Haie im Mittelmeer Weniger als ein Haiangriff pro Jahr

Düsseldorf · Im Mittelmeer leben knapp 50 verschiedene Arten von Haien. Die neue Angst vor Angriffen ist aber unbegründet.

Erst brach Panik auf Mallorca aus, als Rettungsschwimmer badende Urlauber aus dem Meer holen mussten, weil am Wochenende ein Blauhai gesichtet wurde. Dann kam Empörung auf, weil Wissenschaftler das anderthalb Meter große Tier vor den Augen der Touristen einschläferten. Und nun steht die Frage im Raum, wie gefährlich das Baden im Mittelmeer wirklich ist - immerhin leben knapp 50 verschiedene Haiarten im Mittelmeer.

Aus Expertensicht ist die Lage eindeutig: "Der Mensch ist gefährlicher für den Hai als umgekehrt", sagt Deborah Morrison vom Palma Aquarium auf Mallorca. Viele Haie stünden auf der Roten Liste der vom Aussterben bedrohten Tiere, weil die Lebensräume immer kleiner würden. Morrison war mit dabei, als Wissenschaftler den Blauhai vor der Playa de Palma einfingen und Sonntagabend dann einschläferten.

Zuerst am Strand von Illetes, dann vor den Küsten Cala Major und Can Pastilla zeigte sich das Tier am Wochenende drei Mal vor der beliebtesten Urlaubsinsel der Deutschen. "Der Hai war durch einen Fischerhaken im Kiefer schwer verletzt", sagte Morrison. "Er kam nur so nah an die Küste, weil er im Sterben lag." Eigentlich sei das ein für Haie untypisches Verhalten. Sie blieben auch selten an einem Ort, "Haie wandern", erklärt Morrison. Klimawandel und Überfíschung der Meere seien Gründe.

Laut der Organisation "Sharkinfo" gibt es im Mittelmeer pro Jahr weniger als einen Haiangriff auf Menschen. Diesmal trieb es einen Blauhai ins Mittelmeer und in Küstennähe, obwohl der Blauhai eher kalte Gewässer (bis 16 Grad) bevorzugt. Zunehmend fühlt sich diese Art auch im Mittelmeer wohl.

Groß, schlank und mit langer Brustflosse und Schnauze können die Tiere bis zu vier Meter lang und 200 Kilo schwer werden. Die "Shark Foundation" gibt an, dass Blauhaie vor allem wirbellose Fische oder Walkadaver fressen. Doch sie können kräftig zubeißen: In Einzelfällen haben Blauhaie kleine Boote zum Kentern gebracht. Haie greifen aber generell nie grundlos an, sagt Deborah Morrison. Wissenschaftler unterscheiden zwischen provozierten Angriffen und Unfällen. Neben dem Blauhai gibt es zwei weitere Haiarten im Mittelmeer, mit denen es häufiger zu Zwischenfällen kommt. Nicht erst seit Steven Spielbergs Film hat "Der weiße Hai" (1975) ein schlechtes Image. Er gehört schon wegen seiner Länge von bis zu fünf Metern zu den größten und imposantesten. Seit 1958 gab es laut Internationaler Sicherheitsunterstützungstruppe (ISAF) mehr als 200 Unfälle mit Menschen. Weiße Haie leben beinahe in allen Ozeanen weltweit. Am häufigsten werden sie in küstennahen Gewässern im westlichen Nordatlantik, dem Mittelmeer, vor den Südküsten Afrikas und Australiens gesichtet. Der Sandtigerhai ist ebenfalls im Mittelmeer zuhause. Er kann nahe der Küste, aber auch im offenen Ozean leben und wurde zuletzt auch häufiger in der Adria, um Sardinien, Korsika und vor Frankreichs Mittelmeerküste beobachtet. Die gefährlichsten Buchten befinden sich der ISAF zufolge an den Küsten der USA, Australiens und Südafrikas. 81 schwere Haiangriffe gab es vergangenes Jahr weltweit. Für ganz Spanien sind seit 1847 nur sechs Haiattacken dokumentiert.

Weniger beachtet, aber gefährlicher als Haie sind andere Tiere im Mittelmeer. Immer wohler fühlt sich der Kugelfisch. Silbern glänzender Rücken, schwarz gepunktet und hochgiftig: Bereits 2015 warnten Experten vor einer Invasion im Mittelmeer. Vergiftungen gab es in der Türkei, wo der Kugelfisch erstmals 2003 vor Akyaka entdeckt worden war. Bekannt ist die "Malle-Qualle" ("Leuchtqualle"). Eine Berührung kostet keine Gliedmaße, verursacht aber starke Verbrennungen.

(ball)
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