Gefährlich: Jugendliche driften in Wahnsysteme ab Hexenkult ist der Renner der Esoterik-Szene

Roßdorf (rpo). Hexenkult und alternative Heilverfahren sind in der Esoterik-Szene zurzeit der Renner. Dagegen sind die Klassiker der Branche wie Ufos, Kornkreise oder Spiritismus aus der Mode gekommen. Zu dieser Einschätzung gelangte die Gesellschaft zur wissenschaftlichen Untersuchung von Parawissenschaften (GWUP).

Ufos, Kornkreise oder Spiritismus seien in den Hintergrund getreten, sagte GWUP-Geschäftsführer Amardeo Sarma am Dienstag in Roßdorf (Kreis Darmstadt-Dieburg) bei seinem Jahresrückblick. Auch die Ziele der New-Age-Bewegung hätten sich verändert: Vor 20 Jahren sei eine bessere Welt und ein höheres moralisches Bewusstsein angestrebt worden, heute stehe vor allem das persönliche Wohlergehen im Mittelpunkt.

Der Boom der Hexen habe im Lauf der vergangenen Jahren vor allem über Fernsehserien weite Kreise der Gesellschaft erreicht. Inzwischen werde in Sonderheften von Jugendzeitschriften und Jugendbuchreihen "Girlie-Hexenpower" propagiert, sagte GWUP-Pressesprecher Bernd Harder. "Dabei werden oft banale Tricks wie Liebestränke und schicke Aufmachung magisch verbrämt." Es bestehe jedoch für einzelnen Jugendliche die Gefahr, in ein Wahnsystem abzudriften. "Wir kennen ein Mädchen, das einen unerreichbar geglaubten Jungen mit einem Liebeszauber belegt hat. Als der Junge sich dann tatsächlich ihr zuwandte, verzweifelte sie an ihrer scheinbaren Macht", erzählte Harder.

Unvermindert sei der Zulauf zu alternativen Heilverfahren wie Ayurveda oder Homöopathie, stellte der Leiter des Zentrums für Wissenschaft und kritisches Denken der GWUP, Martin Mahner, fest. "Wir versuchen, durch Aufklärung Schaden vorzubeugen." Bei vielen dieser Angebote gehe es nicht um Glaubensfragen, sondern um ganz konkrete Heilsversprechungen. "Sie können die physische und seelische Gesundheit der Betroffenen beeinträchtigen und außerdem viel Geld kosten", sagte Mahner.

(RPO Archiv)
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