So wird man Privatdetektiv Auftraggeber Eifersucht

Wiesbaden (RPO). Mit Romanfiguren wie Philip Marlowe haben Privatdetektive meist wenig gemein. Konspirative Treffen oder geheime Abhöraktionen finden in der Realität nicht statt. Jede zweite Anfrage kommt aus der Wirtschaft, aber auch Eifersucht ist ein guter Auftraggeber.

 Auf der Lauer: Privatdetektive bekommen viele Aufträge aus der Wirtschaft.

Auf der Lauer: Privatdetektive bekommen viele Aufträge aus der Wirtschaft.

Foto: tmn

Alexander Schrumpf hat sich auf Wirtschaft spezialisiert. Der Detektiv aus Wiesbaden ermittelt unter anderem für Firmen. Die interessiert zum Beispiel, ob ein vermeintlich zahlungsunfähiger Kunde ein Segelboot am Mittelmeer hat. Oder es geht um das Enttarnen eines Vertreters, der für konkurrierende Firmen reist - ohne dass diese voneinander wissen. Und auch wenn Immobilien überteuert an den Mann gebracht werden, kann ein Privatermittler nützlich sein. Detektive könnten mitunter helfen, Millionen Euro zu sparen, sagt Schrumpf. "Wir können aber nicht durch Wände sehen."

Heinz Rudolf Kunze flehte in den 1980ern: "Marlowe, finden Sie Mabel!" Einer untreuen Verlobten im Stile der Romanfigur des Philip Marlowe hinterherzuspionieren, zählt aber nicht zu den Hauptaufgaben von Detektiven. Nach Angaben des Bundesverbands Deutscher Detektive in Meckenheim bei Bonn kommt jeder zweite Auftrag aus der Wirtschaft. Von Privatpersonen kommt rund ein Viertel der Arbeit. Hier stehen Ehe- und Familienangelegenheiten auf Platz eins.

Seelentröster und Menschenkenner

In solchen Fällen fordern meist die Frauen den Treuetest. "Dann ähnelt meine Arbeit der eines Seelsorgers mehr als der eines Ermittlers", erzählt Alexander Schrumpf. Dabei hat er die Erfahrung gemacht: "Ist eine Beziehung so erschüttert, dass Dritte um Hilfe gebeten werden, ist sie meist nicht mehr zu retten - egal, was die Ermittlungen ergeben." Die Arbeit mit Lockvögeln gilt als verpönt. Und das Interesse an Nachweisen fürs Fremdgehen ist etwas verblasst, seit im deutschen Scheidungsrecht die Frage nach dem "Schuldigen" einer kaputten Ehe unerheblich geworden ist.

Privatdetektive liegen keineswegs permanent auf der Lauer, wie es Fernsehserien nahelegen. Sie lesen, analysieren und vergleichen viel. Dafür ist ein scharfer Blick nötig, denn das genaue Beschreiben von Leuten und Situationen ist eine Kunst. Gute Sprachkenntnisse sind wichtiger, als eine Waffe zu besitzen. Ein Ermittler muss etwas suchen und finden. "Dafür muss nicht auf mich geschossen werden", sagt Schrumpf.

Der Job kann ziemlich einsam sein: Detektive schlagen sich oft Nächte oder Feiertage um die Ohren - nicht eben zur Freude der Familie, falls sie eine haben. Viele Ermittlungsmethoden kann jeder nutzen. Amtsgerichte oder Kfz-Meldestellen geben mehr Auskünfte, als man allgemein erwartet. Um Gewicht vor Gericht zu haben, müssen Beweise immer auf legalem Weg beschafft worden sein. Das Abhören von Räumen, Aufnahmegeräte in Zigarettenschachteln und konspirative Treffen an verruchten Orten finden vor allem in der Fantasie von Drehbuch-Autoren statt - das echte Leben sieht anders aus.

"Handwerker der Informationsbeschaffung"

Andreas Heim nennt Detektive "Handwerker der Informationsbeschaffung" und sorgt dafür, dass sie ihr Metier beherrschen. Er ist Geschäftsführer der Zentralstelle für die Ausbildung im Detektivgewerbe. Sie ist Deutschlands renommierteste Schule der Branche. Schießen und Anschleichen stehen nicht auf dem Stundenplan. "In den Kursen geht es vor allem um Recht und Berufskunde, also Kriminalistik, Technik, Psychologie", erklärt Heim.

Daneben gibt es zertifizierte Lehrgänge von den Industrie- und Handelskammern sowie privaten Bildungsträgern. Nach Angaben der Bundesagentur für Arbeit bereiten die Kurse auf verschiedene Bereiche vor - etwa auf die Arbeit als Privat- oder Kaufhausdetektiv, als Personenschützer oder als Sicherheitsfachkraft. Wenigen Berufsanfängern gelingt der Schritt die Selbstständigkeit, noch weniger sind fest angestellt. Wer ein eigenes Büro aufmachen will, muss zudem erst einmal Geld für die Ausstattung investieren.

Einen guten Detektiv erkennt man nicht gleich. Da es kein geschützter Beruf ist, kann sich jeder Privatdetektiv nennen. Um ein entsprechendes Gewerbe anzumelden, braucht lediglich man ein Führungszeugnis. Ob eine Detektei seriös ist, zeigt sich am besten bei einem Besuch. "Sie können sehen, ob der Detektiv nicht von seinem Schlafzimmer aus arbeitet", erklärt Heim. Gerhard Weitschal vom Deutschen Detektivverband (DDV) warnt zudem vor Büros mit greller Werbung und empfiehlt, nach der Mitgliedschaft in einem Berufsverband zu fragen.

Honorare für Detektive

Die Ausbildung an der ZAD dauert zwischen 10 und 22 Monaten und kostet 3500 Euro. Rund 3000 Detektive sind bundesweit angemeldet. Zwischen 50 und 70 Detekteien arbeiten bundesweit. Die Honorare für die Detektivstunde schwanken zwischen 40 und 120 Euro. Bei einigen wenigen Detekteien gehen die Honorare bei 50.000 Euro los. Drei Berufsverbände vertreten die Branche. Männer sind darin bislang klar in der Mehrheit: Schätzungen zufolge ist nicht einmal jeder zehnte Privatdetektiv weiblich.

Internet: Bundesverband Deutscher Detektive www.bdd.de, Bund internationaler Detektive www.bid-detektive.de, Deutscher Detektivverband www.deutscher-detektiv-verband.de, Zentralstelle für die Ausbildung im Detektivgewerbe www.z-a-d.de.

(tmn/mais)
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