Studie "Chancenspiegel 2014" Bildungserfolg hängt auch vom Wohnort ab

Gütersloh · Dass die soziale Herkunft eine große Rolle spielt, wenn es um den Erfolg von Schülern geht, ist inzwischen bekannt. Ein entscheidender Faktor ist aber auch der Wohnort der Schüler, wie der "Chancenspiegel 2014" der Bertelsmann Stiftung zeigt. Demnach gibt es nicht nur Unterschiede zwischen den Bundesländern, sondern auch zwischen den jeweiligen Kreisen in einem Bundesland.

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Foto: dpa, Julian Stratenschulte

Bildung ist Zukunft — das weiß auch die Politik. Und seit dem ersten Pisa-Schock hat sich hierzulande viel getan. Es wird investiert, reformiert und analysiert. So hat das Statistische Bundesamt in seinem Bildungsfinanzbericht, der am Donnerstag veröffentlicht wurde, konstatiert, dass Bund, Länder und Gemeinden in diesem Jahr 120,6 Milliarden Euro für die Bildung veranschlagt haben. Das seien 3,6 Milliarden Euro mehr als im Jahr zuvor. 2011 waren es noch 110 Milliarden Euro.

Und so nach und nach vermelden Forscher Erfolge im deutschen Bildungssystem. So auch der "Chancenspiegel 2014" der Bertelsmann Stiftung, der sich auf Zahlen aus dem Jahr 2012 bezieht. Demnach verlassen weniger Jugendliche ohne Abschluss die Schule (der Anteil sank von 6,2 Prozent im Jahr 2011 auf 6,0 Prozent). Zugleich steigt der Anteil derjenigen, die die Fachhochschul- oder Hochschulreife erreichen (von 51,1 Prozent auf 54,9 Prozent).

Ganztagsangebote decken nicht Nachfrage

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Foto: dpa, Daniel Reinhardt

Dass es dabei zwischen den einzelnen Bundesländern enorme Unterschiede gibt, haben diverse Studien wie etwa Pisa gezeigt. So liegt zum Beispiel Sachsen meistens an der Spitze im bundesweiten Vergleich. Auch die Bertelsmann-Studie sieht Unterschiede zwischen den Ländern. Dabei sei aber kein Land in allen Kategorien Spitzenreiter oder Schlusslicht. Die Forscher haben sich diesmal aber auch angeschaut, ob es auch zwischen den Kreisen und kreisfreien Unterschiede gibt. Das Resultat: Ja, diese gibt es.

Beispiel Bayern: Hier verlassen landesweit nur 4,9 Prozent der Jugendlichen die Schule ohne Abschluss. Regional gibt es aber gewaltige Unterschiede — die Quote schwankt zwischen 0,7 Prozent und 12,3 Prozent. Beispiel Sachsen: 44,7 Prozent der Schüler machen in dem Bundesland das Abi oder Fachabi. Kommunal liegt die Spannweite aber zwischen 32 Prozent und 63 Prozent. Die Studienmacher raten daher eine stärkere Unterstützung der regionalen Schulentwicklung durch die Länder. So könne der Entstehung von Ungleichheit begegnet werden, unabhängig von den kommunalen Finanzlagen.

Weitere Bereiche, mit denen sich der "Chancenspiegel" beschäftigt, sind die Ganztagsschule und Schüler mit Förderbedarf. Bei den Ganztagsangeboten werden nur geringe Fortschritte festgestellt. Es besuchten zwar mehr Schüler eine solche Einrichtung (2012: 32,3 Prozent; 2011: 30,6 Prozent), doch das Angebot decke bei Weitem nicht den Bedarf. Demnach wünschen sich 70 Prozent der Eltern einen Ganztagsplatz für ihr Kind.

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Foto: dpa, Armin Weigel

Die Teilhabechancen von Schülern mit Förderbedarf liegen laut der Studie dagegen "zwischen Fortschritt und Stagnation". Es gingen zwar immer mehr Kinder und Jugendliche mit Förderbedarf auf eine Regelschule, doch der Anteil der Sonderschüler bleibe konstant. "Dieses Doppelsystem schließt nach wie vor fast fünf Prozent aller Schüler vom Regelschulsystem aus", sagt Jörg Dräger, Vorstand der Bertelsmann Stiftung.

NRW in Spitzengruppe bei Abiturquote

Das Thema Inklusion spielt auch in der Bildungspolitik von NRW derzeit eine große Rolle. Die Studie zeigt, dass hierzulande mehr Schüler vom Regelschulsystem ausgeschlossen sind als im Bundesdurchschnitt (NRW: 5,2 Prozent; Bundesschnitt: 4,8 Prozent). Dabei sei aber noch einmal gesagt, dass sich die Zahlen auf das Jahr 2012 beziehen und die Inklusion in NRW jetzt vorangetrieben wird.

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Positiv sticht Nordrhein-Westfalen im "Chancenspiegel" übrigens bei der Zahl der Abiturienten heraus. Bei dieser Quote verteidigt das Bundesland seinen Platz in der Spitzengruppe. 64,5 Prozent der Jugendlichen machen demnach in NRW das Abi bzw. Fachabi (Bundesschnitt: 54,9 Prozent). Auch bei den Schulabbrechern steht das Bundesland besser da als der Bundesdurchschnitt. 5,7 Prozent der Jugendlichen verließen hierzulande ohne Abschluss die Schule, im Bundesschnitt waren es 6,0 Prozent.

(das)
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