Auf Ein Glas Riesling aus dem Rheingau

An jedem dritten Freitag im Monat geben wir hier eine Wein-empfehlung - heute von Kultur-Redakteur Lothar Schröder.

Der Rheingau ist eines der kleinsten geschlossenen Anbaugebiete Deutschlands und eine der schönsten Lagen für den Riesling. Ein bisschen Spätburgunder (vor allem bei Asmannshausen), noch weniger Frühburgunder - im Grunde war es das auch schon. So gilt die ganze Konzentration der edlen Weißweintraube, die Goethe als Gast bei den Brentanos schon lobte und Heine zu einer ungewöhnlichen Beschwörung ermunterte: Sollte er als Dichter jemals in die Lage kommen, mit seinen Versen Berge zu versetzen, so würde er den Johannisberg des Rheingaus überallhin mitnehmen. Derart literarisch beflügelt landen wir mitten in Oestrich-Winkel beim VDP-Winzer August Eser. Das von Désirée Eser Freifrau zu Knyphausen familiengeführte Gut ist mit seiner Größe von elf Hektar mittelgroß, hat aber 17 verschiedene Lagen; davon sind acht als "Große Lage" und drei als "Erste Lage" klassifiziert. Darunter ist das "Lenchen", das auf einem Löß-Lehmboden liegt, also gut mit Wasser versorgt und für den Rheingau eine nicht ganz typische Mineralität besitzt. Bei Eser bekommt der Wein noch Zeit zu reifen, und so war bis vor Kurzem das Lenchen von 2014 noch nicht abgefüllt. Verkostet haben wir darum den 2013er, Kabinett feinherb, der mit elf Prozent Alkohol bezaubernd leicht ist und dennoch eine ausgeprägte Rieslingnote hat. 88 Grad Oechsle sind ein ordentliches Mostgewicht für einen Wein, der aromatisch ist und sich mit seiner harmonischen Säure auch für Alleingänge eignet. Wer jetzt neugierig geworden ist, sollte auch die Chance der Jahrgangsverkostung am 4., 5., 7. und 12. Dezember im Weingut nutzen.

INFO Weingut Eser, Friedensplatz 19, 65375 Oestrich-Winkel; Tel 06723-5032; Online-Bestellung: www.August-Eser-Weinshop.de; der empfohlene Riesling kostet 7,90 Euro (0,75 l)

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort