Eine hinreißende Reise der Liebenden

Klassik-CD Das ist wieder eine dieser Platten, für die es keine Schublade gibt. Sie lässt sich nicht fachgerecht sortieren, sie hat Wurzeln in der Barockmusik, in der Volksmusik, in der Renaissance, im Jazz, einmal springt sie zu Schuberts "Heideröslein", dann schmiegt sie sich sozusagen in einen Kaschmir-Pullover, den der große Claudio Monteverdi der Musikgeschichte mit seinem unvergänglich innigen "Si dolce è il tormento" wob.

Klassik-CD Das ist wieder eine dieser Platten, für die es keine Schublade gibt. Sie lässt sich nicht fachgerecht sortieren, sie hat Wurzeln in der Barockmusik, in der Volksmusik, in der Renaissance, im Jazz, einmal springt sie zu Schuberts "Heideröslein", dann schmiegt sie sich sozusagen in einen Kaschmir-Pullover, den der große Claudio Monteverdi der Musikgeschichte mit seinem unvergänglich innigen "Si dolce è il tormento" wob.

Sie begibt sich mal hierhin, mal dorthin - und erfindet einen wunderbaren Bilderbogen der Liebe. Die neue CD von Arianna Savall und ihrem Ensemble Hirundo Maris heißt "Il viaggio d'amore", und sie beschreibt nichts weniger als eine musikalische Reise der Liebe durch Europa, durch nahe und ferne Länder und Zeiten. Es gibt auch Kompositionen der Sängerin Arianna Savall selbst. Krönender Abschluss ist das berühmte "Gracias a la vida" der chilenischen Sängerin Violeta Parra.

Die sechs Musiker des Ensembles Hirundo Maris vereinen all diese unterschiedlichen Quellen, als ob sie über Grenzen hinweg tanzen wollen. Gemeinhin pflegt man bei solchen Platten von Crossover-Produkten zu sprechen, was einem angesichts der geradezu betörenden Schönheit dieser Interpretationen ziemlich banal erscheint. Hirundo Maris ist eine fabelhafte Combo, und es wäre eine Frechheit, würde man die Musiker nicht einzeln nennen.

Voilà, es musizieren: Arianna Savall (Sopran, barocke Tripelharfe), Petter Udland Johansen (Tenor, Hardangerfiedel, Mandoline), Michal Nagy (Gitarre, Gesang), Sveinung Lilleheier (Gitarre, Dobro, Gesang), Miquel Angel Cordero (Colascione, Kontrabass, Gesang), David Mayoral (Perkussion, Gesang). Das Grandiose dieser Platte (erschienen bei Carpe Diem Records) ist, wie die Gesangsstimmen verschmelzen. Die Timbres sind leicht, ohne öliges Vibrato, sie beherrschen die Kunst, auf einem Ton eine dynamische Linie zu entwickeln, ohne dass das irgendwie manieriert wirkt.

Im Duett umschmeicheln sie einander, lassen sich gemeinsam treiben, nehmen Abstand, finden einander neu. Man könnte sagen: Diese Duette sind wie das Leben und die Liebe. Wolfram Goertz

(RP)
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