Düsseldorf Was wir über die Vogelgrippe wissen müssen

Düsseldorf · In NRW werden erste Schutzmaßnahmen für die Geflügelhaltung getroffen. Der neue Erreger gilt als besonders aggressiv.

Vogelgrippe - Wie verhalte ich mich richtig?
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Foto: AP

In deutschen Geflügelställen herrscht erneut Ausnahmezustand: Zugvögel haben ein neues Vogelgrippe-Virus nach Deutschland gebracht. Das Virus gilt als hoch ansteckend und aggressiv. Bislang sind auch drei Geflügelbetriebe von der Epidemie betroffen. Ende vergangener Woche war die hoch ansteckende Krankheit in einem Großbetrieb in Schleswig-Holstein ausgebrochen. 30.000 Hühner mussten teilweise vorbeugend getötet werden, damit ein weiteres Ausbreiten der Krankheit verhindert wird. Wie es zu der Ansteckung in dem gut gesicherten Betrieb kommen konnte, sei bislang noch ungeklärt, heißt es beim zuständigen Friedrich-Loeffler-Insitut für Tiergesundheit (FLI).

Auch in Nordrhein-Westfalen werden inzwischen erste Schutzmaßnahmen getroffen. In Teilen von Ostwestfalen-Lippe sowie des Niederrheins und des Münsterlandes gilt seit Anfang der Woche eine Stallpflicht für Nutztiere, um den direkten Kontakt zu Wildtieren, aber auch etwa zu deren Kot zu verhindern. Der Erreger habe sich weiterentwickelt, heißt es beim FLI. Grund zur Panik gebe es laut Robert-Koch-Institut aber nicht.

Wir beantworten die wichtigsten Fragen zu diesem Thema.

Die Vogelgrippe (aviäre Influenza) tritt hauptsächlich bei Hausgeflügel, insbesondere bei Hühnern und Puten, auf. Der neue Vogelgrippe-Erreger wurde laut FLI von Zugvögeln aus Zentralrussland, Sibirien und der Mongolei nach Europa gebracht. Das Virus sei bereits bei Geflügel und Wildvögeln in Polen, Ungarn, Österreich und der Schweiz nachgewiesen worden. Auch am Bodensee seien Wildvögel von der Infektion betroffen.

Die Erreger der Vogelgrippe sind hochgradig ansteckende Influenzaviren der Subtypen H5 und H7. Bislang ist vor allem der Subtyp H5N1 für das Vogelsterben verantwortlich gewesen. Bei dem aktuellen Erreger handelt es sich um eine mutierte Form des Subtyps H5N8, über dessen genauen Eigenschaften man laut Bundesforschungsinstitut für Tiergesundheit (FLI) bislang noch keine konkrete Aussage treffen könne. Auffällig sei aber, sagt Elke Reinking vom FLI, dass Wildvögel deutlich stärker unter dem Erreger leiden, als das in den Vorjahren der Fall war. Auch Enten und Greifvögel seien betroffen. Das Virus verhalte sich bei den Tieren sehr aggressiv. Bis zum Tod dauere es oft nur wenige Stunden.

Laut Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) sind bislang keine Fälle bekannt, in denen sich ein Mensch mit dem H5N8-Virus infiziert hat. In der Vergangenheit hatten sich jedoch Menschen mit anderen Subtypen des Erregers angesteckt, etwa mit dem H5N1- oder dem H7N9-Virus. Eine Übertragung des neuen Erregers H5N8 über infizierte Lebensmittel sei unwahrscheinlich, heißt es beim BfR.

Die Vogelgrippe ähnelt in ihrem Verkauf einer saisonalen Grippe. Typischerweise treten wenige Tage nach Infektion schnell hohes Fieber, Husten und Atemnot auf. Etwa die Hälfte der Patienten leidet außerdem an Magen-Darm-Problemen wie Durchfall und Erbrechen.

Dass infiziertes Fleisch in den Handel gerate, sei sehr unwahrscheinlich, heißt es beim Robert-Koch-Institut. Ist die Vogelgrippe in einem Betrieb ausgebrochen, muss zur Vorsichtsmaßnahme der gesamte Bestand getötet werden, damit eine weitere Ausbreitung und der Konsum von kontaminiertem Fleisch verhindert werden. Das BfR rät jedoch, Geflügelfleisch stets durchzugaren, also für mindestens zwei Minuten auf 70 Grad zu erhitzen. Auch beim Umgang mit rohem Geflügel sollte man derzeit besonders umsichtig sein; man sollte rohes Fleisch etwa getrennt von anderen Lebensmitteln lagern und Oberflächen sowie Hände deutlich gründlicher reinigen, als man es im Haushalt normalerweise schon tun sollte.

Zwar gibt es bislang keine Fälle, in denen eine Infektion durch rohe Eier oder Rohwursterzeugnisse mit Geflügelfleisch nachgewiesen werden konnte; das BfR rät jedoch, in den nächsten Wochen auf ein weich gekochtes Frühstücksei zu verzichten. Eier sollten mindestens sechs Minuten gekocht werden, bis Eiweiß und Eigelb fest sind.

Am Bodensee wird Tierhaltern bereits dazu geraten, ihre Hunde an die Leine zu nehmen und Katzen nicht frei laufen zu lassen. Dadurch solle vor allem verhindert werden, dass Hunde und Katzen tote und infizierte Wildtiere verschleppen und das Virus so weiter ausbreiten. Eine Infektion von Haustieren sei aber bislang nicht bekannt, sagt Elke Reinking vom FLI. Das Forschungsinstitut untersuche derzeit, ob der mutierte Erreger H5N8 Säugetieren überhaupt gefährlich werden könne.

Aus Sorge um eine Ausbreitung der Vogelgrippe in Nordrhein-Westfalen muss Geflügel in Gebieten von 16 Städten und Kreisen vorerst im Stall bleiben. Seit Dienstag gilt Stallpflicht für Nutzgeflügel in größeren Teilen von Nordrhein-Westfalen. Betroffen sind auch Bereiche von Soest, Bottrop, Düsseldorf und Leverkusen.

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