#ibes2016 Wieso schaue ich Dschungelcamp, obwohl ich es nicht mag?

Düsseldorf · Die zehnte Staffel "Ich bin ein Star - Holt mich hier raus" neigt sich dem Ende zu. Die Einschaltquoten sind gut, auch wenn offiziell niemand die Sendung schaut. Unsere Autorin ist kein Fan, sitzt am Ende aber doch jeden Abend vor dem Fernseher. Wie das kommt? Ein Erklärungsversuch.

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Mit dem Dschungelcamp ist das so eine Sache. Keiner schaut es, und doch wissen alle Bescheid. Selbst die, die es wirklich nicht gucken, haben am Mittagstisch zahlreiche Argumente, warum die RTL-Show völlige Volksverblödung ist. Ich selbst finde zwar nicht, dass man sich schämen muss, vermeintliche Promis dabei zu beobachten, wie sie sich blamieren, profilieren oder gegen ihr Image anzukämpfen versuchen. Sind ja alle freiwillig da. Dennoch würde ich mich nicht als eingefleischten Dschungelcamp-Fan bezeichnen. Im Gegenteil: Manche Staffeln sind sogar komplett an mir vorbei gegangen, ohne dass ich auch nur eine peinliche Aktion der "Stars" gesehen hätte.

Noch am Anfang der aktuellen Staffel war ich eine derjenigen am besagten Mittagstisch, die Bedenken äußerte. Da hatte ich eine Folge gesehen. Ich fand es unvorstellbar, mit diesen Bewohnern zwei Wochen lang meinen Abend zu verbringen. Und doch bin es nun ich, die dem Dschungelcamp-Finale am Samstag den Vorzug vor sämtlichen anderen Samstagabend-Aktivitäten gibt. Mit Freuden tausche ich mich mittlerweile über das Verhalten der Bewohner aus, werde ganz kribbelig, wenn Menderes es bei der Dschungelprüfung nicht schafft, den richtigen Schlüssel in die richtige Schublade zu stecken oder raufe mir die Haare, weil Helena Fürst auf dem Hochseil lieber diskutiert anstatt sich zu beeilen. Schließlich läuft die Zeit rückwärts. Wie kommt das?, frage ich mich manchmal selber. Denn die heimliche Angst, nach der Staffel ein bisschen dümmer als vorher zu sein, habe ich nach wie vor.

Diese Angst liegt nicht zuletzt an den doch gewöhnungsbedürftigen Weisheiten von TV-Sternchen David Ortega. Aussagen wie "es gibt Brückentiere, die stehen dafür, dass sie ein Mischling sind aus Dinosaurier-Vorfahr und Vogel. Es muss ja einen Übergang gegeben haben, wie bei Farben im Regenbogen", habe ich anfangs schlicht nicht verstanden. Aber ich hatte mich nicht verhört, David hat das wirklich gesagt. Es folgte ein kleiner Schock. Anschließend saß ich vor dem Fernseher und dachte darüber nach, wie solche Gedankengebilde in einem Gehirn entstehen können. Und irgendwann schließlich habe ich fast schon auf den nächsten Spruch gewartet.

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"So einfach ist es - ich habe mich auf den ganzen Quatsch eingelassen"

Und das ist eigentlich auch schon die Erklärung, wie ich schließlich doch zum Dschungelcamp-Freak geworden bin. Ich habe mich auf den ganzen Quatsch eingelassen. Ich wurde von meinem Voyeurismus überlistet und habe irgendwie eine Art Beziehung zu den Figuren aufgebaut. Natürlich glaubt man, jeder, der in dieses Camp zieht, lebt auch sonst auf einem fernen Planeten. Und ja, auch jetzt noch frage ich mich, aus welchem Grund sich Menschen so etwas antun. So groß kann doch keine Geldnot sein. Aber mit der Zeit lernt man die Kandidaten eben auch ein bisschen kennen. Und vielleicht gerade weil sie in einem Paralleluniversum zu leben scheinen und so gar nichts mit einem selbst gemein haben, sind sie irgendwie interessant.

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Brigitte, die sich als verständnisvoll und liebenswürdig herausgestellt hat, die stets vermittelt und ein Fantasie-Deutsch spricht, das einen zum Glucksen bringt. Ricky, der am Anfang noch einer der Normalsten zu sein schien und sich plötzlich als labiler Selbstdarsteller entpuppte. Helena, deren Gesicht ich zuvor noch nie gesehen habe und die einen durch ihre extra lahme Sprechweise zum Wahnsinn treiben kann. Oder Sophia. Die Frau, an der kaum etwas echt ist, bis auf ihren Charakter. Und schließlich DSDS-Menderes, der sich, abgesehen von seiner Schwäche, auf eine Frage immer gleich mit einem Roman antworten zu müssen, als sensibler, ziemlich schüchterner und freundlicher Junge entpuppt hat. Von Thorsten Legat mal abgesehen, der auch nach 14 Tagen nichts daran ändern konnte, dass er ein wenig durchgeknallt wirkt.

"Man muss sie nicht mögen, aber man kann mit ihnen mitfiebern"

Man muss sie nicht mögen, aber man kann mit ihnen mitfiebern, sich über sie aufregen, sich amüsieren, Partei ergreifen, sich fremdschämen oder einfach verfolgen, was zwei Wochen ohne Privatsphäre aus Menschen macht. Aber da man selbst quasi jeden Tag mit ihnen verbringt, ist es auch gut, dass nach zwei Wochen wieder Schluss ist. Denn wie bei den Bewohnern im Camp stellt sich auch auf der Couch kurz vor Schluss ein gewisser Lagerkoller ein. Die immer gleichen Vorwürfe nerven ebenso wie die immer gleichen Gründe, weshalb man für die Verbliebenen anrufen soll. Natürlich schaltet man jetzt so kurz vorm Schluss nicht einfach ab. Aber dann ist auch wieder gut. Und das ist nicht schlimm, jede gute Beziehung braucht auch mal eine Pause. Und im nächsten Jahr werden wir dann sehen, ob man bereit ist für neue Freunde auf Zeit.

(RPO)
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