Koffein-Zusatz Neues Shampoo taugt zum Doping

Düsseldorf (RPO). In der Schweiz ist ein Haarwaschmittel auf den Markt gekommen, bei dem vor allem Spitzensportler vorsichtig sein sollten: Das Shampoo enthält Koffein - und das wiederum wird bei Leistungssportlern kontrolliert.

So prangt denn auch auf der Flasche eine Warnung für Leistungssportler, denn Koffein stand bis 2004 auf der Dopingliste. Trotz der Streichung zählen Koffein-Checks aber nach wie vor zu Dopingkontrollen. Deswegen sei der Warnhinweis berechtigt, sagt Eva Gertz, Pressesprecherin der Bielefelder Firma "Alpecin". Denn: "Wenn Sie sich mit dem Shampoo die Haare waschen, sieht Ihre Haarprobe aus, als hätten Sie 70 Tassen Kaffee getrunken", sagt Gertz.

In Deutschland steht das Shampoo seit gut zwei Jahren in den Ladenregalen - ebenfalls mit einem Warnhinweis für Leistungssportler. Zum Sport hat "Alpecin" nämlich eine besonders enge Beziehung: Henry Maske sponsorte die Firma zu seinen Sternstunden im Box-Ring, in den 60er Jahren hatte "Alpecin" einen eigenen Radrennstall.

Koffein ist nicht nur im Kaffee

Warum die Leute Koffein nicht nur im Kaffee genießen, sondern sich damit auch die Haare waschen sollen, hat einen Grund: Koffein kräftigt die Haarwurzel und beugt Haarausfall vor, wie Wissenschaftler herausfanden.

2004 entwickelten Mitarbeiter der Dr.-Kurt-Wolff-Forschung im Auftrag des Herstellers einen Stoff, der das Koffein während der Kopfwäsche direkt in den Haaransatz befördert. Und kurz darauf kam das erste Koffein-Shampoo auf den deutschen Markt.

Zu Beginn desselben Jahres strich die World Anti-Doping Agency (WADA) Koffein von der Dopingliste, unumstritten war diese Entscheidung aber nicht. Zumal Koffein einigen Sportlern zum Verhängnis wurde - ein prominentes Beispiel ist Oscar Seville: Der spanische Radprofi wurde 2000 positiv auf Koffein getestet und von seinem Verband von der Straßen-Weltmeisterschaft ausgeschlossen.

Kaffee trinken durften Sportler trotzdem

Zugegeben: Der Frühstücks-Kaffee bereitete Leistungssportlern damals keine Probleme. Die Grenzwerte waren nämlich so angesetzt, dass die Leichtathleten, Radprofis und Turner bedenkenlos eine Tasse des koffeinhaltigen Getränks trinken konnten.

Verboten waren jedoch große Mengen Koffeins - laut Festlegung der World Anti-Doping Agency zwölf Mikrogramm pro Milliliter Harn. Um diese Messlatte zu überbieten, "musste" der Sportler ungefähr 600 Miligramm Koffein zu sich nehmen. Das entspricht dem Inhalt von zwei Dosen "Red Bull".

Wie Koffein auf den menschlichen Körper wirkt? Zunächst regt die chemische Verbingung aus Wasser- und Stickstoff das zentrale Nervensystem an, erhöht Herztätigkeit und Blutdruck. Der beschleunigte Blutkreislauf festigt die Hirngefäße, was zur Folge hat, dass sich der "Koffein-Konsument" konzentrierter fühlt.

Koffein vertreibt Müdigkeit

Nach ausgiebigem Kaffeegenuss ist die Müdigkeit oft verflogen. Grund dafür ist, dass Koffein die "Schlaf-Alarmierung" des Menschen blockiert: Solange der Mensch wach ist, tauschen die Nervenzellen Botenstoffe aus. Dabei entsteht Adenosin.

Adenosin schützt den Körper vor Überanstrengung. Dazu setzt es sich auf die Nervenbahnen, und das ist für die Zellen im menschlichen Organismus ein Signal, weniger zu arbeiten. Die Folge: Man wird müde.

Koffein bleibt ebenfalls an den Nervenbahnen haften, hat aber keine Signalwirkung wie das Adenosin. Wenn sich nun Koffein auf den Nervenbahnen ablagert, ist dort für das Adenosin kein Platz mehr, und deswegen fühlen sich Kaffeetrinker hellwach.

Außerdem besänftigt Koffein alkoholbedingte Entzündungen der Bauchspeicheldrüse. Wer also nach einer durchzechten Nacht Magenschmerzen verspürt, sollte das Bier vom Vortag mit Kaffee aufschütten.

In hoher Dosierung wirkt Koffein auf die Muskeln

Bei hoher Dosierung - beispielsweise in Tablettenform - spornt Koffein nicht nur den Geist, sondern auch den Körper an. Der Muntermacher wirkt stark leistungssteigernd auf das Muskelgewebe, was Sportler zu Höchstleistungen antreibt.

Wenn die Sportler sich also mit dem neuen Koffein-Shampoo die Haare waschen, könnte eine Haarprobe ein schlechtes Licht auf sie werfen - auch wenn ihnen keine Konsequenzen drohen. Denn noch 24 Stunden nach der Wäsche kann das Koffein mittels einer Haarprobe nachgewiesen werden. Dabei zählten Sportler zu ihrer vorrangigen Klientel, erklärt Gertz. Ihre Begründung: "Viele Sportler kriegen vom Leistungsdruck Haarausfall."

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