"Das große Finale" US-Sonde Cassini stürzt in Saturn

Pasadena · 20 Jahre nach ihrem Start und nach 13 Jahren im Orbit des Gasriesen Saturn nähert sich das Ende für die Nasa-Sonde Cassini: Am 15. September wird sie in der oberen Atmosphäre des Ringplaneten verglühen. Dies wurde bei einer Telefonkonferenz der Nasa bekannt.

 Die Raumsonde Cassini in einer Computer-Animation. (Archiv)

Die Raumsonde Cassini in einer Computer-Animation. (Archiv)

Foto: dpa, fgj

Es ist ein Ende mit einem großen letzten Knall und kein langsames Verstummen in den Weiten des Weltalls. Die US-Weltraumbehörde Nasa nennt es darum auch bei einer Telefonkonferenz am Dienstagabend das "Grand Finale" — das große Finale, das im April seinen Anfang nahm, als der Kurs der rund 2,5 Tonnen schweren Sonde verändert wurde. In mehreren Schritten soll sie sich der Atmosphäre nähern und dabei das komplexe Ringsystem näher untersuchen, das den Gasriesen spektakulär umgibt.

In den 13 Jahren im Saturn-Orbit hat die Sonde, die nach dem italienischen Astronomen Giovanni Domenico Cassini (1625 — 1712) benannt worden ist, unser Verständnis von dem rund 900 Millionen Kilometer entfernten Gasriesen, seinen Stürmen und seinen Ringen revolutioniert. Zudem haben die Ingenieure gelernt, mit den an Bord vorhandenen Instrumenten zu improvisieren — um am Ende insgesamt knapp 600 Gigabyte an Daten zu sammeln.

Potentielles Leben auf Saturn-Monden?

Zu den größten Erfolgen zählt aber, dass die Sonde in den gewaltigen Wasserfontänen am Südpol des Saturn-Mondes Enceladus mit rund 500 Kilometer Durchmesser neben Methan und Kohlendioxid auch Wasserstoff entdeckt hat. Und die mögliche Erklärung dafür sind chemische Prozesse, die zu einem Schluss führen: In dem Wasser unter der 30 bis 40 Kilometer dicken Eisschicht von Enceladus scheint Leben möglich zu sein.

Der andere große Erfolg der Mission dreht sich ebenfalls um einen Saturn-Mond: Titan. Erreicht wurde er zusammen mit dem Landesystem Huygens der europäischen Weltraumagentur ESA, das 2005 auf der Oberfläche des Mondes aufsetzte. Wir wissen nun: Die Titan-Atmosphäre hat Ähnlichkeit mit der einer jungen Erde vor Milliarden Jahren. Der 5150 Kilometer große Mond ist geologisch aktiv und hat eine feste Oberfläche aus Eis und Methanhydrat. Vor allem aber haben Cassini und Huygens dort Kohlenstoff-Verbindungen entdeckt, die wiederum die Basis für Leben sein könnten.

Das Ende kommt am 15. September

Noch haben Saturn und seine Monde nicht alle ihre Geheimnisse offenbart und die Wissenschaftler würden gerne noch mehr Daten sammeln. Aber der Treibstoff der Sonde neigt sich dem Ende. Darum untersucht sie nun in ihren letzten Tagen noch einmal das komplexe System der Saturn-Ringe aus der Nähe. Am 14. September nimmt Cassini dann ihre letzten Bilder auf, die unter anderem Enceladus und Titan zeigen. Dann beginnt die letzte Phase des finalen Abstiegs in die Saturn-Atmosphäre: Die Sonde richtet ihre Antenne in Richtung Erde aus. Ein letztes Mal zündet der Antrieb, und die Sonde nimmt Kurs auf die dicke Wolkendecke des Gasriesen. Die Instrumente an Bord werden dabei so viele Daten wie möglich über die Zusammensetzung der Atmosphäre sammeln. Vermutlich rund 1500 Kilometer über der obersten Wolkenschicht wird die Kommunikation dann am 15. September um 13.54 unserer Zeit abbrechen: Die Sonde wird auseinanderbrechen und verglühen. Es ist das Ende der insgesamt knapp 3,3 Milliarden US-Dollar teuren Mission

Die Wissenschaftler hätten die Sonde auch sich selbst überlassen können. Doch die Gefahr schien zu groß, dass die 6,7 Meter lange und vier Meter breite Sonde auf die Saturn-Monde Enceladus oder Titan stürzen und das zumindest mögliche Leben auf den Monden gefährden könnte — oder dass sie deren Oberflächen mit irdischen Bakterien, die vielleicht immer noch überlebt haben, verseucht.

(jov)
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