Kein Verlass auf die Sterne Wahrsager landen 2003 kaum Treffer

Roßdorf (rpo). Ob Nostradamus in den vergangenen 500 Jahren mit seinen Vorhersagen hin und wieder richtig lag, darüber streiten die Experten. Was seine Nachfolger angeht, so kann man zumindest für das bald abgelaufenen Jahr 2003 sagen, sie lagen fast immer daneben. Oder heißt der Kanzler etwa Edmund Stoiber?

<P>Roßdorf (rpo). Ob Nostradamus in den vergangenen 500 Jahren mit seinen Vorhersagen hin und wieder richtig lag, darüber streiten die Experten. Was seine Nachfolger angeht, so kann man zumindest für das bald abgelaufenen Jahr 2003 sagen, sie lagen fast immer daneben. Oder heißt der Kanzler etwa Edmund Stoiber?

Der Terrorist Bin Laden ist gefasst und die Welt treibt zerstört in den Tiefen des Alls: All diese Szenarien haben Wahrsager und Astrologen für das Jahr 2003 in den Sternen gelesen. Doch in Zukunftsfragen ist auf den Himmel anscheinend kein Verlass, stellt Michael Kunkel nüchtern fest.

Der Mainzer Mathematiker ist als Mitglied der Gesellschaft zur wissenschaftlichen Untersuchung von Parawissenschaften (GWUP) in Roßdorf bei Darmstadt kritischen Nachfragen verpflichtet. Bei der Überprüfung von mehr als 100 Prognosen mit der Realität hat er eine ernüchternde Trefferquote festgestellt.

Für vorgezogene Neuwahlen standen die Sterne offensichtlich günstig. Gleich mehrere Wahrsager waren sich sicher: So sah Patricia Schwennold den Aufstieg von Angela Merkel zur Bundeskanzlerin voraus.

Wenig vertrauenserweckend

Ihr Münchner Kollege Robert Müntefering setzte dagegen auf Edmund Stoiber. Astrologe Winfried Noe terminiert den Kanzlersturz Schröders für das kommende Jahr. In zwölf Monaten muss sich auch diese Vorhersage der Realität stellen.

Noes Vorhersagen für 2003 sind allerdings wenig vertrauenserweckend. Weder ist Gesundheitsministerin Ulla Schmidt (SPD) zurückgetreten, noch hat Jürgen W. Möllemann "zwischen Mai und November als erfolgreicher Redner" auf sich aufmerksam gemacht.

Er starb Anfang Juni bei einem Fallschirmsprung. Bei der Wiederwahl von Roland Koch in Hessen und Edmund Stoiber in Bayern lag der Astrologe zwar richtig. "Aber hätte er für diese Vorhersage wirklich die Sterne bemühen müssen?" fragt Kunkel.

Michael Jackson: Comeback des Jahres

Auch in der bunten Welt der Prominenten lief nicht alles nach dem Ratschluss der Sterne. Die Schwangerschaft im niederländischen Königshaus gehörte zu den wenigen Treffern der Astrologen.

Bei den Scheidungen lag Kurt Allgeier dagegen voll daneben: Weder bei Schröder-Köpf noch bei Agassi-Graf ging die Ehe auseinander. Michael Jackson, dem Allgeier das Comeback des Jahres voraussagte, musste sich stattdessen mit Vorwürfen des Kindesmissbrauchs auseinander setzen.

Wolfgang Hund traf mit seiner Prognose der Scheidung von Außenminister Joschka Fischer dagegen ins Schwarze, ebenso wie bei den gesundheitlichen Problemen von Nationaltorhüter Oliver Kahn. Allerdings zog Hund seine Schlüsse nicht aus den Sternen, sondern "befragte" die Würfel.

Der Wissenschaftler, ebenfalls GWUP-Mitglied, kombinierte Ende 2002 per Zufallsgenerator die Namen Prominenter mit den in der Regenbogenpresse üblichen Themen: Scheidung, Schwangerschaft, Gesundheit.

"In etwa so schwierig wie den morgigen Sonnenaufgang vorherzusehen"

Beim Irak-Krieg standen die Chancen der Astrologen ebenfalls gut, einen Treffer zu landen, wie Norbert Giesow, der eine "deutliche Kriegsgefahr" in dieser Region wahrsagte. "Zum Zeitpunkt der Prognose am 31. Dezember 2002 war das in etwa so schwierig wie den morgigen Sonnenaufgang vorherzusehen", sagt Kunkel.

Für Astrologin Edeltraud Lukas Moeller stand im Oktober 2002 noch kein zweiter Irak-Krieg in den Sternen. Sie hält sich auf auf ihrer Internetseite allerdings zu gute, dass sie das "endgültige Ende" des ersten Irak-Kriegs gesehen hat.

Was die Festnahme von Saddam Hussein betrifft, findet Moeller beim Blick in den Himmel ebenfalls keine eindeutigen Antworten: Die Konstellation im fünften Mars-Zyklus lässt sie allerdings zweifeln, ob tatsächlich der echte Diktator aufgestöbert wurde.

Die großen Untergangszenarien überließen die deutschen Wahrsager ihren Kollegen in den USA. Dort prophezeite nach Informationen von Kunkel der selbst ernannte Häuptling "Black Eagle Malachi" in einer Gemeinde bei Atlanta den Weltuntergang für den 5. Mai.

Seine Jünger und er sollten von einem Raumschiff mit 144.000 Plätzen gerettet werden. Stattdessen kam jedoch die Polizei und verhaftete den Mann wegen des Verdachts auf Kindesmissbrauch.

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