Interview: Susanne Stürmer In Babelsberg soll auch geforscht werden

Potsdam · Die Hochschule für Film und Fernsehen in Potsdam-Babelsberg ist zur Universität befördert worden. Ihre Präsidentin will das Metier künftig noch stärker beleuchten. Zudem hofft sie auf mehr Geld für Ausbildung und Forschung.

Die Potsdamer Hochschule für Film und Fernsehen (HFF) darf sich als erste Universität ihrer Branche in Deutschland bezeichnen. Der neue Status unterstreiche auch die wachsende Bedeutung des Films, sagt Präsidentin Susanne Stürmer.

Warum braucht das Land eine Filmuniversität?

Stürmer Der Festakt, mit dem die Hochschule in eine Universität umgewandelt wurde, erweckt den Eindruck, es gebe einen Schnitt. Das ist nicht so. Es gibt kein krasses "vorher" und "nachher", sondern einen fließenden Übergang. Die Universitätswerdung ist auch ein Unterstreichen der wachsenden Bedeutung des Films, eines Mediums, das es verdient, in Breite und Tiefe betrachtet zu werden. Wir haben eine Omnipräsenz der Bilder. Das Bewegtbild ist das Vermittlungsmedium unserer Zeit geworden. Das allein ist für mich Grund, warum es Raum für eine Universität gibt.

Wie steht es um die Finanzen der neuen Universität?

Stürmer Die Möglichkeiten, Hochschulentwicklung und -profilierung zu betreiben, sind begrenzt. Die Finanzmittel sind über die Jahre etwa gleichbleibend bei 14 Millionen Euro. Generell erscheint das viel. Doch ein Vergleich mit anderen Kunsthochschulen - beispielsweise einer Schauspielschule - ist schwer, weil wir einen ganz anderen technischen Bedarf haben. Der neue Status kann dazu beitragen, unsere finanziellen Spielräume zu erweitern. Er ermöglicht uns einen direkteren und besseren Zugang zu Forschungsgeldern.

Was wollen Sie in den nächsten Jahren erreichen?

Stürmer Ich möchte unter anderem, dass unsere fünf Forschungsfelder - künstlerische Prozesse im Film, Filmgeschichte, künstlerische Forschung, technologische Entwicklung und Filmrezeption - sichtbar sind. Das kann sich in vielen Formen darstellen: Forschungsprojekte, Einwerbung von Drittmitteln, nationale und internationale Kontaktgeflechte, Promotionen. Es kann sich natürlich herausstellen, dass ein Bereich weniger fruchtbar ist. Dann muss man sich auch umorientieren können. Eine wirklich sichtbare Spur - einen "Footprint" - würden wir gerne im Bereich künstlerische Forschung hinterlassen. Das Thema ist im filmischen Kontext bislang wenig besetzt.

Bekommen die Studenten dabei auch ausreichend Praxiserfahrung?

Stürmer Unsere Verbindung zur Branche ist vielfältig, und unsere Lehrkräfte können die praktischen Anforderungen gut vermitteln. Die Hochschule fördert bewusst, dass viele von ihnen neben der Lehrtätigkeit eigenen filmischen Tätigkeiten nachgehen. Wir haben aber noch zahlreiche Möglichkeiten, den Praxisbezug weiter auszubauen. Es ist wichtig, ein besseres Verständnis dafür zu haben, wohin die Reise in der Medienlandschaft und des Films geht. Wie verändern sich Markt und Nachfrage? Wer wird übermorgen wo die Filme sehen, die wir hier produzieren? Auf welchen Endgeräten geschieht das, welche Transportwege gibt es? Wissen ist auch hier Macht beziehungsweise Gestaltungsmöglichkeit. Um dies zu erlangen, wollen wir zum Beispiel noch mehr Praktiker für Vorträge und Workshops einladen. In einem anderen konkreten Vorhaben ist es gelungen, gemeinsam mit der Wirtschaft Trainee-Stellen anzubieten. Sie werden den Studierenden nach dem Bachelor und vor dem Master-Studiengang angeboten. Dadurch entsteht auch ein Austausch und eine frühe berufliche Orientierung.

MARION VAN DER KRAATS FÜHRTE DAS INTERVIEW.

(DPA)
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