Amsterdam Ausflug nach Amsterdam

Amsterdam · Eine neue Ausstellung würdigt das Werk einer der bedeutendsten Künstlerinnen der Gegenwart: "Isa Genzken - Mach Dich hübsch!" heißt die sehenswerte Schau im Stedelijk Museum.

Isa Genzken ist ähnlich wie Anselm Kiefer international erfolgreich und auch nicht so bekannt in Deutschland wie im Ausland. 2007 hat sie den deutschen Pavillon in Venedig mit Masken, Schädeln und Astronauten ausgestattet, drei Mal nahm sie an der Documenta teil; ihr Werk ist komplex, vielseitig, politisch durchwirkt und manchmal schwer zu fassen.

Bei Gerhard Richter in Düsseldorf hat sie unter anderem studiert, mit dem teuersten Künstler der Welt war sie elf Jahre verheiratet. Doch ihr Werk kapselt sich ab von seinem, ganz deutlich sogar, denn sie ist eine minimalistisch arbeitende Konzeptkünstlerin, die Skulpturen, Fotografien, Plastiken, Malereien und Künstlerbücher anfertigt.

Dabei ist ihre Materialwahl ausgefallen. Schroffen kalten Beton verbaut sie und setzt ausrangierte Konsumgüter hinzu, auch Gips und Epoxydharze prägen ihr Werk. Nie gleicht eine Werkgruppe der anderen. Isa Genzken (67) ist ausgesprochen erfindungsreich.

Nach einer großen Retrospektive im New Yorker Museum of Modern Art ist ihr Werk jetzt in Amsterdam aufgebaut. "Mach dich hübsch!" nennt sie ihre Schau und ordnet diesem ungewohnt animierten Titel eine serielle Arbeit von Nofretete-Büsten zu. Zur großen Überraschung trägt die Schöne Sonnenbrille. Mal fehlt der Pharaonentochter ein Brillenglas, mal ist ein Auge geblendet. Auch Gasmasken und Perücken verpasst Genzken der berühmten Ägypterin und holt sie damit in die Gegenwart. Die Frage lautet: Darf sie das?

Die Antwort ist eindeutig: Kunst darf alles. Genzken ist verliebt in Extreme, dies spiegelt die Ausstellung ganz gut wider: Wie seelenlose abstrakte Gestelle wirken ihre Skulpturen oder die zu Gruppen arrangierten beinahe grotesken Schaufensterpuppen.

An den Wänden hängen alte Kleidungsstücke, die angemalt wurden. Hier und da trifft man auf politische Botschaften der Künstlerin ("Putin greift an"), die sie einst bekannt gemacht haben. Auch ihre legendären "X-Rays" sind zu sehen, Röntgenaufnahmen des eigenen Schädels.

Es ist der große Auftritt eines vielschichtigen Werkes, der den niederländischen Kuratoren Martijn van Niewenhuyzen und Beatrix Ruf in Amsterdam auf denkbar sehenswerte Weise gelingt. Genzken zu verstehen in ihrer Komplexität fiel nie leichter als in ihrer ersten niederländischen Retrospektive.

(RP)
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