Rietberg Landesgartenschau hilft NRW-Städten

Rietberg · Neue Straßen, gepflegte Grünanlagen, florierende Stadtteile - viele Kommunen in NRW haben dank der Laga einen Aufschwung erlebt. Auch in Kamp-Lintfort, wo die Schau 2020 stattfindet, erhofft man sich einen Image-Gewinn.

Wenn Nina Tiemann an die Landesgartenschau in Rietberg denkt, blüht sie auf. "Hätte es die Schau nicht gegeben, sähe die Stadt nicht so wunderschön aus, wie sie es heute tut", sagt die Stadtsprecherin. Vor acht Jahren richtete Rietberg in Ostwestfalen die Laga aus - und profitiert noch heute davon. "So wurden zum Beispiel Bauprojekte verwirklicht, die man ohne die Schau wohl erst in 20 Jahren angegangen wäre", erklärt Tiemann.

Für Rietberg war die Landesgartenschau ein Glücksfall. Die Stadt hat damit den wohl größten finanziellen Erfolg aller Städte mit der Ausstellung zum Gartenbau in NRW verzeichnet. "Als bislang einzige Schau haben wir ein großes Plus gemacht", sagt Tiemann. 20,5 Millionen Euro hatte die Stadt 2008 in die Herrichtung des Schau-Geländes und die Infrastruktur gesteckt - und 3,4 Millionen Euro Überschuss haben die Betreiber der Laga erwirtschaftet. In den Jahren nach der Laga waren die Besucherzahlen sogar jährlich gestiegen. Noch vier Jahre danach kamen rund 300.000 Gäste, 14.000 Dauerkarten gingen über die Theke.

Bis heute zehrt die Stadt von den Gewinnrücklagen. Sogar die Grünanlagen, die für die Schau errichtet wurden, können damit weiter betrieben werden. Die Stadt stellt der Betreiber-Gesellschaft hierfür jährlich 150.000 Euro zur Verfügung. Im kommenden Jahr werden die Rücklagen allerdings aufgebraucht sein. Da sich die Rietberger Bürger aber klar für eine Erhaltung des Parks ausgesprochen haben, sollen die städtischen Zuschüsse für die Bewirtschaftung dann auf rund eine halbe Million Euro im Jahr angehoben werden.

Auch andere Städte, die Landesgartenschauen ausgerichtet haben, haben weit über das Jahr ihrer jeweiligen Laga hinaus profitiert. Christoph Hartmann, Geschäftsführer der Landesgartenschau Zülpich, spricht von einem Entwicklungssprung von 20 Jahren, den die Stadt dank der Ausstellung vor zwei Jahren gemacht habe. 17,3 Millionen Euro wurden investiert. Dank der rund 550.000 Besucher sei die Schau auch aus finanzieller Sicht ein Erfolg gewesen, sagt Hartmann. Wie viel Geld die Schau konkret in die Stadtkasse gespült hat, werde aber erst nach der aktuell laufenden Wirtschaftsprüfung klar sein.

Aber nicht nur finanziell haben sich die vergangenen Landesgartenschauen für die ausrichtenden Städte in NRW bezahlt gemacht. Dank vieler Bau- oder Renovierungsarbeiten floriert vielerorts auch das Stadtbild. Die Leverkusener Verwaltung etwa zieht ein positives Fazit aus der Landesgartenschau 2005, weil die Stadt einen modernen Erholungspark sowie ein Gelände für ein ganzjähriges Veranstaltungsprogramm erhalten hat. Außerdem habe die Laga den Leverkusener Bürgern das Rheinufer für die Naherholung erschlossen und zu einer Imageverbesserung der Stadt geführt, erklärt die stellvertretende Stadtsprecherin, Heike Fritsch. Darum werden die Gärten nun für 300.000 Euro jährlich weiter gepflegt.

In Hemer im Sauerland, wo die Laga 2010 stattfand, spricht Stadtsprecher Marc Giebels sogar von einem "Wir-Gefühl", das durch die Schau entstanden sei. Wie in vielen anderen Städten hat auch in Hemer vor allem die Infrastruktur von der Laga profitiert. Es habe einen Entwicklungssprung gegeben, für den man sonst zwei Jahrzehnte gebraucht hätte, sagt Giebels.

Auch in Bad Lippspringe und Kamp-Lintfort, wo die Landesgartenschauen 2017 und 2020 stattfinden werden, hofft man auf einen Aufschwung. In Bad Lippspringe am Rande des Teutoburger Waldes etwa sollen im Zuge der Laga 500 neue Arbeitsplätze entstehen, sagt Stadtsprecher Matthias Hack. In beiden Städten erhofft man sich zudem Image-Gewinn und eine Erhöhung des Bekanntheitsgrades - und auch dort soll die Infrastruktur nachhaltig aufgebessert werden. "Die Laga ermöglicht uns, eine 40 Hektar große Industriebrache mitten in der Stadt innerhalb von fünf Jahren wieder instand zu setzten", sagt der Kamp-Lintforter Bürgermeister Christoph Landscheidt. "Dafür würden wir sonst eher zehn Jahre oder länger brauchen."

Nach aktuellen Planungen der Stadt Kamp-Lintfort beträgt der Investitionshaushalt für die Laga 2020 16 Millionen Euro brutto. Für die Durchführung sind weitere 9,6 Millionen Euro netto eingeplant. Nach den Wünschen der Verwaltung sollen vom Land rund fünf Millionen Euro Fördermittel bereitgestellt werden. Mit dem Geld soll dann etwa die Gestaltung der Freiflächen auf dem Zechengelände und die Aufwertung des Tourismusziels Kloster Kamp umgesetzt werden. Da die Veranstalter den Besucherandrang nach eigener Aussage konservativ kalkuliert haben, geht die Stadt davon aus, dass am Ende ein leichtes Defizit im Durchführungshaushalt entstehen wird. Dennoch sieht man der Schau positiv gestimmt entgegen, sagt Bürgermeister Landscheidt: "Die Kamp-Lintforter sind im Laga-Fieber."

Der Bund der Steuerzahler dagegen hatte die Landesgartenschauen in der Vergangenheit immer wieder kritisiert. Er bemängelte, dass Kommunen ihre Ausgaben und Einnahmen nicht transparent genug dargestellt hatten. Heiner Cloesgens vom Bund der Steuerzahler NRW sagt, er habe die Landesgartenschauen früher als "Blümchenschau" bezeichnet. "Da wurde in der Vergangenheit auch viel schön gerechnet." Die Konzepte hätten sich aber gebessert. Nun sieht auch Cloesgens die Vorteile: "Landesgartenschauen genießen nicht nur eine hohe Akzeptanz in der Bevölkerung, sie haben auch eine positive Auswirkung auf die Stadtentwicklung", sagt er.

(tsp)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort