Opfer im Wachkoma Prügel-Attacken schockieren München

München · Jugendliche haben einen Mann zusammen-geschlagen, der Flüchtlingen half. Davor wurde ein Passant am Bahnhof attackiert. Er liegt im Wachkoma.

Opfer im Wachkoma: Prügel-Attacken schockieren München
Foto: dpa, shp pil

Er soll dazwischen gegangen sein, als Jugendliche mutmaßliche Asylbewerber anpöbelten - und bezahlte dafür mit seiner Gesundheit: Die Jugendlichen prügelten den Mann in der Nacht zu Samstag bewusstlos und verletzten ihn schwer. Der Fall wurde nun erst bekannt und schockiert München.

Zuvor hatte der Lagerist die Heranwachsenden aufgefordert, eine Gruppe von Afrikanern in Ruhe zu lassen. "Sie wurden nach seinem Eindruck von den anderen angepöbelt. Der Lagerist beschloss, sich der Gruppe zu nähern und die Jugendlichen anzusprechen. Hierbei forderte er sie auf, die Leute aus Somalia in Ruhe zu lassen", sagt ein Polizeisprecher. Der 39-Jährige konnte die Situation dadurch zunächst auch beruhigen.

Doch wenig später auf dem Heimweg entriss ihm einer der Jugendlichen die Aktentasche. Der Mann nahm die Verfolgung auf und wurde in einem Hinterhof von den Heranwachsenden im Alter von etwa 17 bis 20 Jahren mit einer Holzlatte niedergeschlagen. Am Boden liegend erlitt er zahlreiche Fußtritte gegen den Kopf und verlor das Bewusstsein. Die vier bis fünf Jugendlichen flüchteten. "Von denen weiß man nichts", sagte ein Polizeisprecher. Eine Anwohnerin hatte die Schreie gehört und die Polizei informiert. Nach Beschreibung des Opfers waren die Täter europäischer Herkunft. Die angepöbelten Männer und Frauen aus Afrika blieben vorerst unbekannt.

"Direkt in der Nähe des Tatortes ist eine Asylbewerberunterkunft mit mehreren Hundert Asylbewerbern", schilderte der Polizeisprecher. Die Ermittlungen gestalteten sich aufgrund der Sprachbarrieren und der Vielzahl der Bewohner schwierig. Den Verlauf der Tat erfuhr die Polizei von dem Opfer. Der Mann habe derweil die ersten von mehreren Operationen hinter sich. Dem Mann drohte zunächst, sein Augenlicht zu verlieren, zudem erlitt er mehrere Knochenbrüche im Gesicht.

Wie die Polizei gestern mitteilte, gab es darüber hinaus - ebenfalls in der Nacht zu Samstag - einen zweiten Fall von Prügelgewalt in der bayerischen Landeshauptstadt, bei der ein Mann lebensgefährlich verletzt wurde. Er liegt laut Polizei inzwischen im Wachkoma, nachdem er aus unbekannten Gründen in der Nähe des Hauptbahnhofs von einer vierköpfigen Verfolgergruppe eingeholt und mit einem Faustschlag ins Gesicht niedergestreckt worden war. Der 37-Jährige schlug mit dem Hinterkopf auf; es kam zu Einblutungen ins Gehirn. Der Tod konnte nur durch eine Not-Operation abgewandt werden. Doch Hirnschäden werden bleiben. Auch hier waren der etwa 20 bis 30 Jahre alte Haupttäter sowie die drei anderen Verfolger zunächst unbekannt.

Immer wieder gibt es ähnliche Fälle, als einer der bekanntesten gilt der Angriff auf Dominik Brunner im September 2009. Der Geschäftsmann stellte sich schützend vor vier Kinder an einem Münchner S-Bahnhof. Zwei Jugendlichen schlugen ihn damals zusammen. Er starb nicht an den direkten Verletzungen, sondern an Herzversagen.

(dpa)
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