Potsdam Studenten arbeiten an Filmen der Zukunft

Potsdam · In Babelsberg gibt es die erste Filmuniversität in Deutschland. Ein Schwerpunkt liegt in der Forschung.

Im Keller der Filmuniversität Konrad Wolf klebt Praktikantin Angelique Brandt den Straßenbelag des fiktiven Dorfs an der schottischen Küste. Es ist das Heimatdorf von Seefahrern, Matrosen, Piraten - und des Tiefseetauchers Nemo. "Laika und Nemo" heißt der geplante, 15-minütige Stop-Motion-Film.

Produziert wird der Film als Examensarbeit von Studenten aller Gewerke - vom Filmmusikkomponisten über Kulissenbauer bis zum Drehbuchschreiber und zum Regisseur. "Die Geschichte habe ich schon seit sechs Jahren im Kopf, nachdem ich mir auf einem Berliner Flohmarkt ein T-Shirt mit dem Aufdruck eines Tiefseetauchers und eines Astronauten gekauft habe", erzählt Student Jan Gadermann. In dem Küstendorf tragen alle Bewohner Berufskleidung, und Nemo wird wegen seines großen Taucherhelms schon in der Schule gemobbt. Er wird erst einmal Leuchtturmwärter - bis die Bruchlandung der Astronautin Laika sein Leben von Grund auf verändert.

Bis zum 20. August dauern die Dreharbeiten im Kellerstudio der Universität noch, der Aufbau läuft schon seit Anfang des Jahres. Die Hauptfiguren wurden als Gliederpuppen aus Metall mit Lötkolben und Bunsenbrenner gefertigt. Szenographie-Student Max Schönborn baute das Dorf aus Holz und Pappe auf. Die Filmmusik hat der Student Jens Heuler komponiert. Und in einer eigenen Werkstatt fertigt der Hamburger Puppenbauer Martin Meuke Spielfiguren und Kostüme.

2019 soll der Film dann auf den Festivals laufen. "Laika und Nemo" ist ein klassisches Filmprojekt der Hochschule. Unterdessen forscht Professorin Lena Gieseke an der Zukunft des Films in Zeiten von Virtual Reality (VR). "Die Frage ist: Wie können wir unsere Kernkompetenz des Geschichtenerzählens neu aufarbeiten?", sagt die 36-Jährige. "Bei VR fällt die Übersetzung weg: Im klassischen Film muss sich der Zuschauer in die Figuren hineinversetzen, mit der VR-Brille ist er selbst mitten im Film und erlebt dies hautnah."

Damit der Zuschauer wie in einer realen Situation in alle Richtungen blicken kann, arbeiten die Studenten mit 360-Grad-Kameras. "Das geht in Richtung Spiele programmieren", erläutert Gieseke. "Aber das steckt noch in den Kinderschuhen." Im vergangenen Wintersemester hat die Professorin mit nur einem Studenten angefangen, in diesem Jahr sollen bis zu zehn Studenten in den Masterstudiengang Audio Visual Application Design aufgenommen werden. Im Oktober wird der Studiengang um eine weitere Professur für Audio- und Medientechnologien erweitert. "Bei uns liegt ein Schwerpunkt auf Forschung", erläutert Uni-Sprecherin Julia Diebel. Dabei geht es etwa um Filmgeschichte, Filmtechnik oder Forschung über die Wahrnehmung von Filmen. Und promovieren können Studenten an der Filmuni auch.

(dpa)
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