Düsseldorf Immer mehr Studenten gehen ins Ausland

Düsseldorf · Beliebt bei den Deutschen sind Österreich, die Niederlande, Großbritannien, die Schweiz und die USA.

Die Zahl der deutschen Studierenden im Ausland hat sich innerhalb von zehn Jahren mehr als verdoppelt. Während 2003 noch 64.800 Deutsche ein Auslandsstudium aufnahmen, schrieben sich 2013 134.500 Deutsche an einer ausländischen Uni ein. "Es gibt mehr Studierende im Ausland, aber auch die Zahl der Studierenden insgesamt ist gestiegen", sagt Jan Kercher, Referent für externe Studien und Statistiken vom Deutschen Akademischen Austauschdienst (DAAD).

Die größte Steigerungsrate hat es zwischen 2002 und 2010 gegeben. "Das führen wir vor allem auf die Umstellung auf Bachelor- und Masterstudiengänge zurück", sagt Kercher. Dadurch sei es für Studenten sehr viel einfacher geworden, im Ausland zu studieren. Bei deutschen Studenten liegt Österreich auf der Beliebtheits-Skala auf Platz eins. In das Alpenland zieht es vor allem junge Menschen, die den Wunsch haben, Medizin zu studieren, in Deutschland aber am Numerus clausus scheitern. Die Sprache ist natürlich bei den komplexen Inhalten ein ganz wichtiger Faktor. Vorlesungen, Prüfungen oder Hausarbeiten sind einfacher in der Muttersprache.

Bis 2004 lag Großbritannien auf Platz eins der beliebtesten Länder für deutsche Studierende, die dauerhaft ins Ausland gegangen sind. "Dort sind es tatsächlich die stark gestiegenen Studiengebühren und Lebenshaltungskosten, die das Land weniger attraktiv machen", meint Kercher. Ähnlich verhalte es sich mit den USA: Inzwischen steige sogar die Anzahl der US-Studierenden, die nach Deutschland kommen, um am Ende des Studiums nicht mit hohen Schulden dazustehen. "Weil die Abschlüsse hier hoch angesehen sind", sagt der Experte vom Akademischen Austauschdienst. Auch die Zahl der Erasmus-Studenten und jener, die ohne Programm für eine begrenzte Zeit ins Ausland gehen, hat sich vergrößert.

Um die Jahrtausendwende nutzten 15.872 Studierende Erasmus, 2013/14 waren es bereits 29.982. Die an der Heinrich-Heine-Uni eingeschriebenen Studenten gehen vor allem nach Frankreich, Italien und Spanien. "Im aktuellen akademischen Jahr haben wir 244 Erasmus-Studenten", sagt Sabrina Sandmann vom International Office der Uni. Pro Jahr würden zusätzlich 60 bis 80 Stipendien vergeben, an Studenten, die in ein Land außerhalb von Europa wollen.

An der Uni Wuppertal sei der englischsprachige Raum zwar nach wie vor sehr beliebt, "aber wegen der hohen Studiengebühren gehen die Studenten inzwischen auch in asiatische Länder. Dort sind die Lebenshaltungskosten niedriger", sagt Iris Leclaire vom Akademischen Auslandsamt. 2015 vergab die Bergische Universität 114 Stipendien für ein Auslandssemester, die Zahl der Interessierten sei zehn mal so hoch gewesen.

Deutschland selbst wird bei ausländischen Studenten aber auch beliebter. Die größte Gruppe der Bildungsausländer sind Chinesen. In China gebe es die meisten Studierenden, das Hochschulsystem dort sei aber zum Teil noch nicht so entwickelt, wie in anderen Ländern, meint Jan Kercher. Im Wintersemester 2014/15 waren 32.460 chinesische Studierende an einer deutschen Hochschule eingeschrieben. Es folgen Russen, Italiener und Inder. "Insgesamt liegt Deutschland in der Beliebtheit auf Rang fünf bei internationalen Studierenden", sagt Kercher, "hinter den USA, Großbritannien, Australien und Frankreich."

(esc)
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