"Monstersturm" über Island "Solche Stürme wird es immer wieder geben"

Düsseldorf · Bei Grönland braut sich ein gigantischer Sturm zusammen. Am Nordpol ist es deshalb im Moment um die 30 Grad wärmer als normal. Mit dem Klimawandel hat dieses extreme Wetter aber nichts zu tun, sagt der Tornadobeaufragte des Deutschen Wetterdienstes. Er spricht von einer "Laune der Natur".

Das Satellitenbild von der Nasa zeigt den Sturm, der in den vergangenen Tagen in den USA für Extremwetter sorgte. Über Island braut sich etwas noch Heftigeres zusammen.

Das Satellitenbild von der Nasa zeigt den Sturm, der in den vergangenen Tagen in den USA für Extremwetter sorgte. Über Island braut sich etwas noch Heftigeres zusammen.

Foto: afp, kb

"Der Grund für das ungewöhnliche Wetter, das wir im Moment beobachten, sind warme und kalte Luftmassen, die aufeinandertreffen", sagt Andreas Friedrich, Tornadobeauftragter des Deutschen Wetterdienstes (DWD). Kalte Luft vom Atlantik trifft auf sehr warme Luft von den tropischen Gebieten. Begleitet wird der Sturm von zwei Tiefdruckgebieten. "Wetterlagen wie diese sind normal für die Monate Dezember und Januar", sagt Friedrich. Die Stärke des Sturms allerdings ist ungewöhnlich.

Forscher des amerikanischen Wetterdienstes NOAA haben den Sturm auf der Grundlage eines globalen Wettermodells vorhergesagt. "Die Daten sind belastbar", sagt Friedrich. Jedes Land habe sein eigenes System, doch die Daten, auf die die Forscher weltweit zurückgreifen, sind weitgehend dieselben. "In unserem Modell 'ICON' wird der Sturm auch angezeigt. Gerade sehe ich das Tief südlich von Island", sagt Friedrich.

Dass es am Nordpol in diesen Tagen voraussichtlich bis zu 50 Grad wärmer wird, als es für die Jahreszeit normal wäre, will Friedrich allerdings nicht bestätigen. "Unsere Wetterstation auf Spitzbergen nördlich vom Nordkapp misst heute Morgen plus vier Grad Celsius. Normal wären minus 20 bis minus 30 Grad", sagt Friedrich. Demnach ist es am Nordpol derzeit zwischen 20 und 30 Grad wärmer als normal - keine 50 Grad, aber trotzdem ein bemerkenswerter Temperaturunterschied, sagt Friedrich.

Trotzdem - so außergewöhnlich, wie das Wetter auf den Laien wirken mag, ist es aus Sicht des Experten nicht. "Wir haben in der Vergangenheit schon stärkere Tiefs gemessen", sagt Friedrich. "Extreme Wetterlagen wie diese wird es immer wieder geben." Denn mit dem Klimawandel oder dem viel diskutierten Phänomen "El Niño" habe das nichts zu tun, erklärt der Tornadobeauftragte. "Dass ein Sturm wie der über Island entsteht, ist einfach ein Zufall im chaotischen System, in dem unser Wetter entsteht", sagt Friedrich. Kalte Luft trifft auf warme Luft, es entsteht ein Sturm - ein alltägliches Szenario für Wetterforscher.

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Auswirkungen auf das Wetter in Deutschland hat der Sturm im Norden kaum. "In der Silvesternacht erreicht uns der Rand des Tiefdruckgebiets. Es kommt zu Regen, in einigen Gebieten auch zu Glatteisregen", sagt Friedrich. In Nordrhein-Westfalen pendeln die Temperaturen zwischen fünf und zehn Grad. In der Nacht kann es im Bergland bis zu minus ein Grad kalt werden, dann besteht Glatteisgefahr. Das neue Jahr beginnt in der Region überwiegend trocken und teils heiter, teils bewölkt. Die Temperaturen steigen auf zwischen fünf und acht Grad - also ganz normal für diese Jahreszeit.

(lsa)
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