Schule Ein Sabbatjahr für Abiturienten?

Nach dem Schulabschluss ist ein Jahr Pause sinnvoll, wenn man es richtig nutzt, sagt unsere Expertin.

Arbeitnehmer, die ein Sabbatjahr wahrnehmen, haben in der Regel zuvor ein Arbeitszeitguthaben aufgebaut, so dass sie nun von ihrem Arbeitgeber bis zu einem Jahr freigestellt werden. Seit die Gymnasialzeit von neun auf acht Jahre verkürzt wurde, haben Abiturienten alle das Gefühl, ein Jahr rausgearbeitet zu haben. Und so wollen viele nach dem Abitur "erst mal ein Jahr Pause" einlegen.

So eine Auszeit ist sinnvoll und toll, wenn man sie wirklich nutzt. Wenn Sie in diesem Jahr das tun, wovon Sie schon immer geträumt haben, machen Sie es richtig. Aber wovon träumen Sie? Mal ins Ausland. Ja, aber wohin? Wollen Sie sich über ein FSJ sozial engagieren oder kulturell? Die Umwelt schützen? Oder ganz allgemein etwas Sinnvolles tun? Oder etwas Ungewöhnliches? Ganz gleich, ob Sie Schlittenhunde in Alaska füttern, Brunnen in Äthiopien bauen oder Kinder aus armen Familien in Schulprojekten in Peru betreuen wollen, spätestens hier wird deutlich, dass auch für die "Auszeit" ein Plan her muss: Was will ich tun? Wo will ich das tun und wie lange? Viele Vermittlungsorganisationen haben einen langen Vorlauf für Bewerbungen, für Auslandsaufenthalte außerhalb der EU braucht man Visa und eventuell Impfungen. Aber auch für die vielen heimatnahen Stellen im Bundesfreiwilligendienst in den Bereichen Soziales, Umwelt oder Kultur wird es jetzt höchste Zeit, sich für den Sommer 2016 um einen Platz zu bemühen. Jetzt höre ich schon das Lamento: Sie müssten sich voll auf das Abi konzentrieren und können deshalb auf keinen Fall Zeit mit Bewerbungen verplempern. Nun, dann verschieben Sie die Planung auf später. Doch wenn Sie Pech haben, wird aus dem Jahr Pause ein Jahr Nichtstun, ein Jahr Langeweile.

In der ersten Zeit "in Freiheit" fühlt es sich sicher wundervoll an, bis mittags im Bett zu liegen, zu chatten, sich mit Freunden zu treffen. Doch wenn die anderen im Spätsommer nach und nach zu einem Studium, einer Ausbildung oder einem Auslandsaufenthalt aufbrechen, kommen Sie sich vermutlich ziemlich übriggeblieben vor. Deshalb machen Sie sich jetzt einen Zeitplan: Sie wollen das Ende der Schulzeit genießen und ausgiebig Urlaub machen? Das sei Ihnen gegönnt. Aber was tun Sie nach der Rückkehr? Je später Sie sich darum kümmern, desto geringer werden Ihre Auswahlmöglichkeiten sein. Auch für diejenigen, die im Land bleiben und das Jahr nutzen wollen, sich vielleicht über mehrere Praktika ganz verschiedene Berufsfelder anzusehen, heißt die Devise: Wer zuerst kommt, mahlt zuerst.

Wenn Sie also im Sommer 2017 nicht bedauernd sagen wollen, das Jahr Auszeit habe Ihnen leider gar nichts gebracht, legen sie jetzt los. Es lohnt sich.

Unsere Autorin ist selbstständige Studienberaterin und Uni-Dozentin.

(RP)
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