Hombroich Frühling auf der Insel

Die Museumsinsel Hombroich und die benachbarte Raketenstation haben neue Ausstellungen eröffnet. Und Thomas Schüttes Halle ist auch fertig. Nichts wie hin!

Das gibt's nur einmal auf der Welt: Eine natürliche Museumsinsel, die sich auf einem 70 Hektar großen Grundstück erstreckt. Hier regiert die Natur. Fast beiläufig hat sich dazu Kunst breitgemacht. Seit der Gründung, 1987 durch Karl-Heinrich Müller, erobert die radikale Idee des Mäzens wie eine urzeitliche Flechte Böden und Uferrand. Müller wollte Raum für unbegrenzte Gedanken eröffnen und im Sinne von Paul Cézanne Kunst parallel zur Natur anbieten. Das von der Erft-Aue geprägte Areal mit Ateliers, Skulpturen und Ausstellungspavillons reizt im Frühling ganz besonders, es einmal zu durchwandern.

Mucksmäuschenstill soll der Besucher sein, so stellen es sich die Verantwortlichen vor, auch Fotografieren wird nicht gerne gesehen, "Erleben Sie den Augenblick", ist auf der Infobroschüre abgedruckt. Ein Appell an die Achtsamkeit. Hunde müssen draußen bleiben, mit Kindern ist man gut unterwegs im Landschaftsschutzgebiet. Es empfiehlt sich als pädagogisches Ablenkungsmanöver, das sie einmal aus ihrer digitalen Dauerberieselung herausreißt. Die nur scheinbare Ereignislosigkeit auf der Insel, die leisen Stimmen von Vögeln und Fröschen, das Rauschen von Blättern und Schilf, die Farbtupfer der ersten Blüten in grober Erde - darüber staunen nicht nur Stadtkinder. Es wird allen guttun. Empfehlenswert ist eine der fachkundigen Führungen (www.inselhombroich.de). Man sollte feste Schuhe tragen.

Anders als auf der Insel, wo die Natur derzeit die spektakulärste Schau liefert, geht es bei den Nachbarn auf der Raketenstation zu: Vier Ausstellungen der unterschiedlichsten Genres kann man ansehen und mit der Skulpturenhalle von Thomas Schütte auch ein neues Ausstellungshaus. Nordwestlich schließt sich die Raketenstation an die Insel Hombroich an. Anders als die grüne Oase liegt sie mitten in den rauen Äckern. Der Name erinnert an die Zeit des Kalten Krieges, denn die Nato hatte hier von 1967 bis 1990 Waffen zur Flugabwehr stationiert.

Seit dem Wochenende ist das Ensemble aus Langen Foundation, Kirkeby-Feld, Fontana-Pavillon, Siza-Pavillon und weiteren speziellen Gebäuden um Schüttes Halle ergänzt, die nicht weit vom Museum der Langen-Stiftung errichtet wurde. Unser Drohnenbild zeigt die neue Landmarke mit ihrer elliptischen Form und kühnen Dachkonstruktion. In diesen Tagen laden alle Orte auf der Raketenstation zu ausgiebigen Spaziergängen und in die Ausstellungsräume ein. Von ihrer schönsten Seite zeigt sich die Langen Foundation, deren Eingangspfad von japanischen Zierkirschen gesäumt ist. Zwei Ausstellungen bieten sich dort an: Helen Feifel mit "Rainbows are Trending in Fashion" und Gottesbilder aus Ostasien (beides bis 7.8.). Im Siza-Pavillon fallen plastische Keramiken von Markus Karstieß ins Auge (bis 7.8.). In der Schütte-Halle erbaut man sich an den Arbeiten des "arte-povera"-Vertreters Mario Merz (bis 14.8.).

(RP)
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