Köln Köln vor dem Krieg auf fast vergessenen Fotos

Köln · Ein Bildband zeigt viele bislang unveröffentlichte Fotografien. Sie lassen die Zeit von 1880 bis 1940 aufregend lebendig werden.

Der Blick in die Vergangenheit gelingt an den markanten, bis heute bekannten Gebäuden der Stadt. Der Bildband "Köln vor dem Krieg" zeigt sie gleich mehrmals: Auf den Fotografien sind unter anderem die Hohenzollernbrücke, das Hansahochhaus, die Bastei und natürlich der Dom zu sehen. In ihrer Nachbarschaft tummelt sich das Leben, wie es einmal war, an der Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert.

Fast vergessene Ansichten ihrer Heimatstadt haben die beiden Fotografie-Historiker Reinhard Matz und Wolfgang Vollmer in ihrem 384 Seiten starken Buch zusammengestellt. Die Bilder dokumentieren das Leben und die Kultur der Domstadt in den Jahren 1880 bis 1940, vom Kaiserreich über die Weimarer Republik bis zum Nationalsozialismus.

Die Aufnahmen lassen eine aufregende Zeit lebendig werden. Seit Mitte des 19. Jahrhunderts ist Köln im Aufbruch, zu Kaisers Zeiten entfaltet die Kommune ihre einstige mittelalterliche Größe neu. Der Dom wird fertiggestellt, die Stadtmauer in großen Teilen abgerissen, um der Modernisierung Platz zu schaffen, und der "Centralbahnhof" entsteht. Großformatige Schwarz-Weiß-Bilder zeigen bedeutende Etappen der Stadtentwicklung – etwa die eingerüstete Kathedrale und die Feiern zur Domvollendung mit Kaiser Wilhelm I., seiner Gattin und Tausenden Kölnern, von denen viele sogar auf den Dächern sitzen, um einen Blick auf den Monarchen zu erhaschen. Andere Aufnahmen zeigen den Abbruch der mittelalterlichen Stadtmauer vor dem Eigelsteintor 1882 und, vier Jahre später, das nunmehr alleinstehende Hahnentor vor dem damals noch begrünten Rudolfplatz.

Die rasende Entwicklung hin zur Moderne ist auf 425 Fotografien festgehalten. Die Auswahl ist umso interessanter, als mehr als die Hälfte der Bilder bislang unveröffentlicht waren. Die Herausgeber Matz und Vollmer durchstöberten Privatsammlungen, Museen und Archive nach den Zeugnissen der Kölner Stadtgeschichte, in ganz Deutschland und auch in London, Paris und Stockholm.

Dabei fanden sie sogar einige wenige Farbaufnahmen, die mit dem Autochromverfahren entstanden oder von Hand koloriert worden waren. Sie lassen das Abgebildete noch einen Tick realistischer wirken. So ist die Kirche St. Gereon zu sehen und der Eingang zur Hohenzollernbrücke. Viele Orte erkennt sogar der Köln-Kenner erst auf den zweiten Blick – etwa den Friesenplatz um das Jahr 1900 oder einzelne Straßenzüge mit ihren prachtvollen Fassaden.

Auf den letzten Seiten zeigen die Herausgeber das Leben in Köln unter der Herrschaft der Nationalsozialisten, den mit Hakenkreuzfahnen beflaggten Dom, den Auftritt der NSDAP auf dem Heumarkt, das Modell des geplanten Gauforums für die Gauhauptstadt Köln – und die Folgen der Allmachtsfantasien: Die einst das Stadtbild prägenden, prächtigen Häuser verschwanden im Zweiten Weltkrieg für immer. Eine der letzten Fotografien macht das Ausmaß der Zerstörung deutlich. Mehr als 90 Prozent der Kölner Innenstadt liegen im Jahr 1945 in Trümmern.

Info Der Bildband "Köln vor dem Krieg – Leben Kultur Stadt 1880-1940" ist im Greven Verlag Köln erschienen und kostet 49,90 Euro. Einzelne Exemplare gibt es noch im Handel und in Internetshops. Wegen der großen Nachfrage liefert der Greven-Verlag das Buch zum 25. Januar neu aus.

(RP)
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