Kritik Das neue Album von Lady Gaga

Pop Kaum eine Künstlerin eroberte in so kurzer Zeit den Pop-Olymp, und kaum eine Künstlerin verließ ihn so schnell wieder wie Lady Gaga. Vor acht Jahren war sie plötzlich da, sie sang "Paparazzi" und "Pokerface", sie trug geometrische Kleider und schwenkte einen mit Diamanten besetzten Zauberstab, der aussah wie eine Klobürste. Sie berief sich auf Andy Warhol und Rilke und produzierte billigen, aber hoch effektiven Power-Pop.

Pop Kaum eine Künstlerin eroberte in so kurzer Zeit den Pop-Olymp, und kaum eine Künstlerin verließ ihn so schnell wieder wie Lady Gaga. Vor acht Jahren war sie plötzlich da, sie sang "Paparazzi" und "Pokerface", sie trug geometrische Kleider und schwenkte einen mit Diamanten besetzten Zauberstab, der aussah wie eine Klobürste. Sie berief sich auf Andy Warhol und Rilke und produzierte billigen, aber hoch effektiven Power-Pop.

Sie war etwas Besonderes und machte Spaß, und etwa ein Jahr lang verkörperte sie den Geist der Zeit. Das Problem war dann ihr zweites Album. "Born This Way" war eine schlechte Platte, die Stücke völlig überwürzt und nur unter Schmerzen zu ertragen, aber man redete weiter über Lady Gaga, weil sie in Kleidern aus Fleisch auftrat. Ihr waren Bilder wichtiger als Musik, sie verstand sich als Popstar und nicht als Sängerin, aber wenn man im Auto sitzt und Radio hört, sieht man nichts, man hört bloß, und bei Lady Gaga gab es keinen Grund mehr zuzuhören.

Deshalb wurden die neuen Lieder keine so großen Hits wie die alten, und irgendwann wurden auch ihre Konzerte kleiner. Die Künstlerin selbst registrierte natürlich, dass es nicht mehr rund lief, also nahm sie eine Platte mit dem Jazzer Tony Bennett auf. Sie sortierte sich neu, sie bot musikalische Qualität, sie wollte zeigen, dass sie etwas kann, aber sie traf damit nicht mehr den Nerv der Zeit. Nun ist "Joanne" erschienen, das fünfte Album von Lady Gaga, und das Genre, aus dem sie sich da bedient, ist Country.

Die Qualität ist hoch, Mark Ronson hilft, Josh Homme von den Queens Of The Stone Age, auch Florence Welch macht mit. Aber man hört zu und fühlt nichts, und man denkt, dass man doch lieber die Platte eines Countrymusikers auflegen würde, wenn man Country hören möchte - und nicht das Album eines Popstars, der sich Cowboystiefel angezogen hat. Es gibt durchaus schöne Stücke, das Duett mit Florence Welch etwa, aber am Ende steht man ratlos da.

"Joanne" ist in Ordnung, aber auch irgendwie egal. Das ist nicht die Platte, die man von einer Künstlerin erwartet, deren Kernkompetenz das Besondere sein soll.

(RP)
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