Ordnungskräfte für die Küche

Der Jahreswechsel ist auch immer Anlass zum Aufräumen - geistig und körperlich. Die Italienerin Roberta Schira verspricht: Ordne deine Küche richtig und werde glücklich!

Fast jeder hat einen: den Küchenschrank des Grauens. Aus dem entweder unzählige Tupperdosen-Deckel herausfallen, wenn man nur eine Dose herausnimmt. Oder in dem die fragilen Topfstapel mit jeder weiteren Karussell-Drehung im Eckschrank bedrohlich ins Wanken kommen. Oder die Versuchsanordnung, die sich hinter der verschlossenen Schranktür verbirgt und bei der überprüft wird, wie lange man ein Mindesthaltbarkeitsdatum von Lebensmitteln überschreiten darf, ohne beim Verzehr körperliche Reaktionen zu zeigen.

Zum neuen Jahr packen viele das Vorsätze-Fieber, der Drang zum Entrümpeln, zum Aufräumen, Sich-leicht-machen für die kommenden zwölf Monate. Auch in der Küche. Das empfiehlt zumindest die italienische Bestsellerautorin Roberta Schira in ihrem neuen Buch "Magic Kitchen - Wie die richtige Ordnung in der Küche glücklich macht", das am 9. Januar erscheint. Sie fragt darin: Wann haben Sie Schränke, Schubladen und den Kühlschrank zuletzt richtig sortiert? Haben Sie je überlegt, welche Töpfe, Pfannen und Schüsseln Sie wirklich brauchen und wo Sie Ihre Lebensmittel sinnvollerweise am besten aufbewahren?

Wer diese Fragen mit "Schon länger her" oder schlicht "Nein" beantwortet, wird zur Kundschaft. Schiras wichtigster Ordnungsgrundsatz lautet: "In der Küche hat nur eine(r) das Sagen." Das bedeutet nicht, dass nur eine Person an den Herd darf, aber in der Regel ist dieser Mensch derjenige, der sich darum kümmert, dass alles immer wieder an Ort und Stelle zurückkommt. Und es lohnt sich, behauptet zumindest die etwas esoterisch angehauchte Italienerin. "In der Küche Ordnung zu schaffen, ist ein entscheidender Schritt zur persönlichen Weiterentwicklung und zielt auf ein verbessertes Verhältnis zu Lebensmitteln und zu allen, die sich mit uns in der Küche aufhalten", sagt sie.

Stichwort Lebensmittel: Die Menschen in Industrieländern schmeißen viel zu viele Lebensmittel weg, oder sie verzetteln sich beim Kauf von Schwämmen, Gewürzen oder Backpulvertütchen. Sie haben keinen Überblick über das, was sie noch im Haus haben, und erliegen dann im Supermarkt dem Angebot und werfen noch dieses und jenes in den Wagen. "Mit diesen Doppelkäufen stopfte ich meine Küche voll und musste immer wieder etwas wegwerfen, weil es abgelaufen war", schreibt Schira, die deshalb rät, Vorräte nach klaren Kriterien zu sortieren. Sie empfiehlt, wie es auch im Supermarkt die Mitarbeiter machen, immer die neuen Produkte nach hinten zu räumen. Zudem ist es praktisch, an der Schranktür einen Zettel zu befestigen, auf dem man fehlende Dinge notieren kann - so hat man automatisch auch einen Einkaufszettel. Und man sollte Einkäufe sofort wegräumen und nicht in Taschen oder Körben vergessen. Schira notiert sich immer auf einem Block in der Küche, was fehlt, zum Beispiel Linsen. Dann kauft sie welche, füllt sie in einen Glasbehälter, schneidet das Etikett der Verpackung ab und klebt es auf einen Behälter. Denjenigen, die das umständlich finden, entgegnet sie, dass sich so viel Zeit sparen lasse.

Ebenfalls ein wichtiger Punkt, der für Ordnung in der Küche spricht: Je weniger Dinge herumstehen, desto leichter lassen sich Oberflächen und Schubladen sauberhalten. Und Sauberkeit ist vor allem aus hygienischen Gründen enorm wichtig. Deshalb empfiehlt Schira auch, den Kühlschrank nicht so vollzustopfen, denn sonst kann die kühle Luft nicht zirkulieren. Und damit man nichts im Kühlschrank oder Gefrierfach vergisst, rät die Italienerin, einmal im Monat eine "Alles muss raus"-Küchenparty zu geben. Bei der Küchenplanung wäre die Größe des Kühlschranks zu beachten: denn je größer er ist, desto mehr kann man ihn vollstopfen.

Auch wenn es in vielen Küchen-Prospekten anders beworben wird: Eine Leiste mit Küchengeräten gehört nicht direkt über den Herd, dort verschmutzt sie nur unnötig. Gleiches gilt für Kochbücher. Sie sollten in Regalen außerhalb der Küche stehen, auf ein vom Herd entferntes Bord gehören nur wenige Exemplare, die gerade benötigt werden.

Für einiges Chaos sorgt das Problem, sich nicht gut von Dingen trennen zu können. Dabei handelt es sich meist um Utensilien, die man nicht dringend benötigt. Beispiel Töpfe und Pfannen: "Der Topf ist dem Küchenchaoten das, was die Schuhe dem Modebesessenen sind: Jede Gelegenheit ist recht, um einen neuen zu kaufen", stellt Roberta Schira fest.

Deshalb besitzen Menschen Crêpes-Pfannen, Grill-Pfannen, Spargeltöpfe, Fischtöpfe, Spaghetti-Töpfe, Eierkochtöpfe, Milchtöpfe. Von den normalen Töpfen haben einige ihre besten Zeiten hinter sich, es fehlt der Deckel, oder es wackelt der Griff. Die Italienerin kennt in diesem Punkt kein Erbarmen: Nur Entrümpeln schafft Luft. "Entsorgen Sie alles, was Sie seit einem Jahr nicht mehr benutzt haben", rät sie. Womöglich freuen sich soziale Einrichtungen über eine Spende von funktionierenden Sachen. Bei Dingen, die man geschenkt bekommen hat, hilft eine offene Frage im Freundeskreis: Wer kann eine Saftpresse/Popcornmaschine/Raclette-Pfanne gebrauchen? Ich hätte eine abzugeben!

Für manche Veränderung ist es mit Umräumen nicht getan, da muss ein Heimwerker oder Schreiner her. Wem es zum Beispiel lästig ist, ständig Schüsseln oder Teller hochheben zu müssen, um an ein anderes Stück Porzellan heranzukommen und der deshalb das Geschirr nicht ordentlich wegräumen kann, benötigt sicherlich zusätzliche Böden für Hänge- oder Unterschränke.

Roberta Schira möchte niemanden zum Ordnungsfanatiker erziehen, aber wer den Überblick über Vorräte, Arbeitsgeräte und Sauberkeit behält, der fühlt sich in seiner Küche auch wohl. Sie empfiehlt die Sieben-Minuten-Regel. Diese seien das Minimum an Zeit, das man - allerdings mit Spülmaschine - benötigt, um an einem normalen Tag klar Schiff machen.

(mso)
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