Düsseldorf Hagel, Starkregen, Hochwasser

Düsseldorf · Erneut sind über NRW heftige Unwetter hinweggezogen. Zahlreiche Einsatzkräfte mussten Keller leerpumpen und umgestürzte Bäume von den Straßen entfernen. Der Pegel der Issel ist wieder bedrohlich angestiegen.

Umgestürzte Bäume, Hagel und Blitzeinschläge - starke Unwetter richteten nach der Hitzewelle in vielen Teilen Nordrhein-Westfalens heftige Schäden an. Die Polizei spricht von mehr als 1500 Einsätzen wegen überfluteter Straßen, umgestürzter Bäume und vollgelaufener Keller. Gestern kühlten die Temperaturen im Land wieder ab, die Gewitter fielen daher nicht so stark aus wie befürchtet. Der Schwerpunkt lag ab dem Nachmittag im Norden von Rheinland-Pfalz. In der Kleinstadt Stromberg sind etwa 60 Häuser überflutet worden. Die meisten Bewohner wurden in Booten gerettet, wie der Krisenstab des Kreises Bad Kreuznach berichtete. "Aber es gibt immer noch Leute, die nicht aus dem Haus können."

Während eines Unwetters verwandelte sich der sonst so harmlose Welschbach in einen reißenden und über die Ufer tretenden Fluss. Zeitweise stand das Wasser auf den Stromberger Straßen bis zu zwei Meter hoch. Nur langsam lief es wieder ab. Mit Blick auf die Versorgung in der Nacht wurde ein Betreuungszentrum eingerichtet. Stromberg hat etwas mehr als 3000 Einwohner und liegt in 220 Metern Höhe am Rand des Soonwalds, einem der Bergzüge im Hunsrück.

In der Nacht zu Freitag waren schon schwere Unwetter mit Tennisball großen Hagelkörnern über den Kreis Heinsberg hinweggezogen. Zahlreiche Keller und Straßen liefen voll, Bäume wurden entwurzelt, Dächer abgedeckt. Das Erkelenzer Krankenhaus stand vor der Evakuierung. Am alten Rathaus in Erkelenz wurden historische Fenster zerstört. Auch Geilenkirchen und Übach-Palenberg wurden von dem Sturm stark getroffen. Im Geilenkirchener Stadtteil Süggerath schob Starkregen tonnenweise Schlamm auf die Straßen. In der Gemeinde Lienen im Kreis Steinfurt standen Straßen unter Wasser, die Polizei berichtete von hochschießenden Gullydeckeln und entwurzelten Bäumen.

In Hamminkeln im Kreis Wesel stand der Pegel der Issel gestern bedrohlich hoch. Es sei deutlich schlimmer als bei den Unwettern vor drei Wochen, da die Deiche aktuell weich seien, so ein Augenzeuge. Der Deich droht zu brechen, neuer Regen könnte die stark angeschwollene Issel überlaufen lassen, teilte die Feuerwehr Krefeld gestern Abend mit. Deshalb machten sich auf Anforderung der Bezirksregierung Düsseldorf 134 Feuerwehrleute aus Krefeld, Mönchengladbach und dem Kreis Viersen mit 27 Fahrzeugen auf den Weg nach Wesel. Bei Schermbeck wurde wegen des Hochwassers die Bundesstraße 58 gesperrt, um das Wasser von einer mehreren Quadratkilometer großen Grünfläche ableiten zu können. Der DWD warnte zudem vor einem weiteren Anstieg der Pegel am Wochenende.

Im westfälischen Rheine lief eine Kneipe voll Wasser: Die Gaststätte liegt an einer überfluteten Unterführung. Ein Fenster war laut Polizei aufgeplatzt, so konnte das Wasser eindringen. Zehn Menschen hielten sich zu diesem Zeitpunkt in der Kneipe auf, sie konnten sich aber selbst aus der brenzligen Lage befreien. Verletzt wurde niemand. In Mönchengladbach beschädigten Hagelkörner zahlreiche Autos und Fenster.

Das "Hurricane"-Festival im niedersächsischen Scheeßel wurde wegen Unwettern gestern für zwei Stunden unterbrochen. Dies sei keine Absage des Festes, betonten die Organisatoren. Sie riefen die rund 75.000 Besucher zu Rücksicht und Hilfe auf. "Bitte verlasst das Veranstaltungsgelände zu euren Fahrzeugen und nehmt andere Besucher in euren Fahrzeugen auf. Bleibt ruhig und achtet auf eure Mitmenschen." Beim Festival "Rock am Ring" waren 71 Menschen bei einem Blitzeinschlag verletzt worden.

Große Hitze führe nicht immer zu Unwettern, so Andreas Friedrich vom DWD. Es müssten bestimmte Wetterphänomene zusammenkommen, etwa Feuchtigkeit. Auch wenn es derzeit scheinbar viele Unwetter gibt, sei das für den Juni normal. "Es ist Hochsommer und damit die aktivste Zeit für Gewitter", sagt Friedrich. Erst ab August würden die Unwetter erfahrungsgemäß weniger werden, so der Meteorologe.

In Düsseldorf war das Unwetter zwar nicht so stark wie in anderen Regionen. Dort gab es jedoch ein sogenanntes Wetterleuchten. Das kommt laut Friedrich zustande, wenn die Gewitter noch in weiter Ferne sind, dann würde man nur die Blitze sehen, den Donner allerdings nicht hören. Bei normalen Gewittern könnte man dadurch in Erfahrungen bringen, indem man vom Blitzen bis zum Donnern mitzähle: Drei Sekunden stehen dabei für einen Kilometer Entfernung.

Prognosen, welche Schadenshöhe entstanden ist, kann die Provinzial-Versicherung noch nicht abgeben. Ein Sprecher empfiehlt Hausbesitzern, eine Versicherung gegen Starkregen abzuschließen - eine Wohngebäudeversicherung schütze dagegen nicht.

(RP)
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