Düsseldorf Erstes Institut für HIV-Forschung eröffnet

Düsseldorf · An der Uniklinik Duisburg-Essen soll in Patientenstudien ein Impfstoff gegen HIV entwickelt werden.

Duisburg-Essen: Erstes Institut für HIV-Forschung eröffnet
Foto: Hendrik Streeck

Forscher der Universität Duisburg-Essen suchen am ersten Institut für HIV-Forschung Deutschlands nach einem Impfstoff gegen die Aids-Erkrankung. "Das Besondere ist, dass wir uns ganz der Erforschung des HI-Virus verschreiben. Bei uns steht also eine einzige Erkrankung im Mittelpunkt, der wir uns von mehreren Seiten nähern", sagt Hendrik Streeck, der Leiter des Instituts, das jetzt eröffnet wurde.

Ähnliche Studien wurden bislang weltweit nur vier Mal unternommen. In Deutschland fördert das Forschungsministerium eher klinische Studien, also solche rund um den Patienten und seine Krankheit. Streeck: "Die vier bisherigen Effektivitätsstudien wurden alle von den USA finanziert." Den größten Erfolg konnte der sogenannte "Thai Trial" mit 16.000 Teilnehmern über drei Jahre aus dem Jahr 2009 verzeichnen. "Einer von drei Teilnehmern war vor HIV geschützt", sagt Streeck, der selbst an der Studie mitgewirkt hat. Genauere Untersuchungen zeigten jedoch, dass der Impfschutz in den ersten sechs Monaten zwar bei 60 Prozent lag, aber danach schnell verloren ging. Darauf will Streeck seine Forschung aufbauen: "Es geht jetzt darum, den Impfschutz zu verlängern. Denn der Versuch hat gezeigt, dass ein HIV-Impfstoff möglich ist."

Von einer endgültigen Heilung von Aids will der Forscher nicht sprechen. Aber es gibt verschiedene Ansätze, mit denen die Krankheit zurückgedrängt werden soll. Mediziner nennen diesen Prozess Remission. Ihre Erforschung ist der zweite Schwerpunkt des Instituts. Dafür hat vor Kurzem eine Kooperation mit einer Berliner Praxis begonnen, die häufig Patienten identifiziert, die sich gerade infiziert haben. "An diesen Patienten würden wir gerne einen sogenannten therapeutischen Impfstoff testen, der dafür sorgt, dass ihr Immunsystem so gestärkt wird, dass der Körper in der Lage ist, die Krankheit eigenständig zu kontrollieren", sagt Streeck. "Das ist bislang beim Menschen nicht erreicht worden."

Das dritte Anliegen der Forscher an der Uniklinik Duisburg-Essen ist eine Verbesserung der Lebensqualität von älteren HIV-Patienten. "Über 30 Prozent der HIV-Kranken in westlichen Regionen sind bereits über 50. Und wir wissen, dass sie trotz optimaler HIV-Therapie überdurchschnittlich häufig an Herzinfarkten, Tumoren oder Stoffwechselveränderungen erkranken, selbst wenn die Krankheit Aids nicht ausbricht", sagt Streeck. Erste Forschungen konnten zeigen, dass diese HIV-Patienten bestimmte Marker im Blut haben, die HIV-negative Menschen, die einen Herzinfarkt erleiden, nicht haben. Diese Erkenntnisse könnten zukünftig helfen, Zweiterkrankungen zu verhindern.

Welche Studien wirklich durchgeführt werden können und ab wann mit einem wirksamen Impfstoff zu rechnen ist, kann Streeck noch nicht sagen. Zur ersten Anwendung soll er dann im afrikanischen Raum kommen.

Weltweit sind laut Deutscher Aids-Hilfe über 35 Millionen Menschen mit HIV infiziert. In Deutschland sind es rund 84.000. Etwa 3000 erkranken hierzulande jährlich neu.

(RP)
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