Neue Theorie aufgestellt Warum man Feinde braucht

Düsseldorf (RPO). Ob Saddam Hussein oder Osama bin Laden, Feindbilder sind in den Medien und der Politik allgegenwärtig. Aber ist der Feind grundsätzlich böse oder wird er nur so dargestellt? Und braucht man Feinde? Die Antwort zeigen Professor Dr. Peter Tepe und Tanja Semlow in ihrer neuen Feindbild-Theorie auf.

Jubel über bin Ladens Tod mit bizarren Auswüchsen
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Sind Feindbilder berechtigt? Ja und nein. Professor Dr. Peter Tepe, der an der Düsseldorfer Heinrich-Heine-Universität Germanistik und Philosophie lehrt, und seine Kollegin Tanja Semlow haben in ihrer Theorie herausgefunden, dass Feindschaften notwendig sind. Aber wie der Feind dargestellt wird, ist nicht immer der richtige Weg.

Sie unterscheiden in ihrer Theorie den einfachen vom grundsätzlichen Feind: Einfache Feinde sind zwar Gegner in ihren Meinungen, halten aber die an den gleichen Werten fest. Ein Anhänger der SPD hat zum Beispiel einen Anhänger der CDU zum einfachen Feind, weil beide an die freiheitlich-demokratische Ordnung glauben.

Daneben gibt es grundsätzliche Feinde, die eine andere Weltanschauung haben und gegen andere Überzeugungssysteme kämpfen. Ein grundsätzlicher Feind wäre dann besipielsweise ein Anhänger einer Diktatur, der die demokratische Ordnung ablehnt.

Tepe ist der Meinung, dass diese grundsätzliche Gegnerschaft an sich legitim ist. Schwierig wird es erst, wenn der Gegner dämonisiert und damit zum Monster gemacht wird. Der Feind wird zum Sündenbock für alles, was in der eigenen Gesellschaft schief läuft.

Aber gerade diese Dämonisierung erweist sich für deren Anhänger als vorteilhaft: Die negative Überzeichnung lässt Kräfte für die Bekämpfung des Gegners frei werden. Ist der Feind böse, müssen größere Anstrengungen unternommen werden und man muss gemeinsam kämpfen, um ihn zu besiegen.

Ist der Feind ein Monster, so die Autoren der Studie, kann man uneingeschränkte Gewalt gegen ihn anwenden, bis hin zu Massakern. Denn die Gegner sind keine Menschen, sondern "Bestien in Menschengestalt". Dadurch wird die Tötungshemmung ausgeschaltet und man "vernichtet den Feind mit gutem Gewissen".

Schaut man sich in der Welt um, findet man viele Beispiele, die die Theorie von Professor Tepe und seiner Kollegin untermauern. Diese Feindschaft und deren Überzeichnung kann man am Verhältnis Osama bin Ladens und der USA ablesen.

Bin Ladens Überzeugungssystem stand der Lebensweise Amerikas ablehnend gegenüber. Er propagierte den Sündenpfuhl dieses Landes, um seine Leute zu mobilisieren, im Heiligen Krieg als Märtyrer für ihre Überzeugungen zu sterben und dabei am besten noch möglichst viele Feinde der seiner Meinung nach falschen Seite mitzureißen.

Die USA dagegen zeigte die Figur Osama bin Ladens als Ausgeburt des Bösen und stellte ihn als den zentralen Drahtzieher für alle terroristischen Anschläge auf der ganzen Welt hin. Durch diese Diabolisierung wurde nicht nur das den freiheitlich-demokratischen Werten entgegenstehende Tötungskommando legitimiert, sondern sie schaffte es, dass die Leute diesen Schritt nicht nur billigten, sondern sogar frenetisch feierten.

(csr)
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