Bukarest Kinderarbeit bei Ü-Eiern?

Bukarest · Nach Vorwürfen, die Süßwaren würden von rumänischen Kindern in privaten Wohnungen befüllt, ermittelt die Staatsanwaltschaft. Hersteller Ferrero reagierte entsetzt und prüft den Fall.

Ferrero: Kinderarbeit bei Überraschungseiern?
Foto: ddp

Die Vorwürfe wiegen schwer: Zur Herstellung der beliebten Ferrero-Überraschungseier sollen in Rumänien Kinder herangezogen worden seien. Das berichtet die britische Boulevardzeitung "The Sun". Demnach sollen arme rumänische Familien das Spielzeug in Heimarbeit in die gelben Verpackungen stecken, mit denen die Eier später befüllt werden. Das Blatt zitierte eine Familie mit drei Kindern im Alter zwischen sechs und elf Jahren. Demnach werden ihnen für 1000 Eier umgerechnet 4,43 Euro gezahlt. Ein Video zeigt, wie die Mutter und ihre Kinder die Plastikhüllen befüllen. Süßwarenhersteller Ferrero zeigte sich "äußerst entsetzt und tief betroffen" von den Vorwürfen und nannte das Vorgehen des Lieferanten "inakzeptabel". "Wir nehmen diese Angelegenheit äußerst ernst und haben sofortige, umfassende Ermittlungen initiiert", teilte das Unternehmen mit. Dazu seien bereits unabhängige Prüfer sowie ein spezialisiertes Team dorthin geschickt worden.

Aufgrund der vermeintlichen Enthüllungen hat sich gestern die rumänische Staatsanwaltschaft eingeschaltet. Es seien "Überprüfungen zu den Aspekten, die in dem Pressebericht gemeldet wurden", aufgenommen worden, teilte die Sondereinheit der Staatsanwaltschaft (DIICOT) mit, die für Kampf gegen Organisiertes Verbrechen zuständig ist. Derzeit gebe es aber noch keinen klaren Tatverdächtigen, man ermittle zunächst nur "zur Sache".

Dem Artikel zufolge bekommt die rumänische Familie die Einzelteile vom Ferrero-Zulieferer Romexa. Ein Manager der Firma kündigte an, die Verträge mit den betroffenen Fabriken zu kündigen, sollten die Vorwürfe stimmen.

Die Zeitung hat ihre Geschichte mit Fotos dokumentiert. Der Vater spricht von "Sklavenarbeit", die Kinder arbeiten demnach bis zu 13 Stunden täglich. "Wir haben keine Wahl", sagt die Mutter. Da die Eier in Privatwohnungen hergestellt würden, gebe es auch keinerlei Hygienekontrollen, heißt es. Zudem sei die Familie nur ein Beispiel, derartige Produktionsbedingungen seien weit verbreitet.

Ferrero wies darauf hin, dass es über einen strengen Ethik-Kodex verfüge sowie über einen Code of Business Conduct für Lieferanten, der verbindliche Voraussetzung für jeden Liefervertrag ist. "Der Code of Business Conduct schließt zwingend Kinderarbeit aus - in jeglicher Art, ob direkt oder indirekt. Er fordert zudem, dass alle Mitarbeiter sowohl für die Regelarbeitszeit als auch für Überstunden mindestens den Mindestlohn erhalten", heißt es. Jede Verletzung dieses Verhaltenskodex führe zur sofortigen Vertragsbeendigung. Zudem würden die Lieferanten regelmäßig durch unabhängige externe Prüfer durchleuchtet. Beim letzten Check der Firma Romexa im Mai habe es keine Beanstandungen gegeben.

Mittlerweile wurden aber auch Zweifel an der Darstellung der "Sun" laut. So soll die Mutter in lokalen Medien bestritten haben, dass ihre Kinder für Ferrero arbeiten. Zudem äußerte sich die Direktorin der Schule, in die die Kinder gehen, und erklärte, sie würden regelmäßig am Unterricht teilnehmen. Daher könnten sie nicht 13 Stunden am Tag Überraschungseier befüllen.

(RP)
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