Feine Gesellschaft in Wien Opernball feiert Brooke Shields — Helena Fürst mit verrückter Frisur

Wien · Für die feine Wiener Gesellschaft markiert das Fest den Höhepunkt der Saison. Seit mittlerweile 60 Jahren wird auf dem Wiener Opernball mit Stars und Sternchen bis in den Morgen gefeiert. Zu den illustren Gästen gehört diesmal die US-Schauspielerin Brooke Shields.

Wiener Opernball: Pamela Anderson und Brooke Shields feierten mit Richard Lugner
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Pamela und Helena auf dem Wiener Opernball 2016

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Foto: dpa, hpl

Es ist immer noch ein gesellschaftliches Ereignis, das weit über Wien hinaus strahlt. Auch wenn der Glanz der illustren Gäste meist etwas verblasst ist. Angekündigt war in diesem Jahr der französische Schauspieler Alain Delon, der jedoch wegen eines Schwächeanfalls kurzfristig absagen musste. Für ihn sprang die einstige "Baywatch"-Darstellerin Pamela Anderson ein.

"Wir haben aus der Not eine Tugend gemacht", sagte Florian Wess, der den Franzosen eingeladen hatte und nun schnell Ersatz brauchte. Mit dabei in der Loge von Wess war auch die deutsche Dschungelcamperin Helena Fürst - ob sie und Anderson sich viel zu sagen gehabt haben, sei zumindest dahingestellt.

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US-Star Brooke Shields ("Die blaue Lagune") war der diesjährige weibliche Aufputz für Richard Lugner, 83, den Wiener Baulöwen und Besitzer eines Shoppingcenters. In den letzten Jahren gerieten die Auftritte des selbst ernannten Opernballgalans meist zu peinlichen Fehltritten, die ihm den Beinamen "Hofnarr der Republik" einbrachten. Shields durfte in der Wiener "Lugner-City" die deutsche Ausgabe ihrer Memoiren ("There was a little Girl") signieren und machte dabei den Eindruck, keine Minute länger bleiben zu wollen als vertraglich vereinbart. Auf den Opernball freue sie sich aber, versicherte der Star: "Es ist sicherlich sehr schön, ich habe so etwas noch nie gesehen."

Für die stärkste Schlagzeile sorgte diesmal die Opernball-Organisatorin Desirée Treichl-Stürgkh selbst, als sie kürzlich überraschend ihren Rücktritt bekanntgab "Neun Opernbälle sind genug", sagte sie. Dass die Prinzipalin ausgerechnet zum 60. Bestehen des Balls geht, nehmen ihr die Wiener ein wenig übel. "Ich bedaure es, aber ich verstehe es auch", beschwichtigte Dominique Meyer, Direktor der Wiener Staatsoper und somit Hausherr des Opernballs, die Gemüter.

Treichl-Stürgkh versprach, ihr letzter Opernball werde "ein Prunkstück" sein, das Programm soll an frühere Glanzzeiten erinnern. Bekannt war vorab nur der Höhepunkt: Zwei hochkarätige Klassikstars, Plácido Domingo, der auch das Staatsopernorchester dirigieren wird, und die russische Sopranistin Olga Peretyatko singen den Operetten-Evergreen "Lippen schweigen, ´s flüstern Geigen" aus Lehars "Lustige Witwe". Auch dem Nachwuchs der Wiener Ballettakademie bietet der Opernball eine Bühne.

Erstmals wurde eine "Opernball-Benimmfibel" aufgelegt - eine neckische Anspielung auf die wachsende Zahl von Gästen, die es mit der Kleidervorschrift nicht so genau nehmen. Formal schreibt die Ball-Etikette für Damen bodenlange Abendkleider vor, für Herren Frack oder Smoking. Vorschrift ist auch das weiße Mascherl (Fliege) - wer ein schwarzes trägt, läuft Gefahr, mit einem Kellner verwechselt zu werden.

Fächerpolonaise von Karl Michael Ziehrer

Auftakt ist stets ein Zeremoniell, das einem Staatsakt gleicht. Vor dem Haupteingang der Staatsoper wird für die Gäste ein roter Teppich ausgerollt. Der Bundespräsident begibt sich, von einer Fanfare begleitet, in die Staatsloge. Nach der Bundeshymne zieht das Jungdamen- und Jungherrenkomitee, in diesem Jahr 144 Paare, nach den Klängen der Fächerpolonaise von Karl Michael Ziehrer in den Ballsaal ein. Künstler der Staatsoper erfreuen das Ballpublikum mit Tanzeinlagen, Liedern und Arien. Danach ertönt das Kommando: "Alles Walzer!", mit dem der Ballsaal für alle Gäste freigegeben ist. Schluss ist um fünf Uhr früh.

Die Proteste der letzten Jahre - meist von linken Gruppen, die den Opernball als "Orgie des Geldadels" einer vermeintlich hoffnungslos reaktionären politischen Elite verhöhnten - sind mittlerweile weitgehend verstummt. Unvergessen ist der satirische Auftritt des Wiener Schauspielers Hubsi Kramar vor 16 Jahren, der als verkleideter Adolf Hitler im Rolls Royce vorfuhr und kurz vor dem roten Teppich von der Polizei gestoppt wurde. Seither mag man in Wien nicht mehr gern vom "Staatsball" reden.

(RP)
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