Gütersloh NRW-Kitas auf hinteren Plätzen

Gütersloh · Zwar hat sich die Zahl der Erzieher erhöht, doch fehlen noch 15.600 Kräfte.

Nordrhein-Westfalen holt bei der Personal-Ausstattung in den Kindergärten zwar deutlich auf. Dennoch fehlen nach wie vor 15.600 Stellen, um eine nach Expertenansicht kindgerechte Betreuung zu ermöglichen, wie aus Zahlen der Bertelsmann-Stiftung hervorgeht. Demnach kümmert sich eine vollzeitbeschäftigte Fachkraft in NRW um 9,1 Kinder. 2012 kamen noch 9,8 auf eine Erzieherin oder einen Erzieher, heißt es in der Studie, die gestern veröffentlicht wurde, weiter.

Nur Baden-Württemberg (von 8,6 auf 7,3) und Rheinland-Pfalz (von 9,7 auf 8,8) schafften größere Sprünge beim Personalschlüssel. Allerdings liegt NRW im Westländervergleich weiter im unteren Drittel vor dem Saarland (1:9,6) und Hessen (1:9,8).

Besser sieht es bei der Ganztagsbetreuung in Krippen aus. Hier kommen zwischen Rhein und Weser 3,6 Kinder auf einen Erzieher, vor drei Jahren waren es noch 3,7. Hinter Baden-Württemberg und Bremen liegt damit NRW in der Spitzengruppe.

In Nordrhein-Westfalen besuchen nach Angaben der Stiftung 19 Prozent der unter drei Jahre alten Kinder und 94 Prozent der Drei- bis Sechsjährigen eine Kindertageseinrichtung. Für eine kindgerechte Betreuung empfehlen die Experten der Stiftung, dass sich ein Erzieher um drei unter dreijährige Kinder kümmert - beziehungsweise um höchstens 7,5 Kindergartenkinder.

Nach Berechnungen der Stiftung würden die fehlenden Stellen in NRW jährlich 698 Millionen Euro kosten. Aktuell liegen die Personalkosten in den NRW-Kitas bereits bei 3,4 Milliarden Euro. Für die Idealbesetzung wäre ein Anstieg um 21 Prozent nötig.

Bei der Qualifizierung der Fachkräfte liegt NRW laut Studie über dem westdeutschen Schnitt. Während im Westen 66 Prozent einen Fachschulabschluss haben, sind es in Nordrhein-Westfalen sogar 74 Prozent der 105.000 Angestellten in Kitas. Aber in den ostdeutschen Bundesländern sind es noch mehr - nämlich 86 Prozent. Den Machern der Studie zufolge bestimmt der Wohnort die Bildungschancen eines Kindes. "Bundeseinheitliche Rahmenbedingungen für Kitas sind für mehr Chancengerechtigkeit notwendig", mahnt Jörg Dräger, Vorstand der Bertelsmann-Stiftung. Die Verantwortlichen müssten sich auf kindgerechte Standards für die Personalausstattung verständigen, sagt er. "Deren Finanzierung erfordert eine gewaltige Kraftanstrengung, die von Bund, Ländern, Kommunen, Trägern und Eltern nur gemeinsam zu stemmen ist."

(dpa)
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