Juan Carlos wird 75 Ein König in der Krise

Madrid · Mit emsiger Aktivität versucht Spaniens Oberhaupt das wegen seiner Elefantenjagd angekratzte Image aufzupolieren. Auch die Eurokrise schadet seinem Ansehen im Land. Seinen Geburtstag am 5. Januar will er nicht besonders feiern.

Das ist Spaniens König Juan Carlos
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Den Thron muss man sich immer wieder aufs Neue verdienen, Tag für Tag, Monat für Monat und Jahr für Jahr. Das weiß der spanische König Juan Carlos nur zu gut. Er sagte einmal: "Wenn du das Volk gegen dich hast, kannst du einpacken." An diese Weisheit dürfte der Monarch gedacht haben, als sein Ansehen im Frühjahr nach einer umstrittenen Großwildjagd in Afrika mächtige Kratzer erhielt.

Der König, der am Samstag 75 Jahre alt wird, erlebt aktuell die schwierigsten Jahre seiner Regentschaft. Das Jahr 2012 dürfte für Juan Carlos das bitterste seit der Thronbesteigung gewesen sein. Böse Zungen sprechen vom "Jahr des Elefanten". Im April war bekannt geworden, dass der König in Botswana an einer Elefantenjagd teilgenommen hatte. Der Jagdausflug löste bei den unter Krise und Arbeitslosigkeit leidenden Spaniern Empörung aus.

Ungewöhnlich scharfe Kritik

Er war nur deshalb publik geworden, weil Juan Carlos sich bei einem Sturz die Hüfte gebrochen hatte. Die Presse übte ungewöhnlich scharfe Kritik am Monarchen und berichtete erstmals offen und ausführlich über angebliche Eheprobleme des Königspaars. Einige Politiker legten Juan Carlos gar eine Abdankung zugunsten des Kronprinzen Felipe nahe. In einer Geste, die in der Geschichte der spanischen Monarchie ohne Beispiel ist, entschuldigte sich der König öffentlich und gelobte Besserung.

Dabei warb er nicht nur für das Euro-Krisenland Spanien, sondern polierte nebenbei auch seinen eigenen Ruf wieder auf. Nach Erhebungen des Königshauses ist der damals entstandene Imageschaden mittlerweile weitgehend behoben. Aber eine andere Affäre ist noch nicht ausgestanden. Im neuen Jahr wird voraussichtlich Anklage gegen Iñaki Urdangarín erhoben, den Schwiegersohn des Königs.

Der Mann der Königstochter Cristina hatte im Februar 2012 als erstes Mitglied der königlichen Familie als Beschuldigter vor einem Ermittlungsrichter aussagen müssen. Der frühere Handballstar soll als Präsident einer gemeinnützigen Stiftung Millionenbeträge an Steuergeldern beiseitegeschafft haben. Juan Carlos' zweite Tochter ist geschieden — auch das gilt im katholischen Spanien noch immer als Tabu.

Unmut über Seitensprünge

Erstmals bewahrten die spanischen Medien auch nicht mehr Stillschweigen über mutmaßliche Affären des Königs, unter anderem mit einer Deutschen. So hatte Sofia ihren Mann erst nach mehreren Tagen im Krankenhaus besucht, was auch als Indiz dafür gewertet wurde, dass er nicht nur mit der Elefantenjagd für Unmut bei seiner Frau sorgte, sondern auch mit Seitensprüngen.

Trotz der Affären leistet Juan Carlos seinem Land nach Ansicht von Experten wertvolle Dienste. Der Historiker Paul Preston betonte: "Wenn Spanien jetzt eine Republik wäre, ließe sich wohl kaum ein Staatspräsident finden, der seine Amtsgeschäfte so neutral ausüben würde wie der König."

(dpa/RP)
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