Wegberg Mit Lamas durch unberührte Natur

Wegberg · Im Naturpark Schwalm-Nette werden Touren mit der südamerikanischen Kamel-Art angeboten. Auch Kinder können mitlaufen.

Wegberg: Mit Lamas durch unberührte Natur
Foto: Jana Bauch

Pablo, Gomez und Sascha verstehen sich gut. Meistens zumindest. Nur wenn es ums Futter geht oder darum, wer der Boss ist, spucken sich die drei Lamas von Sabine Höfer manchmal an. "Menschen bespucken sie aber eigentlich nie", sagt die Natur- und Landschaftsführerin aus Wegberg-Dalheim.

Wegberg: Mit Lamas durch unberührte Natur
Foto: Jana Bauch

Seit etwas mehr als zehn Jahren bietet Höfer die Lama-Tours durch den Naturpark Schwalm-Nette an. "Ich wohne in der Natur, hatte Platz und arbeite gerne mit Tieren", begründet sie ihr für den Niederrhein nicht unbedingt übliches Angebot. Genutzt wird es vor allem von Familien mit Kindern, oft laufen aber auch Gruppen, beispielsweise mit behinderten Menschen, mit den Lamas durch den Wald. "Jeder kann individuell entscheiden, wie weit und wie fordernd die Strecke sein soll", so Höfer.

Lamas sind sehr friedliche Tiere und würden Menschen laut der Landschaftsführerin nie angreifen. Sie sind aber auch sehr schreckhaft und werden nicht gerne von Menschen direkt berührt. "Man sollte immer etwa einen Meter Abstand zu ihnen halten", erklärt Höfer. Außerdem werden sie nicht gerne gestreichelt. Einmal angeleint, lassen sich die Lamas problemlos führen. Da sie Herdentiere sind, ist es ihnen wichtig, immer nah beieinander zu bleiben. "Ohne ihre Kumpels laufen sie nicht mit", sagt Höfer. Außerdem passen sie gegenseitig aufeinander auf. Das Tier, das vorne läuft, hat seine Ohren immer nach vorne gespitzt, das letzte in der Reihe hat die Ohren nach hinten gedreht. "Wenn mal ein Feind von hinten kommt", so Höfer.

Zwar haben die Lamas in Deutschland keine natürlichen Feinde, in ihrer Heimat Südamerika aber müssen sie sich vor allem vor Pumas in Acht nehmen. Um diese nicht auf ihre Fährte zu locken, verrichten die Lamas auch ihr Geschäft immer alle an der gleichen Stelle. "So wird der Geruch nicht zu sehr verteilt", erklärt Höfer.

Die drei Lamas aus Wegberg haben alle einen ganz eigenen Charakter. So ist Pablo laut seiner Besitzerin der Liebste in der Gruppe, "dafür aber auch ein echter Angsthase". Sascha ist sehr geduldig, mag nur Pferde nicht und kann bei einer Begegnung mit diesen etwas nervös werden. "Und Gomez ist zwar der Schlauste, aber auch eine echte Zicke", sagt die Landschaftsführerin. Damit es nicht zum Zickenkrieg im Lamastall kommt, hat Höfer sich keine weiblichen Tiere angeschafft. Deren Haltung sei schwieriger und anspruchsvoller, und auch für die Touren würden sich Weibchen aufgrund ihres Charakters weniger gut eignen.

Doch auch die Männchen haben Ansprüche. So ist es laut Höfer wichtig, immer wieder die gleichen Rituale mit ihnen zu wiederholen und sich ihnen immer langsam und gemächlich zu nähern. Und genau wie der Mensch kann auch das Lama einen Sonnenbrand bekommen. "Ist es zu heiß oder brennt die Sonne zu stark, bleiben die Tiere daher auch im Stall", so Höfer.

Ansonsten sind Lamas sehr genügsam. Sie ernähren sich von Gras und Heu - etwa zwei bis drei Kilo pro Tier pro Tag - und können dank ihres warmen Fells das ganze Jahr über draußen stehen. Lediglich ein Unterstand bietet ihnen Schutz. Da sie so pflegeleicht sind, gelten sie als eine der ältesten Haustierarten der Welt und befinden sich seit etwa 7000 Jahren in menschlicher Obhut. Geritten werden können sie zwar nicht, dafür werden sie aber vor allem in Südamerika als Lasttiere genutzt. Auch ihre Wolle kann gut weiterverarbeitet werden. Zudem ist es dort üblich, Lamas, die nicht mehr anders eingesetzt werden können, zu schlachten sowie ihren Dung zum Heizen zu nutzen, erklärt Höfer.

Nicht nur die Lamas sind besonders. Auch der Naturpark Schwalm-Nette an der niederländischen Grenze bietet ein einzigartiges Naturerlebnis. Denn durch Erdkrustenbewegung und Eiszeiten hat sich eine Terrassen-Landschaft geformt, durch die sich die Wanderwege schlängeln. Der Naturpark umfasst 435 Quadratkilometer zwischen Wachtendonk, Mönchengladbach und Wassenberg und bietet so Lebensräume für seltene Tiere und Pflanzen. Natur und Aktivität lassen sich hier also hervorragend kombinieren.

(RP)
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