Düsseldorf Forschung mit Augenzwinkern

Düsseldorf · Drei Düsseldorfer Medizinhistoriker haben Hürden für Nobelpreise erforscht.

Der Nobelpreis ist Traum und Ziel eines jeden Forschers. Seit mehr als 100 Jahren stellt diese Ehrung die Krönung einer wissenschaftlichen Laufbahn dar. Am 10. Dezember ist es wieder so weit, in Stockholm werden die diesjährigen Nobelpreise verliehen.

Der Preis sollte denjenigen zuteil werden, die im zurückliegenden Jahr der Menschheit den größten Nutzen in ihrem Fachbereich geleistet haben. So hatte es zumindest sein Stifter Alfred Nobel, selbst Chemiker und Erfinder, der in seiner Karriere über 300 Patente anmeldete, angedacht. Doch diesen renommierten Preis zu erhalten, ist alles andere als einfach - selbst herausragende Forschungsleistungen sind noch keine Garantie.

Die Düsseldorfer Medizinhistoriker Dr. Nils Hansson, Thorsten Halling und Prof. Dr. Heiner Fangerau haben sich der Thematik aus einer anderen Perspektive genähert und erforscht, wie man den Nobelpreis nicht bekommt. In ihrer Arbeit haben sie Faktoren ermittelt, die die Wahrscheinlichkeit reduzieren - selbst wenn die Voraussetzung, "bahnbrechende Erkenntnisse zum Wohle der Menschheit" zu generieren, erfüllt war. Nicht ganz ohne Augenzwinkern hat das Forscher-Trio empirisch aufgearbeitet, welche Kriterien sich negativ auf die Chance auswirken, den Nobelpreis zu erhalten.

Ungünstig ist laut den Wissenschaftlern die "falsche" Sprache der Publikation, eine Frau zu sein, zu komplexe, zu visionäre oder auch zu wenig visionäre Forschungsgebiete sowie ein früher Tod. Bevor Forscher jedoch überhaupt in einen Konflikt mit diesen Luxusproblemen geraten, müssen sie die Statuten der Nobel-Stiftung erfüllen: Für den Nobelpreis muss man zuvor nominiert werden; wer eine solche Nominierung aussprechen darf, ist dabei zusätzlich festgelegt und beschränkt auf Hochkaräter der Wissenschaft.

Eine weitere Hürde für Forscher, die ihr ganzes Leben der Wissenschaft widmen: Der Preis kann nur Lebenden verliehen werden, eine posthume Auszeichnung ist nicht möglich. Außerdem dürfen nicht mehr als drei Personen gleichzeitig für eine Leistung ausgezeichnet werden. Daran ist bereits ein Nobelpreis für die die moderne Chirurgie revolutionierende Entwicklung der Lokalanästhesie gescheitert.

Obwohl der Nobelpreis die Wissenschaft zu Höchstleistungen motiviert, können auch zu visionäre Leistungen von Nachteil sein: Die Nominierung kann teilweise Jahrzehnte dauern, so dass man im schlimmsten Fall tot ist. Der Berliner Chirurg Themistocles Gluck stieß mit seinem Konzept des künstlichen Gelenkersatzes auf Ablehnung, die ihn fast seine Karriere gekostet hätte. Erst knapp 50 Jahre später wurde die Idee wieder aufgegriffen. Da war seine Publikation für den Preis jedoch bereits zu alt.

Hansson, Halling und Fangerau fanden außerdem heraus, dass es von Vorteil ist, in Europa oder Nordamerika geboren zu sein - das trifft auf mehr als drei von vier Preisträger zu. Damit verbunden ist die Sprache der Publikation: Alles Nicht-Englische ist chancenlos. Frauen sind ebenfalls unterrepräsentiert: Den Nobelpreis für Medizin erhielten bisher zwölf Frauen und 199 Männer.

(mba)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort