Wuppertal Wirbel um Unfall mit Thermomix

Wuppertal · Der Fall einer Australierin, die behauptet, ihr TM31 sei explodiert, sorgt für Diskussionen. Das Gerät konnte bislang nicht untersucht werden. Vorwerk ruft vorsorglich dazu auf, Dichtungsringe bei Geräten bestimmter Baujahre auszutauschen.

Ihre Arme, die Schultern und der Halsbereich sind gerötet, einige Hautpartien weisen Verbrennungen auf. Die Frau steht in einer von hellroter Pastasauce komplett bespritzten Küche. Mit diesem Foto, das im Internet bereits tausende Male weltweit geteilt wurde, will eine Australierin auf die angebliche Ursache ihrer Verletzungen aufmerksam machen: Ein Thermomix soll explodiert sein, als sie mit diesem die Sauce zubereitete.

Die heiße Flüssigkeit habe ihren Körper so schwer verbrüht, dass sie im Krankenhaus behandelt werden musste. Dort seien schwere Verbrennungen festgestellt worden. Nun warnt die Frau vor dem Gebrauch der Küchenmaschine TM31 und fordert, dass der deutsche Hersteller Vorwerk alle Geräte zurückruft. Doch kann man der Botschaft der Frau trauen? Und geht von dem millionenfach verkauften Gerät tatsächlich eine Gefahr aus? In Internetforen diskutieren Nutzer der Küchenmaschine intensiv - und längst nicht alle halten den Bericht der Frau für glaubhaft oder seriös.

Die wichtigsten Fragen im Überblick.

Welche Geräte sind betroffen? Der neue Thermomix TM5, der seit Herbst 2014 vertrieben wird, ist laut Vorwerk nicht betroffen. Es geht ausschließlich um das Vorgängermodell TM31 (gibt es seit 2004). Wer dieses Gerät nutzt, sollte die Service-Nummer, die sich an der Unterseite befindet, überprüfen. Alle Geräte mit einer Ziffernkombination von 124231XX bis 143231XX sollten vorsorglich ausschließlich mit dem grünen Dichtungsring betrieben werden.

Vorwerk will allen registrierten Kunden den neuen Ring automatisch zusenden. Laut Unternehmenssprecher ist der Vorgang bereits abgeschlossen.

Wann tritt das Problem auf? Wenn ein TM31 mit hoher Drehzahl betrieben wird, was etwa beim Pürieren der Fall ist, und der Deckel anschließend direkt oder schnell geöffnet werde, könne unter Umständen heißes Mixgut aus dem Topf herausspritzen, erklärt Vorwerk.

Wer die Maschine vorschriftsgemäß betreibe, hat laut Hersteller aber nichts zu befürchten. "Wenn der Nutzer die Gebrauchsanleitung befolgt, funktioniert das Gerät einwandfrei und sicher. Das gilt für alle Thermomix-Modelle", teilte ein Unternehmenssprecher mit. So sollte der Drehzahlwähler, nachdem Stufe vier angewählt war, zunächst nur bis Stufe 1 runtergedreht werden und kurz in dieser Position belassen werden. Erst dann sollte der Knopf bis zur Markierung bewegt werden, auf der die Öffnung des Deckels abgebildet ist, erst dann soll der Deckel vorsichtig geöffnet werden.

Was sagt Vorwerk zu den Vorwürfen? Eine Rückrufaktion wird es nach jetzigem Stand nicht geben. Vorwerk hat jedoch einen Warnhinweis herausgegeben und die Gewährleistung für bestimmte TM31-Geräte um ein Jahr verlängert. Zudem sollen in allen möglicherweise betroffenen Geräten "vorsorglich" die grauen Dichtungsringe ausgetauscht und durch einen grünen ersetzt werden. Eine erste Warnung hatte Vorwerk im Oktober 2015 veröffentlicht, nachdem laut Unternehmen erstmals bei den "intensiven regelmäßigen Sicherheitstests" aufgefallen war, dass "der Dichtungsring im Deckel nicht einwandfrei funktioniert".

Betroffen waren davon der ersten Mitteilung zufolge alle Maschinen des Typs TM31, die zwischen Oktober 2012 und Mai 2014 hergestellt wurden. Der Austausch des Dichtungsringes bei diesen Geräten ist bereits abgeschlossen. Nun hat Vorwerk die Tauschaktion auf Geräte ausgedehnt, die nach Mai 2014 produziert wurden.

Und was ist, wenn ich das Gerät von jemandem übernommen habe? Wer sein Gerät gebraucht erworben hat oder damit beschenkt wurde und zu dem genannten Kreis gehört, soll sich direkt bei Vorwerk melden. Er erhält dann ebenfalls kostenfrei einen neuen Dichtungsring.

Wie ist der Beitrag der Australierin einzuschätzen? Es gibt gleich mehrere Punkte, die stutzig machen. Wieso fotografiert man sich unmittelbar, nachdem man solche, wie sie selbst schreibt, schmerzhaften Verletzungen erlitten hat? Oder wurde die Situation einige Tage später nachgestellt? Aber wieso ist die Küche dann noch völlig besudelt? Vorwerk hat der Kundin nach eigenen Angaben angeboten, die Küchenmaschine zu untersuchen und die Ursache zu ergründen.

"Unserem australischen Distributor ist der betroffene Thermomix TM31 bislang leider nicht für eine Überprüfung des Gerätes zur Verfügung gestellt worden", erklärte ein Sprecher des Wuppertaler Unternehmens. Warum ließ sich die Australierin darauf nicht ein? Unklar ist somit bislang nicht nur, ob die Verbrühungen tatsächlich von diesem Gerät stammen, sondern auch, ob es sich möglicherweise um einen Bedienfehler handelt.

(RP)
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