Düsteres aus dem US-Hinterland

Pop Es ist so gut, dass Michelle Zauner doch noch Musik macht, denn andernfalls würde einem diese Platte nun fehlen. Sie heißt "Soft Sounds From Another Planet", und die Musikerin hat sie nicht unter ihrem Klarnamen veröffentlicht, sondern unter dem Projekttitel Japanese Breakfast. Die US-Amerikanerin macht bezaubernden Pop mit schön viel Hall auf der Stimme und einem Schlagzeug, das ein eierndes Bumm-Tschak spielt. Zumindest der erste Song, "Diving Women", geht so für fast sieben Minuten, was eigentlich schade ist - könnte ruhig noch länger sein.

Pop Es ist so gut, dass Michelle Zauner doch noch Musik macht, denn andernfalls würde einem diese Platte nun fehlen. Sie heißt "Soft Sounds From Another Planet", und die Musikerin hat sie nicht unter ihrem Klarnamen veröffentlicht, sondern unter dem Projekttitel Japanese Breakfast. Die US-Amerikanerin macht bezaubernden Pop mit schön viel Hall auf der Stimme und einem Schlagzeug, das ein eierndes Bumm-Tschak spielt. Zumindest der erste Song, "Diving Women", geht so für fast sieben Minuten, was eigentlich schade ist - könnte ruhig noch länger sein.

Zauner jedenfalls wollte eigentlich keine Musik mehr machen, vor einigen Jahren verließ sie ihre damals sehr beliebte Garagenrock-Band Little Big League und zog sich zurück, ins nordwestlich gelegene Oregon. Sie pflegte dort ihre an Krebs erkrankte Mutter, und als diese starb, nahm sich die Tochter zunächst eine Auszeit und nahm dann aber doch ein erstes Soloalbum in Heimproduktion auf. Es hieß "Psychopomp" und hörte sich nach Trauerarbeit an.

Nun hat sie ein zweites Album nachgelegt, das nicht mehr ganz so rau klingt wie die Heimaufnahme, aber immer noch sehr düster, dramatisch sowieso. Den Song "Boyish" etwa, den sie schon einmal mit ihrer vorherigen Band und mindestens zwei E-Gitarren eingespielt hatte, hat sie vollkommen neu arrangiert, mit reichlich Streichern eingerichtet, und sie klagt dazu übers Zurückgewiesenwerden: "I want you and you want something more beautiful." In einem Interview sagte die Musikerin neulich, sie habe den Songtext früher schon sehr gemocht, nur die Musik leider nicht.

Später zählt sie im Song "Till Death" auf, was einem im Leben alles Schicksalhaftes widerfahren kann: Sie singt von Posttraumata und fährt dazu einen Satz Bläser hoch. Das klingt nun nicht gerade erbaulich, aber eigentlich ist es ein Liebeslied: Sie dankt ihrem Freund, dass er das mit ihr durchgestanden hat. Natürlich ist das nicht gerade Musik, zu der man freihändig mit dem Fahrrad zum Baggersee fährt, sondern eher etwas, das man sich schon jetzt für dunkle Winter-Sonntage zurücklegen kann.

Im letzten Song lässt Michelle Zauner bloß noch Glocken läuten. Man wünscht ihr nur das Beste. kl

(RP)
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