Nena wird 50 Jahre alt Vom Fräuleinwunder zur "Rock-Oma"

Hamburg (RPO). Der Gedanke, ein halbes Jahrhundert alt zu werden, gefällt nicht jedem. Dass jedoch ausgerechnet Nena ihren 50. Geburtstag an diesem Mittwoch Missmut verspürt, ist so gut wie ausgeschlossen. Egal ob als international bestauntes Pop-Phänomen in den 80ern oder Deutschlands Rock-Oma - Nena zeigte immer große innere Kraft. Auch in Krisenzeiten, von denen sie einige erlebt hat.

So jung sieht die Pop-Oma Nena aus
11 Bilder

So jung sieht die Pop-Oma Nena aus

11 Bilder

"Die Fixierung aufs Alter macht unglücklich", hat Deutschlands wohl bekannteste Musik-Ikone einmal gesagt. Gut gelaunt, offen für Neues, bisweilen unkonventionell - so zeigt sich die inzwischen zur zweifachen Großmutter avancierten Sängerin seit vielen Jahren. Sie habe die Welt eines Kindes eben nie verlassen, meint sie. "Menschen mit verplantem Leben sind mir fremd".

Als lebenslustige "Rock-Oma" ist der frühere Superstar der "Neuen Deutschen Welle" zu ihrem 50. Geburtstag dabei nicht nur musikalisch gut im Geschäft. Als jugendhaft-freche Werbeträgerin ziert sie derzeit millionenfach den Titel eines großen Versandhauskatalogs und darf zudem als Jurorin in Fernseh-Castingshows wie "Unser Star für Oslo" jungen Kandidaten ihre Lebensweisheiten mit auf den Weg geben. Auch privat läuft es für Nena, die seit Jahren mit dem Produzenten Philipp Palm liiert ist. Zum Jahreswechsel machten ihre Kinder Sakias und Larissa sie binnen Wochen zur doppelten Großmutter.

Begonnen hatte die Karriere der als Gabriele Susanne Kerner im beschaulichen Hagen zur Welt gekommenen Sängerin 1982 mit einem furiosen Fernsehauftritt in der ARD-Jugendsendung "Musikladen", der sie und ihre gleichnamige Band über Nacht bekannt machte. Die Single "Nur geträumt" verkaufte sich allein am Tag nach der Ausstrahlung angeblich 40.000 Mal - und machte die energiegeladene 22-Jährige schlagartig zum Star. Mit dem melancholischen Anti-Kalter-Kriegs-Rocksong "99 Luftballons" erklomm sie im Jahr darauf dann sogar weltweit die Spitzen der Charts. Nena war Kult. Sie setzte mit Outfits wie knallbuntem Minirock, Stirnband und wirrem Haarschopf auch modische Trends.

Vorübergehend etwas stiller um das Jugendidol wurde es, als sich ihre Band 1987 auflöste. Zwar feierte die zierliche Frau mit den braunen Augen auch als Solokünsterlin Erfolge. Aber erst Jahre später, 2003, gelang ihr mit neuen Versionen ihrer alten Hits ein furioses, für viele unerwartetes Comeback. Das Album "Nena feat. Nena" wurde für die Wahl-Hamburgerin ein ebenso großer Erfolg wie das folgende "Willst Du mit mir gehn" von 2005, auf dem sich mit neuen Kompositionen gereift und nachdenklich präsentierte.

Zurück meldete sich Nena zu Anfang des neuen Jahrhunderts aber nicht nur als Musikerin, sondern auch als Verfasserin ihrer Autobiografie, als Schauspielerin und als Synchronsprecherin. In der Umfrage einer Frauenzeitschrift wählten die Deutschen sie 2005 auf Platz zwei ihrer Liste der am meisten bewunderten Frauen - nach Tennislegende Steffi Graf und gleichauf mit Schauspielerin Iris Berben.

Neben ihrer Musik waren und sind es vor allem Kinder, die der umtriebigen Künstlerin am Herzen liegen. 1989 starb ihr behindert geborener erster Sohn Christopher im Alter von elf Monaten. Es war der schwerste Schlag in ihrem Leben, unterkriegen aber ließ sie sich davon nicht. Sie wurde danach noch viermal Mutter - neben den Zwillingen Sakias und Larissa hat sie noch zwei jüngere Söhne - und engagiert sich seither leidenschaftlich für Kinder und in Erziehungsfragen. Noch vor ihrem Comeback machte sie sich mit Kinderliedern einen Namen. 2007 folgte dann in Hamburg die Gründung einer eigenen Schule.

Dabei setzt die Sängerin, der eine gewisse Nähe zum Spirituellen und Esoterischen nachgesagt wird, ganz auf eine antiautoritäre Erziehung, die Kindern viel Freiraum lässt. "Mein Traum ist eine Gesellschaft ohne Schulpflicht und repressives Erziehungssystem. Das wäre für unsere Kinder angemessen", sagt sie. Und von starren Regeln hält sie auch bei sich und anderen Erwachsenen nichts: "Ich finde es immer wichtig, das zu machen, was man fühlt, und nicht immer eingleisig zu fahren."

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort