Rom Vatikan erlaubt McDonald's-Filiale

Rom · Einigen Kardinälen passt das nicht: Sie wehren sich gegen die Fast-Food-Kette.

Papst Franziskus hat sich bislang nicht als wirtschaftsliberaler Befürworter der selbstregulierenden Kräfte des Marktes geoutet. Im Gegenteil, "diese Wirtschaft tötet", postulierte der Argentinier zu Beginn seines Pontifikats. In diesem Zusammenhang ist ein Mietvertrag von nicht geringem Interesse, den die vatikanische Güterverwaltung vor Wochen unterschrieben hat. In ein seit Jahren leerstehendes Geschäft in einer Vatikan-Immobilie zu Füßen des Apostolischen Palastes im Borgo Pio zieht im kommenden Frühjahr die Fast-Food-Kette McDonald's ein.

Künftig werden sich im Schatten des Petersplatzes also Weihrauch und der Geruch von Frittieröl vermischen. Abgesehen von der Frage, wie die Geschäftspraktiken des amerikanischen Konzerns mit der katholischen Soziallehre und der Umwelt-Enzyklika des Papstes in Einklang zu bringen sind, hat die Vermietung auch Unbehagen in der Nachbarschaft ausgelöst. Die Bewohner des Borgo Pio befürchten das Ende des autochthonen Idylls aus überteuerten Trattorien, Klerikerbedarf und Souvenirläden.

Besonders ungehalten sind auch eine Handvoll Kardinäle, die in demselben Palazzo wohnen und ihre fürstlichen, bis zu 500 Quadratmeter großen Gemächer zu Schleuderpreisen bewohnen. Bislang waren vor allem Nachbarschafts-Streitigkeiten im Zusammenhang mit stundenlangem Klavierüben eines hochrangigen Prälaten bekannt geworden. Nun fürchten die Eminenzen, unter ihnen vor allem Italiener und zwei Lateinamerikaner, ganz und gar irdischen Krach, Schmutz und vielleicht sogar Mehrkosten durch den notwendig gewordenen Umbau. Gott bewahre! Beim Papst sei Beschwerde eingereicht worden.

Nun fragt sich, welche Rolle Franziskus in der Neuorganisation der päpstlichen Immobilien in Wirklichkeit spielt. Die päpstliche Ferienwohnung in der vatikanischen Sommerresidenz Castel Gandolfo wird in dieser Woche in ein Museum umgewandelt, im zugehörigen Biobauernhof machen sich Existenzängste breit. Über die Subversivität dieses Papstes sind sich die meisten römischen Beobachter einig. Sie fragen sich inzwischen nur, auf wessen Seite er steht.

(RP)
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