Antonín Dvořák, der glückliche Komponist

Klassik Es gibt nicht viele Komponisten, denen man nachsagt, sie seien glücklich gewesen. Glück ist etwas Umfassendes, es strahlt aus ins Leben und ins Werk, wobei wir uns glücklich schätzen können, dass manche Komponisten privat äußerst unglücklich waren - der Leidensdruck war bei ihnen oft eine Art Impulsfeuer für großartige Kunst. Beethoven kerngesund und ohne die geringste Hörschwäche: Wären seine Musik und namentlich sein Spätwerk so revolutionär und existenziell ausgefallen, wenn der Komponist nicht mit zahllosen Widrigkeiten hätte kämpfen müssen? Andererseits mündet Glück nicht zwingend in künstlerische Sattheit.

Klassik Es gibt nicht viele Komponisten, denen man nachsagt, sie seien glücklich gewesen. Glück ist etwas Umfassendes, es strahlt aus ins Leben und ins Werk, wobei wir uns glücklich schätzen können, dass manche Komponisten privat äußerst unglücklich waren - der Leidensdruck war bei ihnen oft eine Art Impulsfeuer für großartige Kunst. Beethoven kerngesund und ohne die geringste Hörschwäche: Wären seine Musik und namentlich sein Spätwerk so revolutionär und existenziell ausgefallen, wenn der Komponist nicht mit zahllosen Widrigkeiten hätte kämpfen müssen? Andererseits mündet Glück nicht zwingend in künstlerische Sattheit.

Dafür ist der Komponist Antonín Dvořák ein glänzendes Beispiel. In seinem Leben gab es kaum nennenswerte Rückschläge, keine Ablehnung durch Kollegen, keine Pleiten bei Premiere. Nun gut, eine frühe Oper kapierte man damals noch nicht, aber ansonsten verwirklichten sich die meisten seiner Pläne. Er konnte ausgiebig reisen, wurde überall enthusiastisch aufgenommen - und sein USA-Intermezzo war fraglos die Krönung seiner Karriere.

Seine Musik nimmt jeden, der sie hört, durch ihre Direktheit, ihren herzerwärmenden Ton, ihre blühende Melodik und ihren dramatischen Gestus für sich ein. Kein Mensch, der bei der "Symphonie aus der Neuen Welt" nicht eine deutlich erhöhte Temperatur feststellt oder im langsamen Satz voller Wehmut eigenen Lagerfeuer-Erinnerungen und Indianer-Phantasien nachhängt. Gleichwohl scheint es an der Zeit, dass wir auch den Komponisten Dvořák jenseits dieses Meisterwerks entdecken.

Dazu gibt es jetzt prächtig Gelegenheit. Brilliant Classics hat eine hörenswerte 45-CD-Box zusammengestellt, in der alle wichtigen Werke Dvořaks vereint sind. Die Box kostet um die 60 Euro, und trotzdem handelt es sich bei den Künstlern nicht um Mindestlohnempfänger; unter anderem musizieren die Bamberger Symphoniker, das Nash-Ensemble, der Geiger Ruggiero Ricci, der Pianist Rudolf Firkusny und die Staatskapelle Berlin. Dass von den Opern in der Box nur "Rusalka" vertreten ist , kann man verschmerzen.

Sie ist sein Meisterwerk. Wolfram Goertz

(RP)
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