Buchmesse Leipzig lohnt sich

Leipzig · Eine Reise zum Buch: Vom 17. bis 20. März findet in Leipzig die Frühjahrsbuchmesse statt. Im Mittelpunkt der vier Tage steht Europas größtes Lesefest.

Zugegeben: Frankfurt ist viel näher und die Buchmesse dort auch größer. Doch unterm Strich ist Leipzig lohnender, vor allem für den sogenannten Endverbraucher, den wir einfachheitshalber Leser nennen wollen. Denn im Gegensatz zur weltgrößten Buchmesse am Main ist der kleinere, aber traditionsreiche Frühjahrsableger vom ersten Tag an fürs gemeine Lesevolk geöffnet. Und bei 2200 Ausstellern dauert es schon eine Zeit, bis man sich einen Überblick über das Bücherfrühjahr verschafft hat. Das ist schon spannend genug, zumal in jeder Messehalle diverse Veranstaltungsecken locken. Der eigentliche Messe-Clou aber findet - machen wir uns nichts vor - außerhalb der Hallen statt. Das ist "Leipzig liest" - das zum 25. Mal veranstaltet wird und Europas größtes Lesefest ist.

Um die Ausmaße des Lesefestes zu erahnen, reichen allein diese Zahlen: An den vier Tagen werden rund 3000 Autoren an 410 Leseorten der Stadt zu hören, zu erleben und zu bestaunen sein. Ein paar Namen nur - Benedict Wells kommt und Reinhard Jirgl, Michael Kumpfmüller und Leon de Winter, Frank Goosen und Sarah Wagenknecht, Benjamin von Stuckrad-Barre und Jan Weiler, Dora Heldt und Dzevad Karahasan. Das reicht um zu erfahren, dass für jeden Geschmack etwas geboten wird. Zum Jubiläum wird es auch eine Fotoaktion geben. So sind Besucher aufgerufen, mit ihren Fotos das Logo von "Leipzig liest" zu formen. Das komplette Programm findet sich unter www.leipziger-buchmesse.de/Leipzigliest

Die Leipziger Buchmesse ist immer auch politisch gewesen; so auch in diesem Jahr. "Europa21" nennt sich der "Denk-Raum" für eine Gesellschaft von morgen. Dahinter verbirgt sich ein Programmschwerpunkt - unterstützt und begleitet von der Robert-Bosch-Stiftung -, der sich in Analysen, Fakten und Erfahrungsberichten den Flüchtlingen und Fluchtbewegungen in Europa intensiv widmen wird.

Zum einen: Auf der Messe wird eine riesige Buchhandlung eingerichtet, die den süchtigen Leser sofort mit "Stoff" versorgt - zu handelsüblichen Preisen, schließlich herrscht hierzulande noch die Buchpreisbindung. Dennoch kann man dort auch Schnäppchen machen. Dazu muss der Besucher aber bis zum letzten Messetag ausharren. Traditionell trennen sich die Verlage nämlich von ihren sogenannten Rezensionsexemplaren. Das sind die neuen Bücher, die für Buchhändler und Journalisten parat liegen. Doch meist werden nicht alle vergeben. Und da die Verlage wenig Lust verspüren, solches Lesegut wieder mit nach Hause zu nehmen, werden Rezensionsexemplare am Sonntag an den einzelnen Ständen verschenkt.

Man kann nicht dauernd lesen. Wer also seine Zeit in Leipzig noch mit anderem bereichern will, sei dies empfohlen:

  • Panometer "Great Barrier Reef - Wunderwelt Korallenriff". Der Künstler Yadegar Asisi zeigt in einem ehemaligen Gasometer der Stadtwerke das weltgrößte 360-Grad-Panorama; www.asisi.de.
  • Tropenerlebniswelt Gondwanaland im Zoo Leipzig: In Europas größter Tropenhalle leben 100 exotische Tierarten und rund 500 verschiedene Baum- und Pflanzenarten.
  • Motette mit dem Thomanerchor in der Thomaskirche: Freitag, 18. März um 18 Uhr und Samstag, 19. März um 15 Uhr. www.thomaskirche.org
  • "Auerbachs Keller": Der Universitätsprofessor Heinrich Stromer von Auerbach richtete 1525 im Weinkeller seines Hauses einen Ausschank für Studenten ein, weil "Wein ein vorzügliches Prophylaktikum gegen vielerlei Gebrechen ist, wenn man ihn denn richtig anwendet". Das Lokal wird auch in Goethes "Faust" erwähnt und wurde so weltberühmt.
  • "Zum Arabischen Coffe Baum" - das vierstöckige Haus ist eines der ältesten kontinuierlich betriebenen Café-Restaurants Europas. Dichter, Komponisten und Universitätsgelehrte hatten dort ihren eigenen Stammtisch, an dem sie philosophierten, spielten, speisten und natürlich Kaffee tranken. Ein Paradies für alle Kaffee-Freunde.

Die Leipziger Lerche ist ein atemberaubendes Gebäck: ein Makronentörtchen aus Mürbeteig und mit einer Masse aus zerdrückten Mandeln und Nüssen. Grandios. Interessant ist auch seine Geschichte: Tierschützer erreichten im 19. Jahrhundert, dass keine Singvögel mehr gejagt wurden. In Leipzig sollen allein 1720 über 400.000 Lerchen verspachtelt worden sein. Stattdessen ersann man zur Besänftigung der Feinschmecker eine neue Delikatesse: die Leipziger Lerche.

(los)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort