Andrea Sawatzki "Ich bin zum Tatort-Muffel geworden"

Die Darstellerin spielt kurz vor Heiligabend die Hauptrolle in einer turbulenten Weihnachtskomödie. In ihrem Zuhause geht es eher besinnlich zu.

Düsseldorf Ihr Markenzeichen sind die leuchtend roten Haare und ein leicht spöttisches Lächeln. Klar, dass auch Gundula Bundschuh, die Heldin in der Weihnachtskomödie "Tief durchatmen, die Familie kommt", rote Haare hat - Sawatzki spielt sie nicht nur in der ZDF-Verfilmung, sie hat sie auch erfunden. Denn die 52-Jährige, die mit Schauspieler Christian Berkel verheiratet ist, schreibt auch Romane. In diesem Fall geht es um ein Weihnachtsfest, das aus dem Ruder läuft.

Sind Sie ein Weihnachtsfreund?

Sawatzki Ich liebe Weihnachten und habe am ersten Advent das ganze Haus geschmückt. Bei uns muss es sehr schön und sehr bunt sein. Wir lieben es festlich. Allerdings räume ich am 27. Dezember alles wieder in den Keller.

Wie viel in "Tief durchatmen, die Familie kommt" stammt aus Ihrem eigenen Erfahrungsschatz?

Sawatzki In dieser Geschichte ist vieles erfunden. Auch die Großfamilie ist fiktiv - wir feiern immer im kleinen Kreis - aber ich habe die Figuren und Geschehnisse aus Erzählungen von Freunden rekonstruiert.

Gibt es in Ihrer Familie ein Weihnachtsritual?

Sawatzki Mein Mann bereitet immer Rehrücken zu, und in den Nachmittagsstunden lesen wir uns etwas vor, zum Beispiel die Weihnachtsgeschichte von Charles Dickens. Und wir gucken gerne schöne Filme auf DVD.

Was ist denn Ihr Weihnachtsfilm?

Sawatzki Letztes Jahr war es Ben Hur. Wir nehmen uns meist die Klassiker vor, die etwas länger dauern. Also nicht unbedingt Filme, die auf Weihnachten einstimmen, sondern solche, die wir schon lange zusammen sehen wollten.

Gehen Sie auch in die Kirche?

Sawatzki Bis vorletztes Jahr schon, dann haben unsere Söhne plötzlich gestreikt. Nun müssen wir mal sehen, ob sie wieder wollen.

Was mögen Sie an Weihnachten?

Sawatzki Ich genieße besonders die Zeit mit der Familie, zu wissen, dass man einige Tage Ruhe hat. Man kann Ausstellungen besuchen, ins Theater gehen - und ist mal wirklich zusammen. Das ist sonst nur in den Sommerferien so, wenn wir mit den Kindern verreisen.

Ihre Söhne sind jetzt Teenager. Glauben Sie, dass sie mit Ihnen feiern, wenn sie größer sind?

Sawatzki Ich hoffe natürlich, dass sie später mit ihren Freundinnen am Heiligabend zu uns kommen werden. Davon gehe ich momentan aus - aber man weiß nie. Wenn sie etwas ganz anderes machen wollen, muss man sie wohl ziehen lassen.

Sie haben bereits vier Bücher geschrieben, die meisten Geschichten sind auch verfilmt worden. Ist das immer ihr Ziel?

Sawatzki Meine Produzentin Regina Ziegler möchte gerne auch den zweiten Roman über die Familie Bundschuh "Von Erholung war nie die Rede" verfilmen, und ich will noch ein drittes Buch über die Familie schreiben. Uns schwebt eine Art Familie Hesselbach der Jetztzeit vor. Insofern besteht immer die Hoffnung, dass es meine Geschichten ins Fernsehen schaffen. Auch für meine Kommissarin Melanie Fallersleben möchte ich gerne weitere Fälle schreiben und verfilmen lassen.

Ihre Produzentin ist auch Ihre Nachbarin.

Sawatzki Sie macht herrliche Königsberger Klopse. Im Sommer dürfen die Kinder bei ihr schwimmen, und wir tauschen uns über die Romane aus, die wir lesen. Es ist auf jeden Fall eine sehr befruchtende Freundschaft.

Häufig spielen Sie selbst die weibliche Hauptrolle in den Verfilmungen Ihrer Bücher. Sehen Sie sich schon beim Schreiben als die Figur?

Sawatzki Die Kommissarin aus meinen Thrillern hat schon einige Eigenschaften, die ich von mir kenne. Sie mag etwa morgens nicht in den Spiegel gucken, weil sie weiß, dass sie nicht jünger wird. Dieses Gefühl, 50 zu sein und sich zu fragen: Was kommt jetzt? Was habe ich noch für Chancen im Leben? Das können sicher viele Frauen in dem Alter nachvollziehen. Aber auch andere Figuren sind mir nah, sogar die Mörderin aus meinem Thriller bin in dem Moment ich.

Können Sie sich denn andersherum eine Schauspielerin vorstellen, die Andrea Sawatzki spielen könnte?

Sawatzki Nö (lacht).

Sie haben lange im "Tatort" mitgespielt. Käme es für Sie infrage, ein Drehbuch dafür zu schreiben?

Sawatzki "Tatort" ist ein schwieriges Unterfangen, denn es gibt ein festes Team, das darauf hofft, dass man eine tolle Geschichte für die Kommissare schreibt, aber das wird zunehmend komplizierter. Denn je bekannter die Kommissare werden, desto weniger haben sie zu spielen. Da spreche ich aus Erfahrung: Es ist als Kommissar traurig, wenn man sieht, was die Täter alles spielen dürfen. Und man selbst jagt immer nur.

Vermissen Sie den "Tatort" noch?

Sawatzki Es war auf jeden Fall eine tolle Zeit, und ich finde, Jörg Schüttauf und ich waren ein tolles Paar. Die Frankfurter "Tatorte" mochte ich auch, weil sie so düster waren.

Düster sind sie jetzt ja nicht mehr. . .

Sawatzki Ich habe die letzten "Tatorte" nicht gesehen, denn sonntags mache ich meistens etwas anderes. Da ist großes Kochen und Reden bei uns angesagt. Das heißt, ich bin zu einem "Tatort"-Muffel geworden.

Was kochen Sie besonders gerne?

Sawatzki Generell kocht mein Mann mehr als ich. Ich bin eher für die Dekoration zuständig - und für den Abwasch (lacht). Momentan gibt es sonntags israelische Küche, die einen großen Anklang an die arabische Küche hat. Es ist verblüffend, dass sich diese beiden Völker gar nicht näherkommen, wo doch vieles so ähnlich ist.

LESLIE BROOK FÜHRTE DAS GESPRÄCH.

(RP)
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