ladekapazität und lässt sich erstmals auftanken.

Mit seinen Raumlaboren will China Erfahrungen für den Bau einer eigenen Raumstation sammeln, die um das Jahr 2022 fertig werden soll. Die zweitgrößte Wirtschaftsmacht der Erde verfolgt ein ambitioniertes Raumfahrtprogramm, das auch den Mond und den Mars als Ziele hat.

(das/dpa/AFP)
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