Laut Medienberichten: Ex-Krypto-König Bankman-Fried soll für 25 Jahre ins Gefängnis
EILMELDUNG
Laut Medienberichten: Ex-Krypto-König Bankman-Fried soll für 25 Jahre ins Gefängnis

Integration von Flüchtlingskindern Frau Salih unterrichtet Deutsch

Düsseldorf · Bei der Integration von Flüchtlingskindern werden Lehrer eine der Hauptrollen spielen. Besonders wichtig dabei sind Pädagogen mit Migrationshintergrund - als Bildungsvorbilder und Brückenbauer. Wir stellen drei Lehrer vor.

Integration von Flüchtlingskindern: Frau Salih unterrichtet Deutsch
Foto: Bauer

In einem Kindergarten war Schene Salih nie, denn bis zu ihrem sechsten Lebensjahr war die Familie immer auf der Flucht. Als sie gerade geboren war, flohen ihre Eltern mit ihr und den beiden älteren Geschwistern aus dem Irak in den Iran. Sie sind Kurden, und ihr Vater wurde unter Saddam Hussein politisch verfolgt. Nach mehreren Anläufen gelang ihm die Flucht nach Deutschland. Sein Asylantrag wurde bewilligt, nach sechs Monaten konnte er die Familie nachholen. 1996 kam Schene mit sechs Jahren in die Grundschule. Sie sprach kein Deutsch, aber schon nach knapp drei Monaten wechselte sie von der Aufnahmeklasse in die reguläre erste Klasse.

Heute macht die 25-Jährige an der Realschule Golzheim in Düsseldorf ihr Referendariat, hat Deutsch, Sozialwissenschaften und Interkulturelle Pädagogik studiert. Ihre Bildungskarriere wäre so nicht möglich gewesen, wenn sie nicht Unterstützung erfahren hätte. "Meine Eltern haben selbst schnell Deutsch gelernt und sich sehr für uns Kinder engagiert", sagt die Duisburgerin. Ihre Mutter habe mit ihnen jedes Angebot der Stadtteil-Initiativen wahrgenommen und sie zu vielen Schulveranstaltungen begleitet. Und ihre Grundschullehrerin hat Schene Salih gefördert.

"Sie hat mich geprägt", betont sie. Erst heute kann sie wirklich einschätzen, wie viel Arbeit es gewesen sein muss, ein Kind innerhalb einer Klasse individuell zu fördern. Damals dankte das Mädchen es ihr, indem es gerne länger blieb und beim Aufräumen half. Ein Plüschherz, das die Lehrerin Schene damals schenkte, hat sie heute noch. Und vielleicht definiert sie ihretwegen ihre künftige Rolle mit den Begriffen "authentisch, menschlich, zugewandt".

Die kurdische Kultur ist der Familie wichtig, alle haben aber die deutsche Staatsangehörigkeit. Wie einige ihrer Schüler ist auch sie zwischen zwei Kulturen aufgewachsen. "Vielleicht kann ich deshalb manche Situationen anders einschätzen als Kollegen", sagt Salih. Ihr Weg könne Kindern mit Migrationshintergrund Mut machen, dass sie sich etwas zutrauen und ihre Ziele verwirklichen sollen. Auch in Elterngesprächen ist ihre Herkunft mitunter ein Vorteil. Sie kennt die Sprache, die Normen und Werte und hat zugleich doch bei vielen Standpunkten "eine deutsche Haltung", wie sie sagt.

Schene Salih ist ehrgeizig. Sie hat auch das Gefühl, dass sie das sein muss. "Ich glaube, als Migrant muss man immer ein wenig mehr leisten - wer positiv auffallen will, kommt mit Durchschnitt nicht weit." Während ihres Studiums wurde sie gefördert durch Stipendien für junge Migranten, zum Beispiel durch die Hertie-Stiftung. Sie war in China und Spanien, nahm an Workshops teil. Trotz guter Noten musste sie sich an der Uni von einem Dozenten die abfällige Frage gefallen lassen: "Und Sie wollen Deutsch-Lehrerin werden?" Ja, die Duisburgerin will, und wenn sie im März ihre Prüfungen schafft und dann eine Lehrerstelle findet, gibt es nach den großen Ferien Deutsch bei Frau Salih.

Mit einem Sowi-Kursus ihrer Ausbildungsschule nimmt sie an einem Wettbewerb der Bundeszentrale für politische Bildung teil. Da auch in Golzheim Flüchtlinge untergebracht sind, hat sie den Kontakt gesucht und ihre Schüler mit Flüchtlingskindern zusammengebracht. "Ich wollte ihnen zeigen, dass sie keine Vorurteile haben sollen, sondern dass hinter jedem fremden Namen oder dunklen Haaren ein Mensch steht."

Das ist das Milliarden-Paket der Bundesregierung zur Flüchtlingshilfe
Infos

Das ist das Milliarden-Paket der Bundesregierung zur Flüchtlingshilfe

Infos
Foto: dpa, shp

Selbst an den Wochenenden trafen sich die Jungen und Mädchen, spielten, bastelten, tauschten sich aus. Das Projekt bekam eine ganz eigene Dynamik: Flucht gehört nicht nur zur Biografie der Lehrerin, sondern auch zu einigen Schülern. Ein Junge zum Beispiel durfte nicht mitmachen, weil seine Eltern, selbst vor Jahren geflüchtet, fürchteten, der Sohn würde sie auf ihre Geschichte ansprechen und alte Wunden aufreißen. Am Ende des Projekts entstand ein Video, das für den Wettbewerb eingesandt wurde. Vielleicht reicht es für einen vorderen Platz. Und vielleicht wird Schene Salih eines Tages nicht mehr gefragt, wo sie herkommt. Sie wünscht sich in einer vielfältigen Gesellschaft eher eine Frage, die in die Zukunft weist - zum Beispiel: "In welche Richtung wollen wir gemeinsam gehen?"

Lesen Sie weiter:

(mso)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort