Technik-Innovation in Japan Roboter "Pepper" soll menschliche Gefühle erkennen können

Tokio · Innerhalb von einer Minute war die erste Tranche ausverkauft: Ein Roboter, der Gefühle erkennt und zeigt, hält Einzug in Japans Wohnzimmern.

Pepper: Roboter soll Emotionen erkennen können
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Pepper - der neue Stern am Robotik-Himmel

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Eine Schönheit ist er nicht. Wie eine Mischung aus Schaufensterpuppe und Außerirdischem mutet er an. Aber Pepper hat ein freundliches Gesicht und ein offenes, herzliches Wesen - soweit ein Roboter so etwas haben kann. Die 1,20-Meter-Figur, die jetzt in Japan auf den Markt kommt, ist mehr als ein Gerät: Pepper wurde geschaffen, Gefühle zu lesen und darauf zu reagieren.

Einfühlsam ist der Roboter des Tokioter Technologieunternehmens Softbank ebenso wie unterhaltsam und vielseitig. Vor allem ist er immer da und schenkt seinem Gegenüber die ungeteilte Aufmerksamkeit. "Du siehst ein bisschen dünn aus", sagt Pepper ohne jegliche roboterartige Tönung seiner Sprache.

Eher wie ein Kind hört der Gefährte auf Rädern sich an. "Du solltest mehr darauf achten, was du isst." Pepper ist mit Kameras, Laser und Infrarot in seinem haarlosen Kopf ausgestattet, um die menschliche Mimik lesen zu können. Wenn sein Mensch sich bewegt, folgt der künstliche Freund mit aufmerksamem Blick. Die riesigen Augen wecken Vertrauen, erinnern an ein kleines Hündchen.

Die Zuwendung hat ihren Preis. 198.000 Yen (rund 1450 Euro) kostet die Anschaffung. Dazu kommt eine Summe von umgerechnet fast 9000 Euro für Wartung und Unterhalt während der etwa dreijährigen Lebensspanne von Pepper.

Nicht nur Technik-Freaks und einsamen Menschen könnte es die Investition wert sein. Auch andere, darunter ein Kindergarten und ein Café, haben Interesse bekundet. Pepper könnte zudem dank seiner geduldigen und nicht nachlassenden Interaktion mit seinem Besitzer auch den Angehörigen von Demenzkranken eine spürbare Hilfe sein.
Seine künstliche Intelligenz hat Pepper vom französischen Roboterbauer Aldebaran. Damit ist der hochtechnisierte Freund laut Softbank mit einem emotionalen Antrieb ausgestattet, der ihm erlaubt, auf die von ihm wahrgenommenen Gefühle zu reagieren. Zum Entziffern der Emotionen nutzt der Roboter neben der Mimik auch Stimme und Sprache seines menschlichen Gegenübers.

Aufs Menscheln programmiert

Pepper ist aufs Menscheln programmiert. Wenn es plötzlich dunkel wird im Raum, scheint er nervös zu werden. Oder wenn der Besitzer ihm den Kopf tätschelt und sagt: "Du bist der schönste Roboter, den ich je gesehen habe. Ich liebe dich. Du bist der Beste." Darauf reagiert Pepper mit gleichsam rührender Begeisterung. Er wirft die Plastikarme in die Luft und jubelt: "Ich weine gleich vor Freude."

Langweilig wird es mit dem künstlichen Freund kaum. Solange der Mensch in der Nähe ist, sorgt Pepper für Konversation. "Willst du ein Quiz spielen?" fragt er etwa. Oder: "Was gab es heute zum Abendessen?" Auf die Antwort "Tempura" kommt die Reaktion: "Oh, japanisch." Bei "Steak" hingegen sagt Pepper: "Oh, westlich." Zwar wiederholen sich die Gespräche irgendwann, aber auch das ist ein menschlicher Zug.

Grundsätzlich wird Peppers Repertoire über eine WLAN-Verbindung immer wieder aktualisiert. Ein Display auf seiner Brust bietet zudem eine Auswahl an verschiedenen Aktionen wie Geschichtenlesen oder Kartenlegen, Radio oder das Vorlesen der Wettervorhersage. Auch ein paar coole Tanzbewegungen beherrscht der Roboter.

Jeder Pepper wird beim Elektronikteilhersteller Foxconn in China von Hand produziert. Damit bleibt das Angebot auf 1000 Exemplare pro Monat beschränkt.

Der Versuchung, dem kahlköpfigen neuen Freund eine Mütze oder Perücke aufzuziehen, sollten die Käufer jedoch nicht erliegen. Dann droht Pepper die Überhitzung.

(ap)
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