Germanwings-Absturz Lubitz offenbar schon in Piloten-Ausbildung depressiv

Berlin · Germanwings-Copilot Andreas Lubitz hatte offenbar schon früh psychische Probleme: Bereits im Jahr 2008 soll er unter anderem an Schlafproblemen und Hörstörungen gelitten haben.

Kurz vor dem Jahrestag der Germanwings-Katastrophe sind neue Details zum Gesundheitszustand des Copiloten Andreas Lubitz bekanntgeworden. Wie die Zeitungen "Bild" und "Bild am Sonntag" unter Berufung auf Ermittlungsakten der Düsseldorfer Staatsanwaltschaft und der französischen Unfalluntersuchungsbehörde BEA berichten, litt Lubitz schon kurz nach Beginn seiner Ausbildung zum Piloten im Jahr 2008 unter massiven psychischen Beschwerden - darunter Schlafprobleme, Verlust von Geschmacks- und Geruchssinn und Hörstörungen.

Ärzte hätten dies als schwere depressive Episode eingestuft, berichtet die Zeitung. Mit Mitrazapin und Cipralex habe Lubitz zwei starke Antidepressiva bekommen. Zudem seien nach dem Unglück in seinen Haaren Spuren des Schlafmittels Zolpidem gefunden worden. Der BEA-Bericht soll am kommenden Sonntag der Öffentlichkeit vorgestellt werden.

Das Flugzeug war am 24. März 2015 mit 150 Menschen an Bord auf dem Weg von Barcelona nach Düsseldorf an einem Berg in den französischen Alpen zerschellt. Die Ermittler gehen davon aus, dass der 27-jährige Lubitz die Maschine absichtlich zum Absturz brachte.

Die millionenschwere Zivilklage von Hinterbliebenen des Absturzes wird sich gegen die Flugschule der Lufthansa im US-Staat Arizona richten. Dies teilte der Mönchengladbacher Rechtsanwalt Christof Wellens, der einen großen Teil der Betroffenen vertritt, am Freitag mit. Die beauftragte US-Kanzlei werde die Klage voraussichtlich noch vor dem Jahrestag des Absturzes bei einem Gericht in Phoenix einreichen. In Goodyear nahe Phoenix sitzt die Flugschule für angehende Lufthansa-Piloten. Germanwings ist eine Lufthansa-Tochter.

In den USA könnten pro Absturzopfer bis zu fünf Millionen Dollar geltend gemacht werden. Die Ansprüche müssten aber individuell begründet und errechnet werden, sagte Wellens. Es gehe um Schmerzensgeld, wirtschaftliche Verluste, Unterhaltsansprüche, Kosten für die Reisen zu den Gräbern sowie die Kosten für die psychologische Betreuung.

Anmerkung der Redaktion: In einer früheren Version des Artikels hieß es, Lubitz habe in den Monaten vor dem Absturz 41 Ärzte zur Behandlung psychischer Probleme aufgesucht. An dieser Zahl gibt es inzwischen begründete Zweifel, wir haben den Aspekt daher aus dem Artikel entfernt.

(dpa)
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