Erinnerungen Brautkleid wird Taufkleid - und andere schöne Geschichten

Ein Geschäft in Köln verkauft Second-Hand-Brautkleider - nur aus glücklichen Ehen. Wir haben unsere Leser um die Geschichten ihrer Hochzeitskleider gebeten. Und auch diese haben immer ein Happy-End.

Doris Küppers, Mönchengladbach "Meine Eltern haben am 20. September 1973 kirchlich geheiratet. Ich, Jahrgang 1975, habe als Kind oft das Hochzeitskleid meiner Mutter bestaunt, das frisch gereinigt im Schrank hing und von dem sich meine Mutter nicht trennen konnte. Als ich 2005 meine Hochzeit plante, war für mich schnell klar, dass ich in genau diesem Kleid heiraten möchte. Die für die 1970er Jahre typischen Puffärmelchen wurden dafür entfernt, die aufgenähten gestickten Margeriten anders platziert, und weil meine Mutter gut zehn Zentimeter kleiner war als ich, bekam das Kleid einen Unterrock aus Tüll. Ich habe mich genau wie meine Mutter in dem Kleid sehr wohl gefühlt! Jetzt hängt das Kleid wieder frisch gereinigt im Schrank, und wer weiß? Vielleicht möchte eine meiner zwei Töchter - sie sind sieben und zehn Jahre alt - es irgendwann anziehen."

Renate Burgartz, Düsseldorf "Geheiratet haben mein Mann und ich am 15. November 1960 als erstes Brautpaar nach dem Neubau der St. Martinus Kirche in Neuss-Uedesheim, die am 13. November 1960 eingeweiht wurde. Das Braukleid hatte meine Schwester Gisela mir genäht. Mit meinem Mann zog ich in sein Elternhaus nach Düsseldorf-Itter. Im Sommer 1962 schoss er beim Schützenfest den Prinzenvogel ab. Wieder waren die Nähkünste meiner Schwester gefragt: Sie änderte mein Brautkleid in ein Prinzessinenkleid, in das ich im vierten Monat schwanger hineinpasste. Dieses Kleid habe ich immer noch."

Angela Funken, Mönchengladbach

"Mein Brautkleid habe ich mir zur Hochzeit am 11. Juni 1983 selbst genäht. Meine Schwiegermutter hatte mir zwar eindringlich davon abgeraten, denn es heißt ,Jeder Stich eine Träne'. Aber da wir immer noch glücklich verheiratet sind, war es wohl doch nur Aberglaube. Damit das Kleid danach nicht ungenutzt im Schrank hängt, habe ich aus dem Kleid nach der Geburt unseres ersten Kindes ein Taufkleid genäht, in dem nicht nur unsere drei Kinder, sondern auch einige Neffen getauft wurden. Vor sieben Jahren trug das Taufkleid dann unser erstes Enkelkind. Und in zwei Monaten steht die nächste Taufe für unser jüngstes Enkelkind an. So wird die Erinnerung an unsere Hochzeit bei jedem Tauffest wieder wach."

Ingeborg Jacobsen, Willich

"Nach vierjähriger Kennenlernzeit, im März 1962, heiratete ich meinen damaligen Verlobten, ,musste' ihn heiraten, da ich im fünften Monat schwanger war. Deshalb kam in der damaligen Zeit eine Hochzeit in Weiß natürlich nicht in Frage. Die Ehejahre gingen ins Land, drei Söhne wurden geboren. Nachdem heutzutage die jungen Bräute ohne Bedenken auch mit Babybauch in Weiß heiraten, machte ich mir in den vergangenen Jahren immer wieder Gedanken über das entgangene Brautkleid. Daraus entstand der allmähliche Wunsch, doch noch ein solches Kleid zu meiner Goldenen Hochzeit zu tragen. So beging ich im März 2012 im weißen Brautkleid unseren 50. Hochzeitstag. Später schlug mein Mann vor, das Kleid günstig zu verkaufen, da es seine Pflicht erfüllt hatte. Ich habe diesen Vorschlag empört abgelehnt. Ich will mit meinem Brautkleid einst beerdigt werden." Marion Schöne, Remscheid "Vor ein paar Wochen habe ich mein Hochzeitskleid an das Geschäft ,Vererbt' in Köln verkauft. Das Kleid fristete ein jahrzehntelanges Dasein im Schrank, und dazu war es echt zu schade! Es bestand aus einem Trägerkleid aus Chiffon und einer anliegenden Bluse darüber aus Plauener Spitze. Wir haben es auch in Plauen gekauft für 750 Ostmark, was bei unserem Verdienst damals ein Vermögen war. 1986 heirateten wir - mein Mann lebte damals in Remscheid und ich in Saalfeld/Thüringen. Wir hatten uns ein Jahr zuvor in der DDR auf einer Familienfeier meines jetzigen Mannes kennengelernt, verliebten uns direkt und hatten danach lediglich eine Woche, um uns näher kennenzulernen. Lediglich bei Freunden in Leipzig, die ein Telefon hatten, konnten wir alle paar Wochen telefonieren. Das war sehr teuer, und die Gespräche wurden mitgehört. Sehr schnell kam man uns "auf die Schliche", und an eine Einreise meines Mannes war nicht mehr zu denken. Ich musste meinen Personalausweis abgeben, verlor meinen guten Job. Es war eine sehr schlimme Zeit.

Das hat uns alles aber nicht verzweifeln lassen, und wir hielten an unserer Liebe fest. Einem Antrag auf Eheschließung wurde nach einem halben Jahr zugestimmt. Endlich durften wir am 29. Mai 1986 in Saalfeld heiraten. Absurd war, dass ich nicht direkt mit meinem Mann ausreisen durfte, sondern abermals einen Antrag stellen musste. Am 29. Juni 1986 zog ich zu meinem Mann nach Remscheid. Das Ganze war sehr kräftezehrend. Aber es hat sich gelohnt - wir sind mehr als 31 Jahre glücklich verheiratet."

(RP)
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