Glamouröse Traurigkeit

Pop Die Schauspielerin Charlotte Gainsbourg veröffentlicht alle paar Jahre eine Platte, und jede unterscheidet sich zwar stilistisch von der anderen, alle indes pflegen einen melancholischen Stil, den Habitus edler Müdigkeit. Die 46-Jährige holt sich stets Freunde und Bekannte hinzu, die sie beim Schreiben und bei der Produktion unterstützen - Beck, Jarvis Cocker, Air. Nun, acht Jahre nach dem intensiven Vorgänger "IRM", hat sie erstmals fast alle Lieder selbst geschrieben.

Pop Die Schauspielerin Charlotte Gainsbourg veröffentlicht alle paar Jahre eine Platte, und jede unterscheidet sich zwar stilistisch von der anderen, alle indes pflegen einen melancholischen Stil, den Habitus edler Müdigkeit. Die 46-Jährige holt sich stets Freunde und Bekannte hinzu, die sie beim Schreiben und bei der Produktion unterstützen - Beck, Jarvis Cocker, Air. Nun, acht Jahre nach dem intensiven Vorgänger "IRM", hat sie erstmals fast alle Lieder selbst geschrieben.

Der Produzent SebastiAn, der ansonsten etwa für Frank Ocean arbeitet, richtete die Stücke ein. Das Ergebnis heißt "Rest" und ist großartig, das beste Album von Gainsbourg bislang. Dabei ist der Anstoß für die Arbeit an der Platte traurig. 2013 stürzte Gainsbourgs Schwester Kate in Paris aus einem Fenster und starb; in den Medien war von Selbstmord zu lesen. Charlotte Gainsbourg - Tochter von Jane Birkin und Serge Gainsbourg - wollte ihren Schmerz verarbeiten, sie begann Lieder zu schreiben, und tatsächlich beschäftigen sich die elf größtenteils auf französisch gesungenen Songs mit allen Nuancen von Traurigkeit.

Das heißt jedoch nicht, dass jedes Lied schwarz lackiert wäre. Im Gegenteil. Gainsbourg singt auch über den Trost, den Kinder und Freunde spenden können. Sie spielt für jedes Lied eine andere Rolle, sie wählt unterschiedliche Sprecherstimmen. Es gibt Chansons, einen Kinderreim, Sprechgesang und Frühmorgen-Gewisper. In "Sylvia Says" flicht Gainsbourg Verse von Sylvia Plath in ihren Text. Und statt der zu erwartenden Ballade entsteht eine glamouröse Disco-Nummer, die auch auf das letzte Goldfrapp-Album gepasst hätte.

"Rest" bietet Emotionalität zwischen Streichorchester und Synthesizer. Die schönsten Lieder sind das von Guy-Manuel de Homem-Christo (Daft Punk) arrangierte Titelstück und "Lying With You", das so stark nach Gefühlschaos in Cinemascope klingt, dass man sofort Bilder zu einem Video-Clip im Kopf hat. Kurz vor Schluss begrüßt Gainsbourg ihren berühmtesten Gast: Das Stück "Songbird In A Cage" hat Paul McCartney geschrieben. Der 75-Jährige begleitet Gainsbourg auch an Gitarre, Klavier und Schlagzeug.

Philipp Holstein

(RP)
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