Münster Wilsberg ermittelt in seinem 50. Fall

Münster · Solch eine Konstanz ist mittlerweile selten. Der Privatdetektiv löst seit 20 Jahren fürs ZDF seine Fälle. Selbst Schauspieler Leonard Lansink kennt nicht alle Geheimnisse.

In Wilsberg-Krimis gibt es Running-Gags wie zum Beispiel die konsequente Erwähnung von Bielefeld - aber ein immer wiederkehrender Witz ist selbst Leonard Lansink noch nicht aufgefallen. "Die quakende Ente kenne ich gar nicht", sagt der 59-Jährige, der seit 1997 den Münsteraner Detektiv Georg Wilsberg verkörpert. Der Mischtonmeister schummelt in jede Folge das Quaken hinein.

Für Fans der Krimiserie sind solche Gags seit 20 Jahren Kult. Heute läuft der 50. Fall, und in der mitunter schnelllebigen Fernseh-Landschaft ist das ein erwähnenswertes Jubiläum. "Das ist wirklich etwas Besonderes", sagt Lansink, "vor allem wenn ich das mit der Dauer von anderen Formaten vergleiche." Ist er in Münster unterwegs, wird er meist mit Wilsberg angesprochen. Für den Gelsenkirchener, der in Berlin lebt, ist das ein Privileg. "Das belegt doch nur, dass man etwas Gutes etabliert hat, mit dem die Leute mein Gesicht verbinden." Er mag die jahrelange Arbeit an seinem Charakter. "Ich bin mehr ein Langstreckenläufer, kein Sprinter."

Für das ZDF ist die Ermittlung aus Münster samstags ein Quotenhit. Mehr als sieben Millionen Zuschauer schalten ein. Die Charaktere überzeugen vor allem durch ihre Schrullen. So ist zum Beispiel Overbeck (Roland Jankowsky) ein überengagierter Top-Polizist mit alberner Sonnenbrille und Profiling-Kursen, der zu viel CSI und andere Polizeiserien geschaut hat. Finanzbeamter Ekki Talkötter (Oliver Korittke) schlittert immer in tollste Geschichten und hat einen Hang zur Melancholie. Kommissarin Anna (Rita Russek) und Wilsberg schleichen seit Jahren umeinander rum. Ob es in der Jubiläumsfolge endlich mit einem Happy End klappt? Leonard Lansink wünscht es sich nicht. "Sobald Wilsberg sich ernsthaft für eine Frau interessiert, stirbt sie."

Die Schauspieler sind mittlerweile gut aufeinander eingestellt. "Wir sind eine eingeschworene Truppe, wir können uns vor der Kamera aufeinander verlassen - eigentlich bräuchten wir keinen Regisseur mehr", scherzt Lansink, dessen Figur Wilsberg Mitte der 90er schon ein Novum in der deutschen Krimilandschaft war. Er ist ein Typ mit Ecken und Kanten, einem feinen Sinn für Humor und fährt auch nicht mit einem schicken Auto durch seine Stadt. Im Gegensatz zu Leonard Lansink hat die Rollenfigur aber den Führerschein. "Ich habe keinen Führerschein, ich finde den Vorgang des Autofahrens nicht spannend, und es macht mir keinen Spaß", sagt der Schauspieler, der aber während des Drehs auf abgesperrten Straßen hinterm Steuer sitzt. "Selbst wenn ich einen Führerschein hätte, würde ich trotzdem schlecht fahren." Deshalb verfolgt er auch nicht den Plan, doch noch den Führerschein zu machen. "Anders als andere Männer habe ich ein vollkommen unerotisches Verhältnis zu Autos."

Das idyllische Münster ist dank der Quoten von "Wilsberg" und des "Tatort" die deutsche Krimi-Hauptstadt. "Wir waren ja zuerst da, der WDR hat uns gut imitiert", betont Lansink. Seine Kollegen und er würden gerne mal eine gemeinsame Folge drehen oder sich im Film besuchen. "Aber der Sender muss das auch wollen, und mein Eindruck ist, der WDR will nicht." Dabei sei Münster die ideale Kulisse für das Verbrechen. "Es ist eine sehr liebliche Stadt, hinter der man gerne Abgründe zeigt." Ein Fall mit einem Massenmörder sei zwar schwierig, alles andere nehme man den Westfalen aber durchaus ab. "Und wenn es ein ganz schlimmes Verbrechen ist, war es eben ein Zugezogener oder einer aus Bielefeld."

Im 50. Fall "Tod im Supermarkt", in dem ausgerechnet Ekki unter Mordverdacht gerät, humpelt Lansink häufig und viel. Muss man sich Sorgen um ihn machen? "Die Dreharbeiten waren im April, und erst im Februar habe ich eine neue Hüfte bekommen", sagt der 59-Jährige. Deshalb gibt es viele Szenen, in denen er steht, sitzt oder langsam läuft. "Ich war schon froh, dass ich in diesem Film laut Drehbuch keinem Bus hinterrennen musste." Jetzt sei alles gut, er wieder fit. Der 50. Fall wird nun gefeiert, und Lansink ist noch lange nicht Wilsberg-müde. "Im Moment ist es nicht so richtig anstrengend, deshalb denke ich schon, dass wir die 75 schaffen - und damit meine ich nicht mein Alter, sondern die Zahl der Fälle." Vier Krimis dreht er pro Jahr, dann blieben Lansink noch etwa acht Jahre im Detektivdienst. "Das kriegen wir hin, und dann können wir auch sicher die 100 anpeilen."

"Wilsberg - Tod im Supermarkt", Sa., ZDF, 20.15 Uhr

(mso)
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