Fabelhaftes Album von Solange Knowles

Soul Solange Knowles kannte man bisher als hippe kleine Schwester der großen Beyoncé. Vor vier Jahren lieferte sie eine feine Talentprobe ab, "True" heißt das Album mit sieben souligen Popnummern, die sie gemeinsam mit dem New Yorker Groove-Genie Blood Orange aufgenommen hatte; das Lied "Losing You" wurde ein Hit. Mehr Ruhm trug ihr indes 2014 der Auftritt im Fahrstuhl des Standard-Hotel in New York ein. Da verpasste sie Jay Z, dem Ehemann Beyoncés, eine akkurate Maulschelle.

Soul Solange Knowles kannte man bisher als hippe kleine Schwester der großen Beyoncé. Vor vier Jahren lieferte sie eine feine Talentprobe ab, "True" heißt das Album mit sieben souligen Popnummern, die sie gemeinsam mit dem New Yorker Groove-Genie Blood Orange aufgenommen hatte; das Lied "Losing You" wurde ein Hit. Mehr Ruhm trug ihr indes 2014 der Auftritt im Fahrstuhl des Standard-Hotel in New York ein. Da verpasste sie Jay Z, dem Ehemann Beyoncés, eine akkurate Maulschelle.

Das Video aus der Überwachungskamera gelangte ins Internet, Beyoncé selbst verhielt sich seltsam unbeteiligt, und seither rätselt die Welt, ob Jay Z vielleicht fremdgegangen ist, zumal Beyoncé selbst auf ihrem Album "Lemonade" Hinweise darauf streut. Solange als Rächerin. Wie auch immer, soeben ist die 30-Jährige jedenfalls aus dem Schatten der Schwester herausgetreten, sie hat ein großartiges Album veröffentlicht. "A Seat At The Table" ist so etwas wie die federnde, lässige Version von "Lemonade": Das Thema ist dasselbe, die Ausführung leichter, aber nicht weniger raffiniert.

Solange singt über ihre Biografie, die einer schwarzen Frau im zeitgenössischen Amerika, und im Gegensatz zur Schwester mag sie nicht mehr kämpferisch sein, dafür hat sie zu viel Diskriminierung erlebt. Sie ist müde und erschöpft, sie will sich entziehen. Tatsächlich ist Solange kürzlich mit Ehemann und elfjährigem Sohn nach Louisiana gezogen, sie hat ein Plattenlabel gegründet und Musik gemacht. Jedes Lied hat sie selbst geschrieben und koproduziert, Raphael Saadiq assistierte beim Einrichten, und als Duettpartner treten die Rapper Lil' Wayne, Q-Tip und Kelela auf.

Solange erzählt von täglichen Demütigungen wie der oft gestellten Frage, ob man mal ihr krauses Haar anfassen dürfe. Sie tut das mit großer Ruhe und Sanftheit, und dadurch wirken diese Geschichten umso eindringlicher. Die ganze Platte strahlt trotz des bitteren Themas Wärme aus, und im Hintergrund pumpen träge Bässe, tanzen gut gelaunte Beats. Das ist ein Album voller Menschenliebe, voller Zuneigung, und wenn Musik die Welt echt besser machen kann, ist das hier eine Platte, die das Zeug dazu hat.

Philipp Holstein

(RP)
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