Bei Miles Davis im Studio in New York

Jazz Diese CD-Veröffentlichung wirkt bisweilen wie ein Hörspiel, man ist nämlich zu Gast im legendären 30th Street Studio der Plattenfirma CBS in Manhattan. Es ist der 24. Oktober 1966, und Miles Davis nimmt dort auf, und zwar mit seinem legendären "Second Great Quintet": Ron Carter spielt Bass, Herbie Hancock Piano, Tony Williams Schlagzeug und Wayne Shorter Saxofon. Der Boss allerdings ist ganz klar Miles Davis.

Jazz Diese CD-Veröffentlichung wirkt bisweilen wie ein Hörspiel, man ist nämlich zu Gast im legendären 30th Street Studio der Plattenfirma CBS in Manhattan. Es ist der 24. Oktober 1966, und Miles Davis nimmt dort auf, und zwar mit seinem legendären "Second Great Quintet": Ron Carter spielt Bass, Herbie Hancock Piano, Tony Williams Schlagzeug und Wayne Shorter Saxofon. Der Boss allerdings ist ganz klar Miles Davis.

"Freedom Jazz Dance" heißt die fünfte Lieferung in der grandiosen "Bootleg Series" mit unbekannten Aufnahmen von Miles Davis. Sie unterscheidet sich stark von den Vorgängern, weil hier erstmals keine Konzerte präsentiert werden, sondern Studio-Sessions inklusive Gesprächen, missratenen Versuchen und aussortierten Takes. Im Mittelpunkt steht das Album "Miles Smiles", das 1967 veröffentlicht wurde und immer ein bisschen zu kurz kommt, wenn es um die großen Platten von Miles Davis in jener Werkphase geht.

Man bekommt alle sechs Stücke zu hören und dazu die jeweilige Entstehungsgeschichte. Dem in der LP-Version siebenminütigen "Freedom Jazz Dance" etwa geht eine 23 Minuten lange Diskussion voraus. Ron Carter bricht immer wieder ab, wird von Miles Davis zurechtgewiesen, teils harsch: "Das ist viel zu gewöhnlich, spiel was anderes." Die Musiker benutzen das Studio als Labor, und so etwas wie die graue Eminenz ist Produzent Teo Macero, der immer den letzten Rat gibt und hinzugerufen wird, wenn etwas geschliffen und editiert werden muss.

Diese Ausgabe ist sicher nichts für Einsteiger, weil sie einiges voraussetzt, aber Fans erleben Verblüffendes. Einmal ruft Miles Davis den Kollegen Herbie Hancock zur Ordnung. Er ist nicht zufrieden mit dem, was der Pianist da abliefert. "Ich dachte, das wäre ganz gut", sagt Hancock zerknirscht. "Ich nicht", gibt Davis schroff zurück. Man nimmt also Anteil am künstlerischen Prozess, und beim Stück "Footprints" kann man nun nachvollziehen, wie es beim Aufnehmen immer schneller wurde, bis es das Tempo der später offiziell veröffentlichten Fassung hatte.

Hochspannende Ausgabe in einer großartigen Reihe. Philipp Holstein

(RP)
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