Urlaubsliebe Verreist, verliebt, verheiratet

Sonne, Meer, Strand - das hebt die Laune und macht geselliger. Meist ist die Urlaubsliebe bald vergessen, manchmal hält sie lebenslang. Leser erzählen von ihren Ferienflirts.

W ir mussten in die Ferne schweifen, dabei hätte das sprichwörtlich Gute doch so nah gelegen. Und Kontakt hatten wir auch schon gehabt: Ich als Redakteurin der "Düsseldorfer Nachrichten" mit ihm als Werbeleiter des Textilkaufhauses Koch am Wehrhahn. Aber der oft zitierte Funke zündete erst später, genauer: im Dezember 1965.

Damals spendierte der Werbeleiter der LTU einigen Multiplikatoren im kalten Dezember ein paar Freiflüge nach Malaga im sonnigen Andalusien. Wir trafen uns schon auf der Gangway. "Na, auch einen Flug geschenkt bekommen?", war der Begrüßungssatz meines Mitreisenden. Der hatte vorsorglich bereits ein Hotel in Torremolinos gebucht (ich nicht, wie seltsam). Der erste Weg aus unseren Einzelzimmern führte uns getrennt in die Ortsmitte. Und schon nach zehn Minuten trafen wir uns wieder - in der Kirche (wie seltsam).

Von nun an waren wir unzertrennlich - auf jeden Fall für diese zauberhafte Woche in Andalusien. Wir tauschten uns über noch nicht lange zurückliegenden Liebeskummer aus, erkundeten das Küstenland und waren mutig genug, uns auch einen Ausflug in Richtung Sierra Nevada zuzutrauen. Mit geliehenem Motorroller, den mein neuer Bekannter sehr souverän zu steuern wusste. Es gab Anblicke unvergessener Momente in der südspanischen Landschaft - und herben Frust, als wir bei der Alhambra zu spät eintrudelten. Geschlossen! Notgedrungen traten wir wieder die Rückfahrt in Richtung Küste an. Gegen Mitternacht waren wir wieder im Hotel.

Dort kam mir gegen Ende der Woche beim Frühstück auf einmal die Frage in den Sinn, ob ich mir dieses Gegenüber am Tisch wohl auch länger, vielleicht gar für immer vorstellen könnte. Ich war sehr erstaunt, wie schnell mein Inneres diese Frage bejahte. Dabei war zwischen uns trotz aller Nähe in der ganzen Zeit nicht wirklich "passiert", was dazu ermutigt hätte - abgesehen von vorsichtigen Umarmungen bei Mondscheinspaziergängen am Strand.

Rückflug, Heimweg - hieß das jetzt gleichzeitig auch Abschied? Das sollte offenbar nicht sein: Erst einmal mussten andalusische Keramikteller in meinem Appartement an die Wand. Als mein Reisegefährte neben seinem Handwerkszeug wie von ungefähr auch Rotwein, Elektrorasierer und Zahnbürste im Gepäck hatte, wusste ich: Träume können wahr werden. In der sehr turbulenten Silvesternacht verlobten wir uns wahrhaftig. Und zu Pfingsten 1966 feierten wir mit unseren bis dato einander völlig unbekannten Familien Hochzeit.

"Wir mussten heiraten", sagen wir gern - nicht etwa bevorstehender Geburten wegen (unsere Kinder kamen erst 1968 und 1970 zur Welt), sondern weil wir nur so bald eine Wohnung bekamen. Ohne Ehe keine Wohnung, so war das damals. Vergangenes Jahr konnten wir mit Kindern und Enkeln Goldene Hochzeit feiern. Auch die Hochzeitsreise passte übrigens ins Bild. Auch sie war ein Geschenk, genauer: 14 Tage im Wallis, ein Tombola-Preis von einer PR-Veranstaltung im Parkhotel.

Ursel und Richard Fuchs, Düsseldorf

(RP)
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