Hollywood-Star im Skandal-Strudel Johnny Depp, was ist nur mit dir los?

Los Angeles · Johnny Depp gerät immer häufiger wegen seiner Eskapaden in die Schlagzeilen. Auftritte unter Alkoholeinfluss, Exzentrik und mäßige Filme bestimmen sein Bild in der Öffentlichkeit. Was soll das? Es wird Zeit, dass ihm jemand den Kopf wäscht. Eine Abrechnung.

Johnny Depp, einer der besten Schauspieler Hollywoods.

Johnny Depp, einer der besten Schauspieler Hollywoods.

Foto: ap

Oh Johnny, was ist bloß mit dir geschehen? Als Edward warst du berauschend, als Ichabod Crane inspirierend und als Sweeny Todd der personifizierte Schrecken. Viele von Tim Burtons psychedelischen, verstörenden Meisterwerken wären ohne dich nicht realisierbar gewesen. Als Jack Sparrow warst du der Held meiner Jugend. In meinem Herzen hattest du einen festen Platz als der unverwüstliche Gauner mit dem guten Herzen.

Unvergessen sind dein Auftritt als Donnie Brasco und deine verstörende Darbietung des Drogendealers George Jung in "Blow". Deine große Stärke war es immer, die Wahnsinnigen und die Scheiternden zu verkörpern. Du warst der personifizierte Antiheld und auch gradlinigere Charaktere wie der Buch-Detektiv Dean Corso ("Die neun Pforten") haben dich nicht überfordert.

Du warst der Mann für die größten schauspielerischen Aufgaben, ein unvergleichlich begabtes Mulittalent. Du warst Meister über Komik und Ernst, Wahnsinn und Vernunft, großer Tragik und leichter Unterhaltung. Eine Zeit lang warst du für mich der Grund, überhaupt ins Kino zu gehen.

Ich habe dich immer verteidigt. Nach "Fluch der Karibik" wurdest du Clown geschimpft, nach "Charlie und die Schokoladenfabrik" wurde dein Talent erstmals in Zweifel gezogen. Du hast die Zuschauerschaft schon immer gespalten — die einen fanden dich genial, die anderen hielten dich für eine grauenhafte Witzfigur. Doch mit einem konnte ich immer argumentieren — deinem Erfolg.

Amber Heard küsst Johnny Depp in Venedig
19 Bilder

Amber Heard küsst Johnny Depp in Venedig

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In der jüngeren Vergangenheit musste ich dich aber immer wieder scheitern sehen. Nach "Alice im Wunderland" begann ich zu zweifeln. Zwar lässt sich Tim Burtons Umsetzung des Carrol-Klassikers ohne weiteres als Meisterwerk bezeichnen, doch dich fand ich blass. Hier hast du zum ersten Mal vergeblich versucht, dich gegen den geballten Irrsinn einer Burton-Vision zu behaupten. Zu ähnlich war der Hutmacher deinen vorigen Rollen. Du hast einer der tragischsten Figuren Carrols ihre Tiefe genommen.

Am Tiefpunkt bist du schließlich vor zwei Jahren angelangt. "Lone Ranger" war ein Witz, die Hauptfigur Tonto eine Witzfigur, das gesamte Projekt ein Flop an den Kinokassen. Dir scheint schlichtweg die Fähigkeit abhandengekommen zu sein, gute Drehbücher zu erkennen. Stattdessen übernimmst du Rollen wie "Mortdecai", einem Gentlemen-Gauner von zweifelhaftem Esprit, und blamierst dich mit Auftritten, bei denen du so betrunken bist, dass du keine zwei Sätze mehr geradeaus sprechen kannst.

Bitte Johnny, komm zurück. Als Antiheld hast du brilliert. Leg endlich die schreiend bunten Outfits ab und besinn dich auf die Rollen früherer Tage. Du hast stets betont, nicht der Vorturner des kommerziellen Hollywood sein zu wollen, und bist es in den vergangenen Jahren doch gewesen.

Mach endlich Schluss mit den Plateauschuh-Auftritten und den peinlichen Interviews. Du bist noch jung genug, um wieder der zu werden, der du einst für mich warst: einer der größten Schauspieler aller Zeiten.

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